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Mina (German Edition)

Mina (German Edition)

Titel: Mina (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Almond
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Person. Mina. Sie.

Und so traf Mina, unsere Heldin, die sich für so klug und stark hielt, in der Corinth Avenue ein. Während Karl mit seinem Taxi davonfuhr, ging Mina Hand in Hand mit ihrer Mutter auf die gläserne Eingangstür zu.
    Sie traten ein, und eine Frau kam ihnen entgegen.
    „Ich bin Mrs Milligan“, sagte sie. „Und du musst Mina sein!“
    „Ja, ich denke, das muss ich wohl“, sagte Mina.
    „Sie ist es“, sagte Minas Mutter. „Und ich bin Mrs McKee.“
    Mrs Milligan lächelte freundlich und führte sie in ein kleines, helles Büro. Sie füllte ein Formular aus und bat Minas Mutter, es zu unterschreiben. Sie öffnete die Akte aus der Sankt-Beda-Schule. Mina seufzte und runzelte die Stirn.
    „Keine Sorge, Mina“, sagte Mrs Milligan. „Wir sind nicht hier, um über dich zu urteilen. Wir sind hier, um dir zu helfen.“
    Sie klappte die Akte zu und lächelte.
    „Du hast nicht richtig hineingepasst, nicht wahr, Liebes?“, sagte sie.
    „Gar nicht.“
    „Ein einziges System schafft es nicht, alle aufzunehmen. Das wissen wir, Mina.“
    „Tatsächlich?“
    Mina wollte, dass diese Frau wie Palaver oder Trench war. Sie wollte sie so sehen wie Scullery oder den SCHULLEITER . Aber sie war ganz anders.
    „Wir wissen, dass du nur zu Besuch hier bist“, sagte Mrs Milligan. „Aber vielleicht kannst du uns so gut leiden, dass du ein bisschen länger bleiben möchtest.“
    „Vielleicht auch nicht“, erwiderte das Mädchen.
    Mrs Milligan lächelte liebenswürdig. Minas Mutter warf Mina einen schnellen Blick zu. Mina schaute weg. Sie versuchte, sorglos und unbekümmert zu erscheinen, aber sie war verwirrt, und innerlich zitterte sie. Sie fühlte sich merkwürdig still, merkwürdig scheu. Sie wollte weglaufen.
    Mrs Milligan zeigte ihnen, wo die Toiletten und die Cafeteria waren. Alles war sauber und ordentlich. In der Luft lag der kühlende Duft nach Lavendel. Auf den Regalen standen unzählige Bücher und an den Wänden hingen Kinderzeichnungen Seite an Seite mit handgeschriebenen Geschichten und Gedichten.
    Kurz darauf kamen die anderen Kinder in Taxis und Kleintransportern an. Erwachsene in T-Shirts und Jeans und mit Namensschildern betraten das Gebäude.
    Mrs Milligan brachte sie in Zimmer B 12, ein Raum mit einem Holzboden, einem Fenster mit weißen Gardinen, mit kreisförmig angeordneten Tischen und roten Plastikstühlen. Eine Wand war mit einer Urwaldszene bemalt – ein Regenwald mit Affen, Schlangen, Schmetterlingen und Fröschen. An den unteren Rand hatten die Künstler ihre Namen gemalt: Daniela, Eric, Patrick, Steepy …
    „Wir beschäftigen uns intensiv mit Kunst“, sagte Mrs Milligan. „Malcolm ist unser Experte. Er kommt bestimmt gleich.“
    Mina zuckte mit den Schultern.
    „Ich habe gehört, du bist auch eine Expertin, Mina“, sagte Mrs Milligan.
    „Expertin!“, grunzte Mina abfällig.
    Sie verdrehte die Augen, und ihre Mutter flüsterte mahnend: „Mina!“
    Dann traf Malcolm ein. Er trug Jeans, ein rotes T-Shirt und ein silbernes Armband.
    „Ich bin Malcolm“, sagte er.
    Mina sagte nichts.
    Minas Mutter schubste sie an. „Das ist Malcolm. Du …“
    „Und du bist wahrscheinlich Mina“, fuhr Malcolm fort. „Auf dich freue ich mich ganz besonders!“
    Mina senkte die Augen. Sie scharrte mit den Füßen. Sie fühlte, wie sie die Lippen nach innen zog wie eine Zeichentrickfigur.
    „Es tut mir leid“, sagte Minas Mutter. „Normalerweise ist sie nicht so …“
    „Schon gut“, sagte Malcolm. „Erster Tag, neue Umgebung, ein bisschen nervös. Wenn sie uns erst kennengelernt hat, wird alles besser. Ah, Harry! Komm mal her. Ich möchte dir Mina vorstellen.“
    Harry war ein kleiner Junge in einem blauen Anorak mit strähnigen Haaren und überraschten Augen. Er kam auf sie zu. Er nickte Mina scheu zu. Dann streckte er Malcolm ein Buch hin.
    „I-ich hab’s dir mitgebringt“, sagte er.
    „Was denn? Ach, Buddha! Danke!“
    Er nahm das Buch, schlug es auf und zeigte es Mina. „Ein großartiger Comic“, sagte er. „Fandest du es denn auch so gut, Harry?“
    „J-ja, Malcolm“, stotterte Harry. „Oh j-ja!“
    Mina wandte sich ab, als wollte sie ihre Missbilligung ausdrücken. „Ich persönlich ziehe die Komplexität von Worten vor“, sagte sie.
    Sie hasste sich dafür, noch während sie es aussprach. Sie hatte das Buch gelesen, das Malcolm in der Hand hielt, und es hatte ihr sehr gut gefallen. Aber sie konnte einfach nicht aufhören, sich aufzuplustern und

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