Mind Control
für mich wie ein Bruder.« Er atmete tief ein. »Tja, ich schätze mal, jetzt kennst du meine Geschichte.«
»Und wie passen Gwinny, Roger und Jack in das Puzzle?«
»Flüchtlinge. Die drei haben sich von ihrem Planeten abgesetzt, acht Jahre bevor ihr Kontrakt mit B’Hazard Mining abgelaufen ist. Der Kon wollte sie umbringen, als sie von illegalen Schürfarbeiten im Minos-System erfuhren, bei dem monatlich zwei Dutzend Strafgefangene verheizt wurden. Beweise hatten sie nicht, aber die Konzernleitung wollte offenbar nichts riskieren. Den dreien blieb nichts anderes übrig, als mit einem gekaperten Shuttle durch ein Sprungtor zu flüchten. Blindsprung. Sie hatten schon den sicheren Tod vor Augen, stattdessen entdeckten sie am Austrittsort die Nascor. Damals begann unsere gemeinsame Odyssee.«
Ungläubig schüttelte Jiang den Kopf. »Und woher nehmt ihr all die Ressourcen? Ihr seid bloß zu fünft.
Umbauarbeiten wie die, die du angedeutet hast, nimmt man doch nicht mal so eben vor.«
»Gut aufgepasst.« Nikolaj lächelte schmal. »Ich sag’s
mal so: Unsere Geschäfte sind oft illegaler Natur. Außerdem haben wir da noch einen Freund, der uns hin und wieder aus der Patsche hilft. Oder wir ihm, je nachdem.«
»Dieser Sergej?«
»Richtig. Einen gerisseneren Typen kannst du dir kaum vorstellen.«
»Und wer ist das?«
»Darauf kommst du nie.« Nikolajs Grinsen wurde breiter. »Er ist mein Urururenkel. Familie. Blut ist eben dicker als Wasser.«
Seltsamerweise konnte Jiang über den kleinen Scherz nicht lachen. Unwillkürlich dachte er an Bitan-garos Vorhaltungen zurück. Er hatte Jiangs Vater als gefährlichen Mann skizziert.
»Doch wie Sergej und ich uns über den Weg gelaufen sind, ist wieder eine andere Geschichte. Ich finde, jetzt bist du erst einmal dran.«
»Das kann ich nicht, Nikolaj.« Jiang senkte den Blick. »Nicht, weil ich nicht wollte. Sondern um dich zu schützen.
Verriete ich dir mein Geheimnis, wäre euer aller Leben keinen Pfifferling mehr wert. Du … ihr … wisst jetzt schon zu viel.«
»Du sprichst von der Sache mit den Betas?«
Der Kopf der Chinesin ruckte hoch. »Vergiss das, Nikolaj. Und zwar so schnell wie möglich. Die… Organisation, in deren Diensten ich sozusagen stehe, ist mächtiger, als du denkst. Sie duldet keine Mitwisser.«
»Du meinst deinen Vater?«, fragte Nikolaj lauernd.
Doch die Chinesin schwieg.
»Vielen Dank, Jiang.« Er spürte Ärger in sich aufsteigen. »Ich habe mich dir eben anvertraut wie sonst keinem anderen, und alles, was ich von dir bekomme, sind vage Ausflüchte.«
»Das sind keine Ausflüchte, Nikolaj.« Ein gequälter Ausdruck schlich sich in Jiangs Züge. »Im Gegenteil, ich bin dir dankbar für deine Offenheit. Das ist mehr, als ich erwartet hatte. Aber ich bin nicht frei.«
»Schon gut. Behalte deine Geheimnisse für dich.« Nikolaj erhob sich kühl und stellte die Schüssel weg.
»Ich war nicht ohne Grund in Müllers Residenz«, rang sich die Chinesin nun doch zu einer Auskunft durch. »Ich habe die Einladung deswegen angenommen, weil von mir verlangt wurde, Zulu zu observieren.«
»Zulu?« Verblüfft drehte sich Nikolaj um.
»Wusstest du das nicht?« Ihre Stimme war ohne Tadel. »Er besitzt ebenfalls einige Besitztümer auf At Lands.
Natürlich alle unter falschem Namen. Was glaubst du, wie er es sonst geschafft hätte, seine Leute auf Müllers Privatresidenz einzuschleusen? Auch er war als Besucher auf dem Konzert. Die … Organisation, für die ich arbeite, versucht schon seit Jahren, ihn auszuschalten. Ich sollte nach dem Konzert versuchen, ihm oder einem anderen seiner Entourage einen Hochleistungspeilsender anzuheften. Du weißt schon, das Gerät, mit dem ich nach meiner Entführung versucht hatte, Kontakt zu meinen Leuten aufzunehmen. Bruno Müller hatte nach meinem Auftritt einen privaten Empfang vorgesehen, zu dem Zulu gemäß unserer Informationen ebenfalls zugesagt hatte. Ich konnte nicht wissen, dass er längst Cheng umgedreht hatte, meinen Leibwächter. Zulu war also über alles informiert.«
»Nicht nur Cheng, auch deine Maskenbildnerin«, presste Nikolaj hervor. Er rieb sich müde die Schläfen. Selbst diese Enthüllung konnte ihn nicht mehr erschüttern. »Kann deine geheimnisvolle Organisation mir wenigstens dabei helfen, Zulu eine Nachricht zu übermitteln?«
»Wozu das?«
»Weil ich sterbe, Jiang! Deswegen.«
Entsetzt sah sie ihn an. »Was meinst du damit, du stirbst? Du sieht sehr lebendig aus.«
Er schilderte
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