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Mina (German Edition)

Mina (German Edition)

Titel: Mina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Almond
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stag, der Tag, den sie so ruhig und freundlich begann, der Tag, an dem sie schließlich laut schreiend vor der Klasse stand, der Tag, an dem sie brüllte, dass in meinem Kopf nur hirnrissige Ideen seien, der Tag, an dem sie die Hände in die Hüften stemmte, mir ins Gesicht schaute und knurrte: „Mina McKee, verdammt noch mal! Du bist so voller abgrundtiefer Blödheit, und du bist eine verdammte Schande!“
    Verdammt. Sie sagte es vor der ganzen Klasse. So etwas hatte es noch nie gegeben! Eine Lehrerin sagte „verdammt“ vor der ganzen Klasse! Das bewies, wie weit es gekommen war!
    Der Auslöser war Nonsens. Ausgerechnet am Prüfungstag. Am Prüfungstag! AAAAH ! Alle sollten bloß ruhig und gelassen bleiben. Es war doch nichts Besonderes! Aber alle waren so nervös und aufgedreht. Alle wollten die Schule im besten Licht darstellen. Alle wollten beweisen, dass an dieser Schule alle besser waren als an den anderen Schulen im Land! Alle wollten beweisen, dass sie die besten Noten bekommen konnten! Aber wir sollten uns nicht verrückt machen lassen, nein! Wir sollten den Prüfungstag als einen ganz normalen Schultag betrachten!
    Es war ja gar keine richtige Prüfung! Es war nur eine Methode, um zu überprüfen, ob in der Sankt-Beda-Schule auch alles nach Plan lief! Die Schüler wurden ja gar nicht wirklich getestet! Es war ein Test für die Schule! Es hatte gar nichts mit den Schülern zu tun! Also ganz ruhig bleiben! Keine Sorge! Entspannt euch! ENTSPANNT EUCH GEFÄLLIGST ! Der Prüfungstag war ein ganz gewöhnlicher Tag! Aber der Prüfungstag war nun mal der Prüfungstag!
    ES WAR DER PRÜFUNGSTAG !

    Alles fing ganz beschaulich an. Wir saßen im Klassenzimmer. Einige von uns hatten mit weißen Fingerknöcheln die Tischkante umklammert. Andere, wie Sophie, kauten auf der Unterlippe. Einige lümmelten sich sorglos auf ihren Stühlen. Ein paar saßen kerzengerade, gut vorbereitet und mit einem erwartungsvollen Lächeln auf den Lippen an ihren Tischen, wie Samantha, neue Kugelschreiber und Bleistifte ordentlich vor sich auf der Tischplatte.
    Mrs Scullery sah aus, als ob sie die Nacht in einem Geisterhaus verbracht hätte. Die Haare standen ihr zu Berge. Ihr Lippenstift war bis zum Unterkiefer verschmiert. Ihr Kleid war schief zugeknöpft. Ihre Hände zitterten. Mit blutunterlaufenen Augen starrte sie uns von ihrem Pult aus an.
    „Denkt daran“, sagte sie zu uns mit einer schrillen, zittrigen Stimme. „Gebt einfach euer Bestes, Kinder.“ Denjenigen, die sie für die besseren Schüler unter uns hielt – unter anderem auch mich – warf sie flehende Blicke zu. „Gebt euer Bestes. Bitte gebt eurer Bestes. Bitte! “
    Sie tat mir leid. Wirklich. Ich hatte das Gefühl, dass jemand aufstehen, zu ihr gehen, sie umarmen und ihr sagen sollte: „Keine Sorge, Mrs Scullery. Alles wird gut.“
    Aber das tat niemand.
    Dann teilte sie die Arbeitsblätter aus. Wir mussten sie mit der Vorderseite nach unten auf dem Tisch liegen lassen, bis sie uns die Erlaubnis gab, sie umzudrehen.
    „Ihr könnt die Blätter jetzt umdrehen. Fangt an.“
    Oh Mann, ich hatte überhaupt keine Lust. Warum sollte ich schreiben, was man mir sagte? Nur weil man es mir sagte? Worin lag da der Sinn? Sollte ich bloß mitmachen, weil alle in der Schule so fürchterlich nervös waren? Warum sollte ich etwas schreiben, nur damit irgendjemand sagen konnte, ich sei weit unter Durchschnitt, unter Durchschnitt, Durchschnitt, über dem Durchschnitt, weit über dem Durchschnitt? Was ist Durchschnitt?
    Und was ist mit denjenigen, denen man sagt, sie seien weit unter Durchschnitt? Wie fühlen die sich wohl, und was bedeutet das für ihr restliches Leben? Und musste William Blake irgendwelche Schreibaufgaben erledigen, nur weil es ihm jemand befohlen hatte? Und welche Note hätte er wohl bekommen? „Kleines Lamm, wer hat dich erschaffen? Weißt du, wer dich erschaffen hat?“ Welche Note ist das wert?
    Und was ist mit Shakespeare? „Doppelt plagt euch, mengt und mischt! Kessel brodelt, Feuer zischt.“ Wie wäre da wohl die Benotung? Hätte Shakespeare weit über Durchschnitt abgeschnitten?
    Und Dickens und Chaucer und Keats und Shirley Hughes und Maurice Sendak und Michael Rosen – mussten sie auch so dämliche Prüfungsaufgaben schreiben? VERMUTLICH NICHT !
    Ich starrte eine Zeit lang aus dem Fenster. An diesem Tag tanzten keine Fliegen draußen in der Luft, obwohl das Sonnenlicht ganz herrlich auf den Wassertropfen glitzerte, die ein kurzer Regenschauer auf

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