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Mimikry

Mimikry

Titel: Mimikry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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ehm, Mord an Julia Bischof, Sie waren ja da sozusagen die erste.«
    Biggi nickte. »Es sah wie Selbstmord aus.«
    »Ja nun, ehm, nein. Nein, das war es nicht.« Er guckte wieder in den Ordner, räusperte sich. Die Tür knallte, als die Henkel hereinkam, das schien eine Marotte von ihr zu sein, Stocker reagierte gar nicht darauf. Er sagte: »Sie wissen ja nun auch, daß Julia Bischof Gast in dieser Talkshow war. Das ist ja nun sozusagen Ihr Arbeitsgebiet.«
    »Ja«, sagte Biggi.
    Die Henkel ging im Zimmer herum, machte eine Schranktür auf und überraschend leise wieder zu und unterbrach Stocker mitten im Satz, als sie fragte: »Möchten Sie Tee?«
    Biggi sagte nichts.
    »Kamillentee? Schwarzen?« Sie wedelte mit einem Finger vor Biggis Augen herum, wie ein Arzt es einmal gemacht hatte, als er ihre Reflexe prüfte.
    »Sie können auch Kaffee haben«, sagte Stocker, worauf die Henkel ihn kurz ansah und leise sagte, Kaffee müsse sie erst kochen.
    »Tee«, sagte Biggi schnell. »Ich trinke immer Tee.«
    »Na also.« Die Henkel kam mit der Kanne, stellte ihr eine Tasse hin. »Ich nehme mal an, Kamillentee mögen Sie nicht?«
    »Das ist mir eigentlich egal.«
    »Ja? Dann kriegen Sie schwarzen.« Sie goß ihr ein und nahm sich selbst etwas aus der anderen Kanne. Sie setzte sich nicht an ihren Schreibtisch, sondern auf den zweiten Besucherstuhl, den sie so drehte, daß sie Biggi ins Gesicht sehen konnte.
    Stocker stützte die Arme auf den Tisch. »Nun, wie gesagt, Julia Bischof war in Herrn Mosbachs, ehm, Talkshow. Wir möchten Sie nun fragen, also, es hat sich da etwas ergeben –« Er beugte sich herüber und hielt Biggi ein Foto hin, es war grobkörnig und hatte schlechte Farben. Er hielt es ihr nur hin und sagte kein Wort dazu.
    Biggi preßte die Lippen aufeinander. Obwohl es ein so schlechtes Foto war, konnte man die geröteten Wangen des Mannes erkennen. Den Mund hatte er halb offen, sah ein bißchen schwachsinnig aus oder tot.
    »Frau Benz?« fragte Stocker.
    Sie sagte: »Ja. Das ist Martin Fried. Er war auch in der Show. Aber ich glaube nicht, daß Julia ihn gekannt hat. Sie hatte keinen Bekanntenkreis.« Sie sah genauer hin.. »Ist das von einem Video aufgenommen? Das Video von der Sendung?«
    Stocker nickte. Biggi drehte den Kopf; die Henkel starrte in ihre Teetasse. Ihr Kamillentee roch merkwürdig, aber noch ärger war es mit ihrem Parfüm, sie hatte es reichlich benutzt.
    Stocker räusperte sich. »Nun, sie waren also beide, wie Sie das eben auch sagten, in derselben Show, wenn auch nicht, ehm, in derselben Sendung. Julia Bischof und Martin Fried.«
    »Ja«, sagte Biggi. Es kam ihr vor, als würde Stocker ständig nach Worten suchen wie sie selbst.
    »Und wir mußten feststellen, daß Herr Fried – nun, er ist leider auch tot.«
    Biggi lehnte sich zurück und faltete die Hände wie zum Gebet.
    Eine ganze Weile war es still, und Biggi wußte nicht, ob die Polizisten sie anstarrten, denn sie guckte auf ihre Schuhe. Dann hörte sie wieder Stockers Stimme. »Können Sie uns irgend etwas über Herrn Fried erzählen? Wie gut haben Sie ihn gekannt?«
    »Nicht gut.« Biggi räusperte sich. »Ich sehe – ich hefte – ich meine, ich sehe die Bewerbungsunterlagen von den Leuten, ich hefte sie –«
    »Bitte?« fragte Stocker.
    Biggi nickte. »Bewerbungsunterlagen. Gabriel – Herr Mosbach sagt Bittbriefe dazu. Da schreiben die Leute ihre Sachen rein, ihre Probleme. Was sie alles haben.« Biggi räusperte sich.
    Die Henkel zog die Nase hoch, Stocker fragte: »Mit den Problemen, die sie in der Sendung dann ausbreiten möchten, bewerben sie sich sozusagen.«
    Biggi nickte.
    »Faszinierend«, sagte Stocker.
    »Ja, und manchmal muß ich bei der Sendung helfen, Sachen bereitstellen und so. Kaffee kochen. Mit Martin habe ich mich hinterher ein bißchen unterhalten. Mit Julia ja auch.« Biggi senkte den Kopf. Sie hatte der Henkel doch Julias Bewerbung ausgehändigt, aber anscheinend hatte sie Stocker darüber gar nicht informiert. Vielleicht fand sie es nicht so interessant, wie Julia da beschrieben hatte, wie sie auf ein Glück wartete, das einfach nicht kam.
    Die Henkel schwenkte den Rest ihres Tees in der Tasse herum, immer im Kreis. Sie sagte: »Martin Fried ist eine Weile vor Julia Bischof gestorben. Mit Julia war es nur so, daß sie schneller aufgefunden wurde, haben Sie uns das Fax geschickt?«
    »Ja«, sagte Biggi. Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, wie Stocker ruckartig den Kopf hob und auch die Henkel sah aus, als

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