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Mimikry

Mimikry

Titel: Mimikry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Paprotta
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»Beide waren in dieser Talkshow. Bei beiden wenig soziale Kontakte, keine festen Beziehungen. Bei Fried ist das ja offensichtlich. Liegt er drei Monate da rum –« Sie hob die Schultern.
    Pagelsdorf rührte in seiner Kaffeetasse. »Es gab mal die Geschichte, da hatte eine Frau sechs Wochen lang ihren toten Mann in der Wohnung.«
    Ina Henkel umklammerte ihren Teebecher, schob ihn hin und her.
    »Das war vor Ihrer Zeit.« Pagelsdorf sah sie an, doch sie erwiderte den Blick nicht. »Das war ein Horror, die wußte nicht, was sie tun, wen sie benachrichtigen sollte. Hat sie alles so gelassen. Der lag die ganze Zeit neben ihr im Ehebett, sechs Wochen lang.«
    Wie ein Spielzeugauto schob sie den Teebecher über den Tisch. »Können wir weitermachen? Ja?«
    »Doch, doch«, sagte Pagelsdorf. Er verzog das Gesicht und betrachtete seine Fingernägel.
    »Also. Fried hatte anscheinend alles, was er je gespart hat, auf dem Girokonto. Wäre da nichts mehr für Abbuchungen gewesen, wäre er schneller aufgefunden worden. Seine Arbeitsstelle hat er selber gekündigt. Hat keinen Grund angegeben. Ich hab heute morgen mit seinem Arzt gesprochen, Fried war wegen diesen Dings, diesen Angststörungen in Behandlung, ist aber seit einem Jahr nicht mehr in der Praxis gewesen. Dann ist er –« Sie blätterte im Notizbuch. »Vor vier Wochen ist er vom Arbeitsamt vorgeladen worden, nicht erschienen, logisch, da haben sie ihm die Arbeitslosenhilfe gesperrt. Jetzt wollen sie das Geld zurück, das sie ihm die ganze Zeit überwiesen haben, als er schon tot war, aber da haben wir ja nichts mit zu tun, oder?«
    »Ach was«, sagte Pagelsdorf. »Irgendwelche Anhaltspunkte?«
    »Bis jetzt nicht. Er hatte einen PC, aber die Festplatte haben wir noch nicht. Zusammengefaßt: Bei beiden, Bischof und Fried, lassen alle Indizien auf Beziehungstaten schließen, bei Leuten ohne Beziehungen.« Sie lehnte sich zurück, holte Luft.
    »Mit seinen Eltern ist das auch so eine Sache«, sagte Stocker. »Thüringen. Wir haben jemanden hingeschickt, der Vater hockt in einer Entzugsklinik, der kriegt nichts mit, die Mutter ist wohl auf Reisen. Kommen wir noch nicht ran.«
    Pagelsdorf seufzte. »Sie müssen zu zweit auskommen, wir haben Ausfälle. Das heißt, wenn Sie da in der Siedlung recherchieren, nehmen Sie so viele Schutzbeamte, wie Sie kriegen können.«
    »Wir haben auch noch diesen Namenlosen, wissen Sie, mit seinen zwölf Stichen. Da sind wir auch nicht weiter. Dann haben wir noch – ach, kümmert ja doch keinen.« Ina Henkel fegte den Hefter über den Tisch zu Pagelsdorf hin. Er fiel ihm auf den Schoß, er sah sie vorwurfsvoll an, fragte: »Haben Sie da die Presse eingeschaltet? Bei dem Unbekannten?«
    »Ja, die kommen.«
    »Gut. Es gibt übrigens eine Beschwerde.« Er nahm wieder sein Lineal, hielt es wie ein Schild in die Höhe. »Frau Kollegin, der Anwalt von diesem Meurer hat sich über Sie beschwert. Sie hätten seinen Mandanten unter Druck – na, Sie wissen, wie es ist.«
    Sie starrte ihn an. »Anwalt, ja? Ich glaube, ich spinne.«
    Stocker lachte. Der Chef breitete die Arme aus. »Da steht noch eine Vernehmung an, nicht?«
    »Ich mach das aber nicht mehr, ich komme nicht klar mit dem, der ist völlig durch den Wind.«
    »Ja, meine Liebe, wenn wir uns die aussuchen könnten, mit denen wir klarkommen –« Pagelsdorf griff wieder nach dem Hefter. »Vielleicht der Kollege Kissel, ich muß mal sehen. Und wenn Sie wieder mit diesem Mosbach reden, dann bitte mit der gebotenen Sensibilität. So einer ist imstande und macht da noch PR draus, Sie verstehen mich.«
    Ina Henkel hob die Schultern. »Vielleicht kannten Bischof und Fried sich ja, vielleicht haben sie den Mosbach erpreßt, man kann ja mal bißchen Krimi spielen. Er ist ’ne öffentliche Figur und damit erpreßbar, denke ich.«
    »Sie verrennen sich«, sagte Stocker. »Wir haben keinerlei Indizien gegen den. Das wäre auch unlogisch. Die Bischof war in den Mosbach verschossen –«
    » Verschossen. «Sie verdrehte die Augen.
    »Wie sagen Sie denn? Verknallt?«
    »Ja klar.«
    »Liebe Leute«, sagte Pagelsdorf.
    »Also.« Stocker lehnte sich zurück, sah demonstrativ zur Decke. »Sie war ganz irre in den Mosbach verknallt, aber anscheinend nur aus der Ferne. Er selber behauptet, nichts davon zu wissen. Sie hat vielleicht ihre Phantasie zu Hilfe genommen und sich schriftlich ausgemalt, wie es wäre, mit ihm zusammenzusein, drücke ich mich verständlich aus? Daß er sie in einem Blumenmeer bade, so

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