Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
Humor und starke Gefühle lassen uns immer wieder zu uns selbst zurückfinden. Wir kennen unsere Freiheit und unsere Möglichkeiten und wissen darum, dass wir sie nutzen oder verschwenden können, dass wir wachsen, aber auch scheitern können. Aber wir gebrauchen unseren Kopf, unseren Bauch und unser Herz, unser Wissen und unsere Fähigkeiten, um ein erfülltes Leben aufzubauen.
Hier ein paar Beispiele, um den Unterschied genau zu verdeutlichen:
Herr A. möchte aus gesundheitlichen Gründen abnehmen. Seit einigen Tagen folgt er sehr konsequent einem Ernährungsplan, bei dem er ausschließlich für sich selbst kocht und nicht essen geht. Heute Abend ist er von Geschäftspartnern zum Essen eingeladen. Er überlegt hin und her:
Das kann ich doch nicht machen, da nicht mitzuessen. Was sollen die Leute von mir denken? Die denken noch, ich bin krank und nehme mich nicht mehr ernst!
Richtig: Es handelt sich um klassischen Selbstverleugnungs- MINDFUCK gepaart mit Regel - und Katastrophen- MINDFUCK
.
Ein echter Geschäftsmann hat nicht aus der Reihe zu tanzen. Man darf sich nicht verdächtig machen. Man isst das, was andere essen.
Was wäre die ausbalancierte Erwachsenen-Perspektive? Als moderner Mann im 21. Jahrhundert darf sich Herr A. erlauben, das zu essen oder nicht zu essen, was er möchte. Er geht also zu dem Geschäftsessen, lässt sich nur die Getränkekarte geben und erklärt sich nur dann, wenn es Fragen gibt: »Ich stelle gerade meine Ernährung um. Ich wünsche Ihnen einen guten Appetit.«
Frau B. arbeitet in einer Abteilung, in der die Kollegen abends gerne noch einen trinken gehen. Sie ist heute müde und möchte lieber einen Fernsehabend zu Hause verbringen. Sie denkt:
Wenn ich jetzt nicht mitgehe, denken alle, es ist irgendwas. Ich kann doch zum Chef nicht nein sagen. Gut, ich muss mit. Ich versuche aber, so schnell wie möglich zu gehen.
Ein klarer Fall von Selbstverleugnungs- MINDFUCK
,
der immer dann »zuschlägt«, wenn wir uns Gedanken darüber machen, was andere denken oder stören könnte, wenn wir unseren Bedürfnissen folgen. Was wäre die Alternative aus dem Erwachsenen-Ich heraus? Frau B. könnte zum Beispiel sagen: »Ich finde es gut, dass wir auch mal außerhalb der Arbeit etwas zusammen machen. Aber heute Abend ist es mir wichtig, nach Hause zu gehen.« Sie wünscht den Kollegen viel Spaß und schickt ihnen noch hinterher: »Heute will ich nach Hause. Aber erzählt mir morgen, wie es war!«
Frau C. hat vor einigen Wochen eine alte Freundin für ein paar Tage zu sich eingeladen. Sie wollte sie schon lange einmal wiedersehen. Je näher der Besuch kommt, desto weniger Lust hat sie darauf. Sie quält sich immer wieder mit diversen
MINDFUCK
s: Hättest du sie bloß nicht eingeladen. Du hast doch sowieso schon so viel um die Ohren. Jetzt auch noch dieser Stress. Hinterher kannst du dich gleich begraben.
Frau C. hat, wenn sie die reife Erwachsenen-Perspektive einnimmt, mehrere Möglichkeiten: Sie kann einerseits ihre Entscheidung rückgängig machen und ihrer Freundin erklären, dass es doch nicht passe. Sie kann auch die Verantwortung für ihre Einladung übernehmen und sich öffnen, statt zu verschließen:
Ich konzentriere mich jetzt einfach auf die schönen Seiten des Wiedersehens und werde ihr, wenn es nötig ist, erklären, wann ich meine Ruhe brauche. Sollte sie dann sauer oder enttäuscht sein, werde ich auch damit angemessen umgehen können.
Die Erwachsenen-Haltung ist eine sehr balancierte und »geerdete« Perspektive. Sie ist weder himmelhoch jauchzend noch zu Tode betrübt oder aggressiv. Es ist eine Haltung
jenseits
der Extreme. Als Erwachsene denken wir mit klarem Kopf und einer guten Verbindung zu unserem Bauchgefühl über unsere Ziele und Projekte nach, verschaffen uns neue Erkenntnisse und machen selbstbewusst und offen neue Erfahrungen. Denn wir wissen, dass wir auch bei Problemen jederzeit angemessen reagieren und uns neu entscheiden können.
Wir wissen um die Grenzen, die das Leben, seine Zufälle, Risiken und Unwägbarkeiten uns setzen, und wissen gleichzeitig, dass der Raum, den wir beeinflussen können, viel größer ist als bisher angenommen. Wir erleben es als positiv, dass wir diesem Raum unsere Aufmerksamkeit und unseren Einsatz widmen können. Die Welt, die uns umgibt, ist aus der Erwachsenen-Perspektive kein Mysterium, auch wenn es noch so manches Rätsel zu lösen gibt. Sie ist versteh- und erklärbar. Wissen, das wir brauchen, können wir jederzeit erlangen.
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