Mindfuck: Warum wir uns selbst sabotieren und was wir dagegen tun können (German Edition)
Vorhaben hinzuarbeiten. So wird es um vieles leichter sein, das Ziel zu erreichen und umso mehr zu genießen. Denn wenn wir wissen,
wofür
wir etwas tun, erhöht das unsere Lebensqualität sofort und nicht erst später. Das aber lässt uns dranbleiben, auch wenn wir eine Menge bewegen müssen, um ein großes Ziel zu erreichen.
Das gilt auch für Situationen, in denen wir den Eindruck haben, eigentlich mit dem Rücken zur Wand zu stehen. Wenige Wochen nachdem ich das Thema meines Zeitmanagements für mich so gewinnbringend gelöst hatte, kam ein Unternehmensgründer in großer Not zu mir ins Coaching. Er hatte zwei Jahre zuvor mit hohem finanziellem Aufwand einen Verlag aufgebaut und stand nun kurz vor dem Bankrott und einem Burn-out. Seine gesamte Familie war in einer ähnlichen Lage. Er hatte seine Frau und seinen erwachsenen Sohn in der Not so stark mit ins Geschäft eingebunden, dass beide ebenso ausgebrannt waren wie er. Ich fragte ihn, was er machen würde, wenn er sein gesamtes Leben jetzt unter dem Aspekt der Lebensqualität angehen würde. Zuerst grinste er mich an, weil ihm gerade jetzt dieser Gedanke so fern lag wie der berühmte Sack Reis in China. Er hatte sich voll und ganz unter die Knute diverser
MINDFUCK
s
begeben und seit zwei Jahren permanent mit Druck und Beschimpfungen gegen sich selbst gearbeitet. Als er merkte, dass ich die Frage durchaus ernst meinte, kam er ins Nachdenken. Dann antwortete er ruhig: »Zuerst würde ich mit meiner Frau zwei Wochen Urlaub machen. Nur schlafen, wieder anständig essen – aber das kann ich mir auf keinen Fall erlauben, ich kann doch nicht in dieser Situation Urlaub machen, das wäre ja verrückt!« Ich bat ihn, diesen Einwand, der sich sonnenklar als Druckmacher- MINDFUCK entpuppte, für diesen Augenblick beiseitezulassen. Ich fragte ihn: »Wann gibt es einen Moment, in dem Sie sich zusammen mit Ihrer Frau für zwei Wochen verabschieden können?« Und ich ließ nicht locker, bis er mir einen Zeitraum in recht naher Zukunft nannte. Da ich im Coaching nur mit Klienten arbeite, die wirklich mental arbeitsfähig sind und nicht kurz vor dem Burn-out, beendete ich unsere Sitzung, nachdem ich ihm das Versprechen abgenommen hatte, in den Urlaub zu fahren. Wir trafen uns unmittelbar danach wieder, und zwischenzeitlich hatte mein Klient sein Problem selbst gelöst. »Ich habe viel über das Thema Lebensqualität nachgedacht und bin gemeinsam mit meiner Frau zu der Erkenntnis gekommen, dass es uns das nicht wert ist, all diese Risiken alleine zu tragen. Ich habe mich bereits nach möglichen finanzstarken Partnern umgesehen und führe nächste Woche die ersten Gespräche.« Auch in einer Situation, in der man das Gefühl hat, mit dem Rücken zur Wand zu stehen, zeigt uns der Maßstab der Lebensqualität neue Wege und Lösungen auf.
In einem Gespräch nach einem Vortrag fragte mich einmal eine ältere Dame, ob die Orientierung an Lebensqualität nicht sehr gefährlich für unsere Gesellschaft sei. Sei das nicht die Verabsolutierung egoistischer Selbstsucht, was ich da vorschlage? Wäre Verantwortung nicht ein viel besserer Begriff? Die Dame sprach einen Punkt an, der mich selbst lange beschäftigt hatte. Lebensqualität heißt nicht Spaß um jeden Preis, Urlaub und immer nur Sonnenschein durch Egotrips. Das ist es aber, was wir im
MINDFUCK
-Modus befürchten. In früheren Jahrhunderten hatten nur diejenigen Spaß und Müßiggang, die das mit brutalen Mitteln auf Kosten anderer lebten. Rechtschaffene Menschen mussten im Schweiße ihres Angesichts, wie man sagt, ihren Lebensunterhalt verdienen und die Bedürfnisse der Mächtigen erfüllen. Nicht nur aus christlich-religiöser Perspektive hatte auch später ein ungezwungenes müßiges Dasein einen schlechten Beigeschmack, denn war es nicht ausgemachte Sache, dass man mit Freude am Leben vor allem ein sündiges Leben meinte? Vieles von diesen jahrhundertealten Traditionen verfolgt uns im
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-Modus noch heute. Es kann doch nicht immer alles nur Spaß sein. Natürlich nicht.
Ein wenig Erfahrung im Leben lehrt uns darüber hinaus, wie schnell wir uns nur mit Spaß, Urlaub und Sonnenschein langweilen würden. Aus meiner Arbeit kenne ich mehr als nur einen sogenannten Reichen, der ein Coaching sucht, weil er unter innerer Armut und Leere leidet. Auch hier ist die Sehnsucht nach mehr Lebensqualität größer als der Wunsch nach Konsum und Spaß. Es geht darum, nach ganz subjektiven Maßstäben das eigene Leben in seiner ganzen
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