Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
lernen, durchgängig auf Augenhöhe zu kommunizieren, statt uns abzuwerten oder aufzuspielen. Beginnen wir also in uns selbst, auf Augenhöhe von Erwachsenem zu Erwachsenem zu uns zu sprechen. So wird es uns automatisch auch im Außen zur Angewohnheit. Denn wir haben gesehen, dass wir so, wie wir mit uns selbst umgehen, in der Tendenz auch mit anderen umgehen. Das Resultat wird sein, dass auch andere uns eher so behandeln, wie sie selbst von uns behandelt werden. Wie wir es auch drehen und wenden: Es bringt eine Menge Vorteile, den eigenen inneren Dialog zu verbessern und mit sich selbst auf Augenhöhe zu sprechen.
Das Glück, erwachsen zu sein
Der neue Ton des inneren Dialogs hilft uns auch dabei, eine sehr lästige Form von
MINDFUCK
zu beenden. Wie wir gesehen haben, sind es neben veralteten Denkmustern auch Rückfälle in Kind-Ich- oder Eltern-Ich-Zustände, mit denen wir uns sabotieren. Diese Zustände verführen uns ebenso wie die oben beschriebenen wenig hilfreichen Denkweisen dazu, als Persönlichkeit in unangemessene Extreme zu verfallen. Wenn wir darauf verzichten, eine erwachsene Haltung einzunehmen, stören wir uns deshalb in vielen Bereichen.
Wenn wir zum Beispiel Pläne schmieden, ohne den
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ausgehebelt zu haben, geht die Sache meistens schief. Wir verlieren plötzlich die Lust am Ziel, weil wir uns selbst stören. Die Vorhaben, die wir wiederum mit dem Maßstab der Lebensqualität und der Lust daran verbinden, machen bei der Verwirklichung Spaß, weil wir sie mit hoher Wahrscheinlichkeit klug angehen. Ziele klug anzugehen bedeutet zuallererst, die Verantwortung dafür zu übernehmen, sie überhaupt zu verfolgen, und uns zu entscheiden, unsere Aufmerksamkeit darauf zu richten. Wir widmen dem Thema Zeit, Raum und Konzentration in unserem Leben. Das bedeutet, dass wir uns gut informieren, vielleicht beraten lassen, konzentriert daran arbeiten und die Sache Schritt für Schritt vorantreiben. Wer Wunder in einem Tag erwartet, ist meist wieder im Kind-Ich gelandet oder setzt sich mit autoritär ungeduldigem
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unter Druck.
Raus aus den Extremen zu kommen bedeutet also einerseits, sein Denken um das Wörtchen »und« zu erweitern und sich innerlich viel größere Spielräume zu geben. Und es bedeutet andererseits, immer wieder darauf zu achten, eine ausbalancierte erwachsene Perspektive einzunehmen, die auf die eigene Lebensqualität ausgerichtet ist.
Was aber ist diese reife Erwachsenenhaltung und -perspektive denn genau? Die Schöpfer der Transaktionsanalyse, Berne und Harris, lebten noch mitten in den Ausläufern der autoritären ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts. Es darf uns deshalb nicht überraschen, dass sie vor allem den selbständigen Gebrauch der Vernunft betonten, wenn sie Erwachsene beschrieben. Dieses recht strenge und eindimensionale Bild von Erwachsensein greift heute zu kurz. Es erinnert mich persönlich an die Schulbücher aus meiner Kindheit, in denen Erwachsene immerfort am Rechnen, Konstruieren oder Entscheiden waren – sofern sie Männer waren. Die erwachsenen Frauen, die als Vorbild angeboten wurden, waren damit beschäftigt, ihre Männer und Kinder zu bemuttern. Auf den Bildern in diesen Büchern standen sie in Schürzen am Herd, wenn der Vater nach Hause kam. Erwachsensein klang eher nach Elternrolle, die mit kindlichen Vorstellungen von Spaß und Freude nichts zu tun hatte. Erwachsene waren auf jeden Fall aus der Kindersicht entweder lieb und fürsorglich oder sehr vernünftig.
Erwachsensein heute bedeutet mehr als der eigenständige Gebrauch von Vernunft, denn schließlich ist auch das strafende Eltern-Ich eigentlich vernünftig, weil es uns ermahnend vor Gefahren schützen will. So ist also der eigenständige Gebrauch der Vernunft nach Berne und Harris für Männer wie Frauen nur die eine Seite des erwachsenen Denkens. Die andere heißt, sich in der Lage zu fühlen, sein Leben selbst zu meistern und sich am eigenen Leben und an den eigenen Erfahrungen zu erfreuen. Das heißt auch, seine Grenzen zu kennen. Im reifen, ausbalancierten Erwachsenen-Ich des Hier und Jetzt finden wir jedoch immer eine Perspektive, von der aus wir weiter denken und handeln können. Wir nehmen das Leben in die eigene Hand. Auch wenn wir Bindungen mit anderen eingehen, heißt das nicht, dass diese das Leben für uns bewältigen oder nach unseren Vorstellungen leben sollen. Erwachsensein heißt für sich selbst zuständig sein. Es heißt leben und leben lassen. Ernsthaftigkeit,
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