Mind Hacking: Wie Sie mit Beobachtung, Menschenkenntnis und Intuition die Gedanken Ihrer Geschäftspartner entschlüsseln (German Edition)
Fahrschule lernen wir Formeln, um den Brems- und Reaktionsweg eines Autos zu berechnen. Sehr wahrscheinlich hat noch nie jemand diese Formeln angewandt, als er bremsen musste. Viel mehr verlassen wir uns dabei ebenfalls auf unsere Intuition. Wir bremsen einfach, weil wir eine gefährliche Situation wahrnehmen.
Es kommt also darauf an, möglichst spontan zu reagieren. Sicher ist es wichtig, beim Gedankenlesen Änderungen im Verhalten des Gegenübers wahrzunehmen und diese auch zu deuten. Man sollte aber nicht zu viel Aufmerksamkeit für das Lesen der Körpersprache aufwenden, da andere Hinweise, die womöglich ebenso aufschlussreich sind, dann nicht erkannt werden.
Hinzu kommt, dass wir von den unzähligen Informationen überfordert sind und unsere Entscheidungen sich verzögern, wenn wir zu viele Hinweise gleichzeitig bewusst aufnehmen. Entscheidungen müssen aber situationsbedingt getroffen werden, weil unser Gegenüber gerade ein bestimmter Gedankengang bewegt.
Zu viele Fakten können unsere Urteilsfähigkeit einschränken. Weniger Informationen zwingen uns, uns an das zu halten, was wir schon kennen. Der Psychologe Gerd Gigerenzer hat gemeinsam mit seinem Kollegen Daniel Goldstein folgendes Experiment durchgeführt. Sie stellten einer Gruppe amerikanischer Studenten die Frage, welche der Städte Detroit oder Milwaukee mehr Einwohner habe. Dabei gaben nur 60 Prozent die richtige Antwort – Detroit. Die gleiche Frage stellten sie anschließend deutschen Studenten. Jedoch gaben fast alle der deutschen Studenten die richtige Antwort. Wie kam es nun zu diesem deutlichen Unterschied in den Ergebnissen? Den amerikanischen Studenten, die eigentlich mehr über amerikanische Städte wissen, fiel es schwerer, die richtige Antwort zu finden. Aufgrund der größeren Informationsmenge, über die sie verfügten, waren sie sich unsicherer in ihrer Entscheidung. Die deutschen Studenten wussten nur wenig über die beiden Städte und haben sich auf ihre Intuition verlassen und richtig entschieden. Der Mehrzahl von ihnen war Detroit ein Begriff, und so waren sie davon ausgegangen, dass diese Stadt größer sein müsse als das ihnen unbekannte Milwaukee.
Was ist nun eigentlich Intuition? Intuition ist kein esoterischer Begriff oder irgendeine Laune, sondern eine Fähigkeit, die wir nutzen, wenn wir Entscheidungen treffen. Sie lässt sich als ein erahnendes Erfassen zukünftiger Entwicklungen beschreiben. Wir nehmen unsere intuitiven Entscheidungen zwar bewusst wahr, allerdings läuft die Entscheidungsfindung unbewusst ab. Dazu nutzen wir unser Erfahrungsgedächtnis. Darin werden automatisch die bewussten und unbewussten Erfahrungen gespeichert und verarbeitet. Es erfolgt ein Abgleich dieser Informationen mit der aktuellen Situation. Die Folge ist ein Bauchgefühl, das häufig unsere Entscheidung bestimmt. Wir verstehen zwar oft nicht ganz, warum wir dieses Bauchgefühl haben, jedoch sind wir bereit, danach zu handeln.
Wenn man Gedanken entschlüsselt, ist das genauso. Man geht auf einen anderen Menschen zu und kann oftmals intuitiv einschätzen, was derjenige denkt und wie seine Stimmung ist. Das fällt natürlich umso leichter, je länger man die Person kennt oder je mehr man tagtäglich mit Menschen zu tun hat. So verhält es sich auch mit der Kommunikation im Business. Wenn wir hier auf unsere Erfahrung vertrauen, können wir Menschen und Situationen besser einschätzen.
Wir müssen das Gegenüber nur betrachten und uns dann innerlich einfache Fragen zu seiner Person beantworten. Wenn wir versuchen, dabei auf unser Bauchgefühl hören, werden wir einen ersten Eindruck erhalten. Und dieser erste Eindruck ist meistens der richtige.
Im Grunde nutzen wir alle seit unserer Kindheit Tag für Tag unbewusst diese Technik. Wir haben ein Gespür dafür, was andere möglicherweise denken. Es gibt in der Psychologie ein Experiment, in dem Kinder raten sollen, welchen Schokoriegel eine gezeichnete Figur wahrscheinlich wählen wird. Dazu sind um ein Gesicht vier Schokoriegel angeordnet. Fast alle Kinder entscheiden sich sofort für einen bestimmten. Daran ist zu erkennen, dass wir automatisch jemandem bestimmte Gedanken aufgrund unserer Intuition zuordnen. Beim genaueren Betrachten des Gesichts entdeckt man, dass die Augen auf einen der vier Schokoriegel deuten. Wir schließen daraus sofort – ohne den Grund dafür zu kennen –, dass die abgebildete Figur diesen Schokoriegel wählen wird.
Intuitive Entscheidungen begleiten uns ein
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