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Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

Titel: Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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einmal umzusehen.
    Bach verließ den Fahrstuhl im sechsten Stock. Er konnte spüren, dass Anna schlief, als er sich der verschlossenen Tür zu ihrer Wohnung näherte. Macs empathische Fähigkeiten waren nicht nötig, um ihre nagende Sorge und völlige Erschöpfung zu spüren. Er klingelte nicht, um sie nicht zu wecken. Unentschlossen stand er einen Augenblick da – bis ihm wieder einfiel, wie versessen Anna darauf war, bei der Suche nach Nika zu helfen, auf jede ihr mögliche Weise. Also öffnete er das Schloss mit einem Klicken und ließ sich selbst hinein.
    Anna hatte die Vorhänge im Wohnzimmer zugezogen, und sie ließen, bis auf einen schmalen Streifen, kein Licht herein. Die Schlafzimmertür stand offen, und Bach blieb einen Moment stehen. Er konnte das gleichmäßige, ruhige Geräusch ihres Atems hören.
    Im Drucker drüben beim Computer war Papier. Beim Gedanken an seine Handschrift schaltete er ihn zuerst ein, überlegte es sich aber dann anders. Anstatt die Nachricht zu tippen – was sie vielleicht aufgeweckt hätte –, nahm er ein Blatt Papier aus dem Einzug und einen Stift aus der Schreibtischschublade.
    Anna , schrieb er und bemühte sich sehr, die Buchstaben leserlich zu malen. Ich bin im Wohnzimmer. Ich wollte Sie nicht wecken. Ich weiß zwar immer noch nicht, wie Nika es geschafft hat, die visuellen Bilder zu projizieren, die Sie und ich geteilt haben, aber ich dachte, es wäre eine gute Idee, die Bedingungen teilweise wiederherzustellen – und es ihr so leicht wie möglich zu machen, uns wieder zu kontaktieren. Ich dachte, wenn ich mich dieses Mal näher bei Ihnen hinlege, während Sie ebenfalls schlafen …
    Nun, ich weiß nicht genau, was ich denken soll, außer dass wir uns in unerforschtem Gebiet befinden und alles einen Versuch wert ist.
    Wecken Sie mich, falls Sie vor mir aufwachen. Wenn noch Zeit ist, gehen wir noch mal ins Labor, um weitere Tests durchzuführen. Um 14.00 Uhr habe ich ein Meeting mit Elliot und meinen Fünfzigern. Wenn Sie möchten, können Sie am Schluss dazukommen, wenn wir den nächsten Schritt unserer Suche nach Nika besprechen.
    Sie würden über das Mädchen erst sprechen, nachdem sie die Tatsache diskutiert hatten, dass Macs Vernetzungsniveau auf sechzig angestiegen war, als sie mit einem ihrer neuen Potenziellen intim gewesen war.
    Und das würde ein richtiger Spaß werden …
    Er unterschrieb die Nachricht mit Joseph , fügte dann aber noch Bach hinzu, was dämlich war. Wie viele Josephs kannte Anna denn hier am OI? Obwohl er sich gar nicht erinnern konnte, wann er das letzte Mal eine Nachricht mit Joseph oder Joe unterzeichnet hatte anstatt nur mit Bach. Natürlich konnte er sich auch nicht erinnern, wann er das letzte Mal eine Nachricht mit der Hand geschrieben hatte, anstatt einfach eine SMS zu schicken.
    Liebste Annie,
    ich habe es nicht fertiggebracht, dich zu wecken, aber ich musste wieder nach Hause, bevor mein Vater merkt, dass ich weg bin …
    Ja. Das war schon ziemlich lang her.
    Als er aufstand und die Nachricht zu Annas Schlafzimmertür trug, schmerzte sein Rücken – eine Erinnerung daran, dass es eine Weile her war, seit er sich das letzte Mal ausgestreckt hatte. Drinnen war es dunkler, und er blieb kurz stehen, um seine Augen daran zu gewöhnen.
    Und da lag sie, die schwarzen Locken auf dem Kopfkissen ausgebreitet, die Augen geschlossen und ihre langen Wimpern dunkel im Kontrast zu ihren Wangen. Etwas rührte sich in ihm, und er schob es sanft wieder zurück. Immer gelang ihm das, mühelos, unbewusst – doch dieses Mal nicht ganz. Ein Teil von ihm sah zu und fragte sich, was passieren würde, wenn er sich das Verlangen je gestatten würde.
    Diese Frau fühlte sich auch zu ihm hingezogen. Das hätte Bach auch gewusst, wenn er nicht eine Weile in ihrem Kopf herumgewandert wäre. Und nachdem sie Nika gefunden hatten, würde sie hier im OI wohnen. Wahrscheinlich ein paar Jahre, solange Nika in der Ausbildung war. Sie würden einen Job für Anna finden, wenn sie wollte – und Bach wettete, dass sie wollte.
    Sie war schön und klug und witzig.
    Und sie war nicht Annie, trotz der Ähnlichkeit ihrer Namen.
    Sie schlief zusammengerollt auf dem Bettüberwurf, als hätte sie vorgehabt, sich nur für ein paar Minuten hinzulegen. Hinter ihm auf dem Sofa lag eine Decke, und er hob die Hand, um sie aus der Luft aufzufangen. Er ging ins Schlafzimmer, legte die Nachricht auf den Nachttisch, dann, wieder mit Hilfe von Telekinese, entfaltete er die Decke und ließ

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