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Milner Donna

Milner Donna

Titel: Milner Donna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: River
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bemerkt, dass Boyer die Hütte sorgsam begutachtete. Aber ich war zu sehr damit beschäftigt, jede Bewegung von River im Auge zu behalten.
    Ich glaube, an diesem Tag waren fast alle Teenager aus der Stadt am See. Sie planschten im Wasser, spielten am Floß und legten sich zum Aufwärmen auf Handtücher, die sie auf das Gras der Wiese gebreitet hatten. Hin und wieder schoss Elizabeth-Ann ein Foto mit ihrer neuen Instamatic – einem weiteren Geschenk ihres Vaters.
    Sie erwischte Carl und Morgan mit blütenblättergeschmückten Bademützen auf dem Kopf und Badetüchern, die sie sich wie Röcke um die Hüften gewickelt hatten. Sie halten die Arme hoch und imitieren einen Hulatanz. Hinter ihnen lehnt sich Boyer an die Tür der Hütte, wobei sein Kopf fast den Rand des Rahmens berührt. Ich weiß nicht, wer Boyer überredet hatte, mit uns zum See zu kommen, aber als Elizabeth-Ann mir in der folgenden Woche ihre Bilder zeigte, sah ich ihn auf jedem Foto im Hintergrund. Selbst auf dem von River.
    Diese Aufnahme habe ich behalten, in der Mitte zusammengeklappt, in meiner Brieftasche verstaut oder in dem Buch, das ich gerade las. Vorn war Boyer zu sehen, River auf der anderen Seite. Ich nahm das Foto heraus, wenn niemand in der Nähe war, und drehte es um. Ich studierte heimlich Rivers Gesicht, prägte es mir ein, und wie es wohl jede Heranwachsende tut, hauchte ich manchmal einen Kuss darauf.
    Elizabeth-Anns Apparat hielt River fest, als er sich am Picknicktisch zurücklehnte, die Gitarre im Arm. Er ist sich bewusst, dass er fotografiert wird, während er klimpert. Sein Lächeln blitzt unbekümmert, und ich redete mir ein, es sei für mich bestimmt.
    Boyer sitzt auf dem Boden, gegen den Stamm eines Apfelbaums gelehnt.
    Der Baum war knorrig und alt und wirkte wie ein Teil der Hütte. Äste waren vertrocknet und schließlich abgebrochen. Es konnte nicht mehr viel Leben in ihm sein. Dennoch sprossen jedes Frühjahr vereinzelte Blüten, und im Herbst ernteten wir verschrumpelte grüne Äpfel. Bis zu dem Augenblick, als ich das Foto mit Boyer sah, wie er im Schatten dieses verkrüppelten alten Baums saß, war mir seine Schönheit nie zu Bewusstsein gekommen.
    Auf dem Bild hat Boyer die Ellbogen auf die Knie gestützt, in den Händen hält er ein Buch. Doch er liest nicht. Er beobachtet River. Anders als River ist sich Boyer nicht bewusst, dass die Kamera diesen Moment festhält. Die übliche distanzierte Gleichgültigkeit ist aus seinem Gesicht gewichen, verdrängt von einem Ausdruck, den ich nicht deuten konnte.
    Als ich das Foto zum ersten Mal sah, war ich beeindruckt von dem Gegensatz zwischen Rivers offenem Lächeln und Boyers konzentriertem Blick. Ich war blind für die Ähnlichkeiten in diesen vielsagenden Mienen.
    An jenem Tag sah ich vom Ufer aus allen zu, wie sie im See schwammen. Die Mädchen wirkten wie große Blumen, die mit ihren bunten Blütenblätterkappen, die Morgan und Carl so urkomisch fanden, auf dem Wasser nickten. Einige genossen die letzten Sonnenstrahlen draußen auf dem Floß. Sie lehnten sich in ihren zweiteiligen Badeanzügen zurück, allzu sehr bemüht, so auszusehen wie die Badenixenmodelle in ihren Teenagermagazinen. Von diesen Posen wurden jedoch keine Schnappschüsse gemacht.
    Die Jungs tauchten und schwammen im Kampf um die Bewunderung weiblicher Augen um die Wette. Morgan und Carl schienen sich des Kontrasts zwischen ihren sonnengebräunten Oberkörpern und ihren käsigweißen Beinen nicht bewusst zu sein, als sie vor dem Floß Kanonenkugel spielten und über die aufkreischenden Mädchen ganze Wasserfontänen niedergehen ließen. Boyer und River schwammen gemächlich zum Floß hinaus und dann wieder zum Ufer – genug, um abzukühlen – und zogen sich dann zurück. Boyer zu seinem Buch, River zu seiner Musik.
    Ich war mir sicher, dass Elizabeth-Ann die Mädchen gewarnt hatte, denn mit Boyer und River wurde erstaunlich wenig geflirtet. Die Mädchen konzentrierten ihre Aufmerksamkeit auf Morgan und Carl und deren Freunde.
    »Hey, Nat!«, brüllte Carl vom Floß herüber. »Komm rein.«
    Ich ignorierte die Rufe und fing an, Desserts und Getränke auf den Tisch zu stellen, an dem River saß, die Gitarrensaiten zupfte und leise sang. Ich kann auch heute noch nicht Bob Dylans Love Minus Zero / No Limit hören, ohne an River und jenen Sommertag zu denken. Während ich River die verwirrenden Verse über einen Liebhaber singen hörte, der wie die Stille spricht, träumte ich davon, dass ich es war,

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