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Milner Donna

Milner Donna

Titel: Milner Donna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: River
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wahrscheinlich die ganze Stadt, indem er bei der Witwe Beckett einzog. An dem Tag, an dem er ging, wurden er und die Witwe im Gerichtsgebäude der Stadt getraut, obwohl zuvor nie jemand gehört hatte, dass sie sich näher kannten. Danach bekamen wir die beiden nur noch selten zu Gesicht. Am darauffolgenden Montag erschien Mama Cooper wie üblich zum Bügeltermin. Sie wirkte bestürzt und rang ausnahmsweise nach Worten.
    Der Verlust ihrer Freundin hatte jedoch nicht zur Folge, dass Mama Cooper auf längere Sicht schweigsamer wurde. Sie setzte jeden Montag ihre Aktualisierung der Lokalereignisse in unserer kleinen Stadt fort. Sie schmückte ihre Geschichten noch mehr aus, wenn sie ein Publikum hatte. Ich glaube, sie genoss es ebenso sehr, die Mädchen, die sich damals in unserer Küche drängten, zu schockieren, wie es Morgan und Carl Spaß machte, sie auf den Arm zu nehmen.
    Eines Montagnachmittags, bald nach Rivers Ankunft, saßen Elizabeth-Ann und ich am Küchentisch und halfen Mom, Pfirsiche einzuwecken. Unsere Hände waren vom Schälen und Entsteinen ganz runzelig und orange verfärbt. Hin und wieder stieß Elizabeth-Ann einen Schrei aus beim Anblick eines Wurms, der sich aus dem Stein einer überreifen Frucht herauswand. Die Luft in der Küche war schwer vom Duft des kochenden Sirups. Dampf zischte aus dem großen blauen Einmachtopf, der auf dem Herd blubberte und schwankte.
    Mama Cooper stand am Bügelbrett, und das weiße Fleisch ihrer üppigen nackten Arme schwabbelte im Rhythmus ihrer schwerfälligen Bügelbewegungen.
    »Es gehört sich nicht, wie diese Mädchen in der Stadt herumstolzieren«, sagte sie, während sie einen blauen Kittel mit Matrosenkragen vom Brett zog und aufhängte.
    Wir wussten alle, dass »diese Mädchen« dieselben waren, deren Uniformen sie beim Bügeln ins Schwitzen brachten. Wie Mom war sie ein eifriges Mitglied des Hilfsvereins katholischer Frauen. Ihre Taten mögen barmherzig gewesen sein, aber ihre Bemerkungen über die Mädchen von Our Lady of Compassion waren es selten.
    Jeder in der Stadt wusste, dass es sich bei der »Mädchenschule« neben dem St. Helena’s Hospital in Wirklichkeit um ein von der katholischen Kirche geleitetes Heim für ledige Mütter handelte. »Großstadtmädchen«, fuhr Mama Cooper fort. »Die Familien schicken ihre missratenen Töchter dorthin, wenn es sie erwischt hat. Sie glauben, so was würde uns hier draußen in der Pampa nichts ausmachen!«
    Ich hatte oft gehört, dass sich Mama Cooper und die anderen Frauen von der Kirchengemeinde über die Vorstellung beschwerten, dass diese Mädchen in der Stadt herumliefen, und über den Einfluss, den sie auf ihre eigenen Töchter haben könnten.
    Aber Mom war immer bereit, sie zu verteidigen. »Sie sind einfach nur Kinder, die einen Fehler gemacht haben«, sagte sie.
    Jede Woche spendete Dad dem Heim Milch, und Mom schickte immer eine Extraportion Eier oder Sahne mit. Als ich klein war, spähte ich einmal, während Dad eine Auslieferung erledigte, durch ein Loch in der Hecke. So wie Mama Cooper über diese Mädchen gesprochen hatte, erwartete ich, dass sie Hörner trugen. Die hinter der Hecke sahen aber nicht viel anders aus als die Teenager in unserer Stadt, bis auf die Tatsache, dass sie unter ihren blauen Kitteln Wassermelonen unterschiedlicher Größe versteckt zu haben schienen. Sie weinten nicht und beteten nicht, was sie Mama Coopers Meinung nach tun sollten, sondern redeten und lachten miteinander, während sie in der Morgensonne untätig auf dem Rasen saßen.
    »Frech wie Dreck«, fuhr Mama Cooper bügelnd fort. »Ich habe zwei von ihnen am Samstag ins Postamt spazieren sehen. Diese Mädchen kennen keine Scham.«
    »Na, na«, sagte Mom und klappte den Backofen auf, um eine Ladung Brote herauszuholen, »sie brauchen genauso frische Luft und Bewegung wie alle anderen auch. Vielleicht noch mehr.«
    Als Mama Cooper eben antworten wollte, ging mit einem Quietschen die Fliegengittertür auf. Ohne einzutreten, stellte River ein braunes Einkaufsnetz auf die Ecke der Arbeitsplatte. »Hier sind die Deckel für die Einmachgläser, Nettie«, sagte er. Sein Lächeln richtete sich an alle, dann schloss sich die Tür hinter ihm.
    »Dieser junge Mann ist zu hübsch, um wahr zu sein«, schnaubte Mama Cooper, sobald River außer Hörweite war. »Er erinnert mich an den Lohnarbeiter, der vor Jahren für den alten Angus und Manny gearbeitet hat.«
    Mom und ich warfen uns einen Blick zu und verdrehten die Augen. Wir

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