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Mimikry

Mimikry

Titel: Mimikry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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wunderschöne Dinge. Ich bin allerdings mit seinem Foto noch mal durchs ganze Haus, keiner von Bischofs Nachbarn hat den je gesehen.«
    »Und es gibt in Bischofs Wohnung keine Fremdspuren«, sagte Pagelsdorf. »Oder?«
    »Das ist nicht unbedingt ausschlaggebend«, sagte Ina Henkel.
    »Nein.« Pagelsdorf stand auf. »Noch etwas?«
    »Es reicht doch« sagte Stocker. »Finden Sie nicht?« Er wartete, bis Pagelsdorf draußen war und sah Ina Henkel zu, wie sie ihre Unterlagen ordnete, drei Blätter fielen auf den Boden. Er hob sie auf. »Sie sind so schrecklich flatterig.«
    »Fangen Sie schon an mit der Supervision?«
    »Wenn ich es könnte, würde ich es tun. Schon damit Sie nicht ständig so einen haarsträubenden Mist daherquasseln. Wenn ich Supervision fordere, halten Sie sich bitte raus, wenn Sie nichts davon verstehen. Sie fallen mir damit in den Rücken, kapieren Sie das nicht?«
    »Ich kann mit Psychokram nichts anfangen.«
    »Warum nicht?« Er stützte die Arme auf den Tisch, sah sie an. »Fürchten Sie, man könnte Ihnen zu nahe kommen?«
    »Ich muß das nicht haben.«
    Er schnippte mit den Fingern. »Am Anfang habe ich Sie für doof gehalten, jetzt glaube ich, daß Sie mauern.«
    »Hören Sie auf, so mit mir zu reden, ich hab das satt.« Sie warf alles, was sie in der Hand hielt, auf den Tisch zurück. »Ich hab nun mal nicht studiert –«
    »Sie waren auf der Verwaltungshochschule –«
    »Ja, aber Sie waren auf der Uni, nicht? Das halten Sie mir doch ständig vor.«
    »Darum geht es nicht, kapieren Sie noch nicht mal das?«
    »Abi war auch ein Riesenstreß, wollte ich gar nicht machen, aber das habe ich machen müssen, meine Eltern –«
    »Jetzt können Sie doch froh sein, Sie wären sonst nicht im gehobenen Dienst.«
    »Ja, ja, der gehobene Dienst.« Sie setzte sich auf den Tisch. »Mein Vater war Bäcker, wissen Sie? Eigener Laden ist pleite gegangen, war er dann in einer Großbäckerei. Dem war das unheimlich wichtig, Abi und Ausbildung und sicherer Arbeitsplatz und so. Na ja, dann freut er sich zwei Monate und das war’s, fällt er um und ist tot.«
    »Wie?« Stocker schob die Hände in die Hosentasche. »Ich denke, Ihr Vater ist auch Polizist gewesen?«
    »Nee, das war mein Onkel.«
    »Der hat sich doch erhängt – haben Sie nicht kürzlich erzählt -?«
    »Hat er ja auch.« Sie steckte ihren Bleistift zwischen die Lippen, nuschelte: »War auch bei der Mordkommission.«
    »Was wollen Sie damit sagen?« Er kam näher.
    »Nichts. Machen Sie sich mal keine Hoffnungen.«
    »Hören Sie mal –« Stocker wollte weiterreden, doch sie rief: »Mann, Sie nerven.« Sie sprang auf, trat gegen einen Stuhl. »Wirklich, Sie nerven. Wissen Sie was, ich bewundere Ihre Frau, wie kommt die mit Ihnen klar? Oder machen Sie zu Hause einen auf Lämmchen?«
    Er sah sie eine Weile an, als lege er sich die Worte zurecht. »Ich habe das eben anders gemeint. Sie sind ja nun, sagen wir mal, aufgrund Ihrer Leistungen bei der Sitte KOK geworden.« Er seufzte. »Normalerweise sind die Leute etwas älter. Frauenquote spielte natürlich auch noch mit rein – ich meine das mit dem doof anders, nämlich –«
    »Ja, ja, Sie werden es mir gelegentlich erklären, mein Führungsoffizier erklärt mir alles.« Sie blätterte in ihrem Notizbuch. »Wissen Sie was, ich muß wieder Sport machen, ich war schon zwei Wochen nicht. Außerdem haben die mich wegen Schießübungen angehauen, war ich auch ewig nicht mehr.«
    Stocker verschränkte die Arme. »Sie könnten zum Beispiel bei einer Supervision darüber reden, warum Sie manchmal soviel reden.«
    »Das mache ich nicht.«
    »Und warum Sie wie ein Kind dann immer alles abstreiten. Was lesen Sie denn da, Ihr Büchlein steht auf dem Kopf, können Sie so lesen?«
    Sie klappte es zu, schlug es in die Handfläche. »Sie wollen Streß mit mir.« Ihre Stimme zitterte. »Was Sie machen, ist arm.«
    Er lächelte. »Können Sie denn auch Brot backen, wenn Ihr Vater Bäcker war? Kuchen könnt ihr ja alle.«
    »Sicher kann ich.«
    »Ja, dann bringen Sie doch mal ein schönes Brot mit, das würde mir gefallen.«
    »Noch was?«
    »Weißbrot.« Er verdrehte die Augen. »Ja, frisches Weißbrot.«
    »Altes bestimmt nicht.« Sie sah auf die Uhr. »Ich würde meine Wohnung gern mal wieder bei Tageslicht sehen. Meine Spülmaschine ist immer noch kaputt, und jetzt hab ich mir noch den Backofen versaut. Soviel zum Weißbrot.«
    »Tja. Essen Sie denn überhaupt noch? Ich sehe Sie den ganzen Tag nur Tee

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