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Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)

Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)

Titel: Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Bock
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Möglichkeiten bleiben. Schlussfolgernd prägte er die Formel, nach der Leistung gleich Potenzial minus Störungen sei. Und seine Erfolge sprachen für sich, denn wer von ihm gecoacht wurde, erreichte in kürzester Zeit außergewöhnliche Ergebnisse.
    Als Gallwey sein Buch »The Inner Game of Tennis« veröffentlichte, wurde es ein Bestseller. Eine Fernsehsendung, in der er vor laufenden Kameras einer älteren unsportlichen Dame im Hängerkleid, ihr Name war Molly, in 20 Minuten das Spielen beibrachte, hinterließ bei den Profis ungläubiges Staunen.
    Heute, 36 Jahre später, bin ich an Mollys Stelle. Ich bin nervös. Nicht nur, weil ich gleich einen der Gründer und Vordenker meines Berufs kennenlerne, sondern auch, weil mir 25 Leute dabei zusehen werden, wie ich mich auf dem Tennisplatz als absolute Anfängerin anstelle. Ich habe mir vorgenommen, meine
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wenn sie kommen, einfach wahrzunehmen und sie abzuschalten.
    Gallwey ist mittlerweile 73 Jahre alt. Er ist freundlich, ruhig und geduldig. Es dauert ein paar Minuten, bis die Schar von Coachs aus aller Welt, die uns zusehen werden, bei der Sache sind.
    Gallwey hat eine einfache Theorie entwickelt, wie wir uns selbst stören. Eine Theorie, die auch für meine Arbeit mit
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wichtig ist. Nach Gallwey besteht unsere Persönlichkeit aus zwei Ebenen. Die eine Ebene, er nannte sie Selbst 2, ist unser wahres Selbst, in dem unsere Individualität und unser enormes Potenzial schlummern. Die andere Ebene jedoch, unser Selbst 1, ist die Stimme, mit der wir ständig auf uns einreden. Sie ist voll von Anweisungen, Wertungen und gesellschaftlichen Vorgaben, mit denen wir uns selbst traktieren. Gallwey ist der Auffassung, dass diese Stimme, die immer wieder auf uns einredet und uns sagt, was wir zu tun haben, ein Erbe unserer Erziehung ist. Sie fordert uns auf, das zu tun, was unsere Eltern oder die Gesellschaft von uns erwarten. Unser Selbst 1 ist nach Gallwey damit der wichtigste Gegner unserer Selbstverwirklichung und das größte Hindernis, unsere Fähigkeiten optimal zu entfalten.
    Für Gallwey wäre der Innere Wächter, den ich in meiner Arbeit mit so vielen Menschen immer wieder in Aktion erlebe, also das Selbst 1. Und dieses Selbst 1 ist ein sogenanntes Introjekt, eine Stimme, die eigentlich nicht zu uns gehört, weil sie von außen übernommene Meinungen und Wertungen widerspiegelt. Sie sagt uns, wie etwas zu laufen hat, wie wir eine Sache richtig angehen sollen und wie wir am besten die Kontrolle behalten. Für Gallwey ist sie unser natürlicher Gegner in uns selbst. Und der sei manchmal stärker als jeder andere Gegner, sagt er.
    Gallwey arbeitete zuerst mit Tennisspielern, dann mit Skifahrern, Golfspielern und später sogar mit Musikern daran, diese Stimme auszuschalten, damit das Potenzial von Selbst 2 sich ungestört entfalten kann. Denn dann, wenn Selbst 1 schweigt, schaffen Menschen mit Leichtigkeit exorbitante Lernfortschritte und Höchstleistungen.
    Wird es auch mir gelingen, in wenigen Minuten Tennis zu lernen? Gallwey fragt mich, während ich unruhig von einem Bein auf das andere trete, was ich denn über Tennis wisse. Ich sage: »Nicht viel.« Er fragt: »Denkst du, dass es schwer ist?« Ich denke mir: Ja, ich denke, dass es schwer ist. Viele haben mir davon erzählt, dass es schwer und anstrengend sei. Und dann habe ich noch von sogenannten Tennisarmen und anderen Verletzungen und gesundheitlichen Folgeschäden gehört. Nicht gerade motivierend. Zusätzlich habe ich in Erinnerung, dass es früher ein Schickimicki-Sport war, den ich schon deshalb nicht lernen wollte und konnte. Ich merke jetzt erst, dass ich bereits als Jugendliche einige Tennis-
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pflegte. Mein Innerer Wächter hatte also gut dafür gesorgt, dass ich bisher keine Erfahrungen mit Tennis gesammelt habe.
    Zu Timothy Gallwey sage ich nur: »Ich denke, dass es schwer ist. Und anstrengend. Und dass ich im Moment nicht besonders in Form bin.«
    Ich kenne solche Argumente aus meinen Beratungen. Führungskräfteteams, die auf den ersten Blick die Schwierigkeiten herausstellen. Frauen, die gehört haben, dass es eigentlich unmöglich sei, in einer »Männerwelt« erfolgreich zu sein. Jeder von uns hat viel gehört über Gefahren und Fallstricke, alles Dinge, die unsere
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nähren und mit denen wir uns selbst schlechte Startchancen einräumen.
    Doch auf dem Platz mit Gallwey beschäftigt mich noch etwas anderes. Was, wenn ich auf dem Tennisplatz nicht alle seine

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