Mind Control
worden.«
Seufzend wandte sich Nikolaj dem SynthFood-Aufbereiter in der Wand neben der Bar zu, stellte eine Schüssel darunter und drückte ein paar Knöpfe. Zischend füllte sich die Schale mit warmer Hühnerbrühe, deren Duft sich schnell im Quartier ausbreitete. Mit der Schüssel in der Hand räumte er den Hocker frei und setzte sich neben sie.
Er pustete, bis die Suppe eine annehmbare Temperatur erreicht hatte.
»Wie ein Baby.« Jiang entzog sich ihm. »Geh und lass mich in Ruhe.«
»Erst wenn du mir verrätst, wie lange du dich noch in Selbstmitleid ergehen willst?«
»Selbstmitleid?« Wut blitzte in ihren Augen. »Du hast doch keine Ahnung, wie … «
»Ach, habe ich nicht?« Nikolaj deutete auf seine granitgrauen Augen. »Soll ich dir schildern, wie es ist, wenn man als Jump zur Welt kommt? Wenn einer von uns beiden weiß, wie es ist, sein Leben lang angestarrt zu werden, dann sicher ich. Nur habe ich keine kybernetischen Prothesen tragen dürfen, die von meiner Behinderung ablenkten.« Jiang öffnete verblüfft den Mund, und Nikolaj schob ihr kurzerhand den Löffel in den Rachen. »Und jetzt iss. Du musst wieder zu Kräften kommen.«
»Was willst du damit erreichen?« Jiang schluckte widerwillig, woraus Nikolaj schloss, dass sich neben ihrem Trotz auch der Hunger wieder zurückgemeldet hatte. Er nahm es als gutes Zeichen. »Sieh es als Anwerbungsgespräch.«
Nikolaj grinste, während er ihr abermals einen Löffel mit Suppe in den Mund schob. »Die Tiere habe ich bereits.
Außerdem drei Heavies. Zusammen könnten wir eine ordentliche Freakshow aufziehen. Ich setze mich in einen Käfig, und nebenan stellen wir dich mit deiner Ancients-Violine und einen Streichbogen im Mund aus. Das kommt bestimmt gut.«
Jiang starrte ihn an, als sei er verrückt geworden.
»Hey, das war ein Spaß.«
Sie schüttelte den Kopf, und doch huschte jetzt erstmals so etwas wie ein gequältes Lächeln über ihre Züge. »Das ist kein Spaß, Nikolaj.«
»Das mit deinen Armen ist nichts, was sich nicht wieder korrigieren ließe«, antwortete er, während er sie weiter fütterte. »Bist du jetzt so weit, dass du die gute Nachricht hören willst?«
»Gute Nachricht?« Jiang wehrte den nächsten Löffel ab und sah ihn aufmerksam an.
Er zwinkerte ihr zu. »Roger glaubt, dass er einen deiner Arme wieder hinbekommt. Also so, dass du ihn zumindest wieder bewegen kannst. Nur auf deine kleinen Extraeinbauten wirst du verzichten müssen.«
»Wie will er das zuwege bringen?« Hoffnungsvoll rückte sie von dem Kissen ab, und so spannte Nikolaj sie nicht länger auf die Folter.
»Roger hat sich deine Prothesen angesehen, als wir dich ohnmächtig hergetragen haben. Er meint, dass nicht alle deine Chips und Platinen durchgebrannt sind. Seiner Ansicht nach sollte es möglich sein, die defekten Bauteile eines Arms mit einigen aus dem anderen Arm auszutauschen. Er kann es noch nicht versprechen, aber er meint, dass sich damit die Beweglichkeit zumindest eines Arms zu siebzig Prozent wiederherstellen lässt.«
»Das ist Hirosami-Technologie. Woher besitzt dein Roger solche Kenntnisse?«
»Du solltest ihn nicht unterschätzen«, antwortete Nikolaj und kratzte die letzten Nudelreste der Suppe aus. »Er und seine Geschwister haben früher für B’Hazard Mining gearbeitet. Er war dort zusammen mit Jack unter anderem für die Wartung der Bergbau-Bots verantwortlich. Und die stammten von Hikma und Hirosami. Man vergisst gern, dass die beiden Robotik-Kons mehr als nur Haushalts-Bots oder Kyberware für Kriegseinsätze herstellen.«
»Wer seid ihr?«, fragte sie. »Ihr fliegt mit einem Raumschiff durch das All, das euch offensichtlich nicht gehört.
Du verfügst über PSI-Kräfte, die für einen Zivilisten mehr als sonderbar sind. Ihr habt einen Alpha an Bord, mit dem du dich auch mental verständigen kannst. Und so, wie sich Roger, Jack und Gwinny verhalten, hüten auch sie Geheimnisse.«
»Ja, wir werden leicht unterschätzt.« Nikolaj strich sich das Haar hinter die Ohren und stellte die leere Schüssel abermals unter den SynthFood-Aufbereiter, um sie erneut mit Suppe zu füllen. Diesmal für sich selbst. Er war müde wie schon lange nicht mehr. »Die Nascor gehörte ursprünglich Romanow«, sagte er nach einigem Zögern.
»Der ursprüngliche Name des Schiffs tut nichts zur Sache. Wir haben sie in Nascor umbenannt und später mit Verblendungen versehen, die ihr ursprüngliches Aussehen kaschierten. Vor allem haben wir damals einigen
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