Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mina (German Edition)

Mina (German Edition)

Titel: Mina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Almond
Vom Netzwerk:
Ihnen nichts tun. Und schauen Sie mal, ein paar Wörter sind doch einfach ganz entzückend. Regen Sie sich bitte nicht auf, meine Liebe. Bleiben Sie ganz ruhig. Samantha da drüben hat bestimmt eine ganz ausgezeichnete Arbeit abgeliefert, für die Sie ihr die volle Punktzahl geben können.“
    Aber ich brachte kein Wort heraus. Ich starrte sie nur an.
    „Du!“, zischte sie mir böse ins Gesicht. „Du, Fräulein.“
    „Ich?“, erwiderte ich flüsternd.
    „Bist so hart wie Stahl.“
    Und sie brachte mich zum SCHULLEITER und überreichte ihm das Arbeitsblatt mit meiner Geschichte. Er betrachtete es, als sei es ein Gespenst, das immer wiederkäme, um ihn zu quälen. Dann hob er es hoch und verzog sein Gesicht dabei, als ob mein Aufsatz eine sehr gefährliche, teuflisch stinkende Giftpflanze wäre.
    „Was“, sagte er, „ist das?“
    „Etwas Geschriebenes“, sagte ich.
    „Wie bitte?“
    „Etwas Geschriebenes, Sir.“
    „Und was steht da wohl geschrieben, was glaubst du?“
    Er funkelte mich an. Er kochte. Er knirschte mit den Zähnen. Musste ich es ihm wirklich sagen?
    „Es ist Nonsens, Sir“, sagte ich.
    „ GENAU , MEIN FRÄULEIN . ES . IST . NONSENS ! ES . IST . EINE . SEITE . VOLLER . VOLLKOMMENEM . UND . GANZ . UND . GAR . IDIOTISCHEM . UNSINN !“
    Ich merkte, dass er gerne geflucht hätte, genauso wie Mrs Scullery. Ich wollte ihm sagen, dass er mich gerne ebenfalls eine „verdammte Schande“ nennen konnte, wenn er wollte. 5
    Ich wollte ihm sagen, dass er sogar noch schlimmere Wörter benutzen durfte, wenn er sich dadurch besser fühlte. Das würde mir nichts ausmachen. Aber ich hielt es für das Beste, überhaupt nichts in dieser Richtung zu sagen.
    „Das weiß ich, Sir“, sagte ich stattdessen.
    „Ach, tatsächlich, das weißt du? Und wer, glaubst du, dass du bist? Und was für ein Recht hast du …?“
    „Ich weiß nicht, Sir. Das frage ich mich manchmal auch: Wer bin ich? Was tue ich hier?“
    Mrs Scullery stöhnte auf und suchte am Schreibtisch des SCHULLEITERS Halt.
    „Machst du dich etwa über uns lustig, junge Dame?“, wollte der SCHULLEITER wissen.
    „Nein, Sir.“
    Mrs Scullery stöhnte ein zweites Mal.
    „Doreen!“, rief der SCHULLEITER .
    Doreen kam aus dem Nebenraum. Doreen war die Sekretärin des SCHULLEITERS .
    „Ja bitte?“, sagte Doreen.
    „Suchen Sie mir bitte die Telefonnummer dieser jungen Dame heraus, Doreen.“
    Ich machte den Mund auf, um ihm zu sagen, dass ich meine Telefonnummer kannte, aber ein Blick von ihm hielt mich davon ab.
    Doreen kam mit der Telefonnummer wieder.
    „Danke, Doreen“, sagte der SCHULLEITER . „Das wäre vorläufig alles.“
    Er nahm den Hörer ab. Er wählte die Nummer. Er sprach mit Mrs McKee über ihre Tochter. Er sagte, dass er sie gerne sprechen würde, sofort, wenn das möglich wäre.
    „Nein“, sagte er, „nein, sie hatte keinen Unfall, Mrs McKee, aber ich möchte Sie trotzdem gerne persönlich sprechen, wenn Sie es einrichten können.“
    Er legte auf.
    „Sie ist auf dem Weg hierher“, sagte er.
    „Sie wird nicht lange brauchen“, sagte ich. „Wir wohnen bloß …“
    „Ich weiß, wo ihr wohnt!“, rief der SCHULLEITER . „Wir brauchen keine weiteren Kommentare von dir, herzlichen Dank! Mrs Scullery, soll ich Ihnen ein Glas Wasser bringen lassen? Sie wirken ein wenig …“
    „Oh ja, bitte. Vielen Dank!“, sagte Mrs Scullery.
    „Und setzen Sie sich doch, Mrs Scullery. Doreen! Ein Glas Wasser für Mrs Scullery, bitte.“
    Doreen brachte das Wasser. Sie setzten sich. Ich blieb stehen. Schweigend warteten wir.
    Ich starrte auf ein Gemälde an der Wand. Darauf war eine Schale mit köstlich saftigen Früchten zu sehen. Ich stellte mir vor, dass der SCHULLEITER an schlechten Tagen (wie vielleicht heute) diese Früchte betrachtete und davon träumte, was sonst noch aus ihm hätte werden können, außer einem SCHULLEITER . Eine Banane vielleicht. Oder eine Pflaume. Oder eine Traube. Ich versuchte, mir den SCHULLEITER als eine Traube mit vielen kleinen Beeren vorzustellen. Vielleicht wäre er dann glücklicher geworden.
    Die Minuten vergingen. Mrs McKee klopfte an und wurde von Doreen in das Büro des SCHULLEITERS gebracht.
    „Danke, dass Sie gekommen sind, Mrs McKee“, sagte der SCHULLEITER .
    „Selbstverständlich“, sagte Mrs McKee. Sie schaute zu ihrer Tochter. „Aber was in aller Welt …?“
    „Verehrteste“, sagte der SCHULLEITER , „wir haben Sie in einer Angelegenheit von größter Wichtigkeit

Weitere Kostenlose Bücher