Mind Control
die Daten, die ihnen der Computer über den abgekühlten Methusalem auswarf: Spektralklasse DZ7; Leuchtkraft 0,000182; Durchmesser 0,7; Masse 0,7.
Alle Werte in SOL-Standard.
Jack, der neben ihm saß und gerade seine Kotztüte in den Müllschlucker warf, rief die übrigen Systemdaten ab.
»Sieh einmal an«, stöhnte er. »Das System verfügt über gleich drei Planeten. Zwei trostlose Felsklumpen, doch auf dem zweiten wurde angeblich Leben entdeckt.«
»Wirklich?« Überrascht sah Nikolaj auf den Bildschirm. »Wie ist das möglich? Weiße Zwerge entwickeln sich doch aus roten Riesen. Die Planeten eines Systems verdampfen, wenn sich ihre Sonne erst einmal so aufbläht.
Zumindest trocknen sie so aus, dass dann kein Leben mehr auf ihnen möglich ist.«
»Der Planet trägt die schmucklose Bezeichnung VMS2«, meldete sich Bitangaro von hinten zu Wort. Der Afrikaner stand gedeckt von dem Asiaten hinter ihnen und spähte durch die Panoramascheiben in Richtung des hellen Flecks.
»Das System ist schon lange bekannt, wurde aber erst vor achtzig Jahren näher erforscht. Von einem Tochterunternehmen der Knowledge Alliance. Stellar irgendwas.« Er schnaubte. »Offenbar wurde VMS2 einst von den Ancients terraformt. Warum, braucht uns nicht zu interessieren, aber die Aufregung über den Fund soll groß gewesen sein. Fliegen Sie den Planeten an, denn im Orbit von VMS2 finden Sie die Farspace Horizon.«
Die Kom-Einrichtung des Cockpits piepste, und Sergejs käsiges Gesicht wurde sichtbar. Auch ihm steckten die KSP in den Gliedern. »Freunde, ist euch eigentlich klar, dass in diesem System ein Verband der Knowledge Alliance vor Anker liegt?«
»Sergej hat Recht!« Jack fuhr nach einem Blick auf das Radar besorgt zu Bitangaro herum. »Ich fange nicht nur die Kennung dieser verdammten Raumstation auf, sondern auch die einer Fregatte der Selene-Klasse! Das Kriegsschiff wird von zwei Kreuzern begleitet. Beide vom Typ Koios.«
»Immer schön ruhig bleiben.« Bitangaros Augen blitzten gefährlich.
»Wo liegen die Schiffe? Bei der Raumstation?«, wollte Nikolaj wissen.
»Nein, im Orbit des kleinen Mondes von VMS2«, antwortete der Heavie nervös. »Man kann den Verband nicht sehen, weil er hinter dem Gesteinsklumpen liegt. Aber er befindet sich nur knappe 400.000 Kilometer von der Raumstation entfernt. Und das ist für so eine Flotte keine Distanz.«
Die Optikeinheit erfasste Farspace Horizon und vergrößerte die Station auf ihrem Holocube. Sie sah aus wie ein überdimensionierter Brummkreisel, und angesichts der ringförmig angebrachten Fensterfronten konnten sie sehen, dass sie über mindestens zwanzig Decks verfügte, die sich von den beiden verschlanken-den Spitzen bis hin zu der bauchigen Mitte der Station erstreckten. Sie war nicht einmal annähernd so groß wie Pecunia, doch Nikolaj schätzte, dass auf ihr dennoch 3000 bis 4000 Männer, Frauen und Betas Dienst schoben. Seltsam war ein langgezogenes Schiffs- oder Baudock, das am unteren Ende der Station wie ein gewaltiges Teleskop hing und von einem Schwarm Shuttles und Baudrohnen umschwärmt wurde. Auf den Stationsebenen darüber waren die typischen Ausbuchtungen von zwei riesigen TransMatt-Sprungportalen zu erahnen. Drei übergroße und mit Raketenwerfern bestückte Shuttles lösten sich jetzt von Farspace Horizon und gingen auf Abfangkurs.
»Tut mir leid, Towaritsch.« Sergej schob sich die Kapitänsmütze in den Nacken. »Das ist uns im Moment eine Spur zu heiß. Wir setzen uns ab. Grüße übrigens von Natascha. Deine Einladung ist nicht vergessen.« Der Russe warf Nikolaj einen mehrdeutigen Blick zu und unterbrach die Verbindung.
Die Tolstoi fuhr ihre gewaltigen Schiffsklammern ein und löste sich von der Nascor. Im selben Moment meldete sich die Raumstation bei ihnen, und anstelle von Sergej zeichnete sich auf dem Bildschirm das bärtige Gesicht eines hemdsärmeligen Mittfünfzigers in der mausgrauen Uniform der KA ab. Die beiden obersten Knöpfe seiner Jacke standen nachlässig offen, und er funkelte sie ungehalten an. »Hier Raumstation Farspace Horizon, Group Captain Robertson.«
Nikolaj hob eine Augenbraue. Wenn sich der Befehlshaber der Station höchstpersönlich bei ihnen meldete, war das kein gutes Zeichen.
»Sie sind unerlaubt in den Raumsektor von van Maanens Stern eingedrungen, der der Knowledge Alliance untersteht. Weisen Sie sich aus!«
»Control, hier Frachter Nascor«, sprach Nikolaj ins Mikro und warf Bitangaro einen hilflosen Blick zu.
Der
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