Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
nahm.
Und dann war es aus. Es war um ihn geschehen. Stephen ergab sich, ließ sich rückwärts in die Sofakissen fallen, seine Finger in Elliots Haar, und gestattete sich, zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit, einfach nur zu spüren .
Es war nicht nur das Gefühl der feuchten Wärme von Elliots Mund, oder die Weichheit seiner Lippen, der beharrliche Druck seiner Zunge. Es war die Lust, die auch Elliot verspürte. Das Glücksgefühl. Der Optimismus. Die Freude …
Die Liebe.
Stephen war nicht der Einzige, dessen Welt sich von einer Sekunde auf die andere auf den Kopf gestellt hatte, Elliot ging es nicht anders. Und in Elliots Geist schwebte das Versprechen einer gemeinsamen Zukunft glitzernd und strahlend und schön über ihnen beiden.
Komm schon, Stephen, lass es zu …
Und Stephen kam in einem Rausch, der so intensiv war, dass er laut aufschrie. Er raste und dröhnte durch ihn hindurch und zerriss ihn, und doch, trotz der Empfindung, in tausend Stücke zu zerfallen, war Elliot ganz nah bei ihm, mit ihm verbunden. Fortwährend verbunden.
Ich bin hier, gleich hier, ich hab dich … Atme, atme einfach nur – alles ist gut.
Stephen spürte, wie Elliot sich bewegte, ihn die ganze Zeit vorsichtig berührte, um ihre Verbindung nicht zu zerstören. Er spürte, wie sich das Sofapolster eindrückte, als Elliot sich neben ihm zurücklehnte, und als er die Augen öffnete, war Elliot nah bei ihm und lächelte ihn an.
Er sagte laut: »Geht es dir gut?«
Ich verberge nichts vor dir, sagte Stephen zu ihm. Ich werde niemals etwas vor dir verbergen. »Mir geht es sehr gut.«
Elliot zog den Computer heran. »Du bist … Nur bei einundsechzig. Komisch, ich dachte, damit wären wir bei hundert gelandet.«
Einundsechzig ist doch nicht nur.
»Nein, das weiß ich«, sagte Elliot. Er formte den Gedanken nicht zu Ende, aber es war klar, dass er ihn für interessant hielt. Dass es vielleicht weniger der Sex war, der Stephens Vernetzungsniveau angehoben hatte, sondern mehr die intime Verbindung – und die hatte schon lange, bevor sie ihre Kleider ausgezogen hatten, begonnen. Er spürte, wie Stephens Bewusstsein seinen Gedanken folgte, und fügte hinzu: »Und damit will ich nicht sagen, dass es nicht der Sex ist.« Er blickte wieder zu Stephen. »Ich glaube, ich muss darauf hinweisen, dass wir, um wissenschaftlich exakt zu sein – und einen echten Vergleich zu deiner zölibatären Vergangenheit zu erhalten – die nächsten fünfzehn Jahre damit fortfahren sollten, nonstop.«
Stephen lachte. Und er stemmte sich von der Couch hoch und schüttelte Jeans und Shorts ab, die bis auf seine Knöchel gerutscht waren. Obwohl er ihre Verbindung unterbrochen hatte, konnte er die Leidenschaft in Elliots Augen sehen, als der andere zu ihm aufblickte.
»Worauf warten wir dann noch?«, fragte Stephen.
Und obwohl er Elliot allein mit seinen Gedanken hätte bewegen können, hob er ihn stattdessen mit seinen Armen hoch und trug ihn lachend zu seinem Bett.
15
Mit einem Keuchen wachte Nika auf, und ihr war sofort bewusst, dass sie nicht mehr festgebunden war.
Sie war aus dem Bett und auf den Beinen, bevor sie merkte, dass das nicht das Einzige war, was sich verändert hatte. Ihr Bett war kein Krankenhausbett mehr, und sie befand sich nicht mehr in dem spitalartigen Raum bei den anderen Mädchen. Tatsächlich schien sie sich in einem sehr schicken Hotelzimmer zu befinden, und sie war allein.
Als sie zur Tür hinübereilte, konnte sie ihren eigenen Atem hören – ungleichmäßig und fast, als weinte sie. Die Tür war fest verschlossen, und die Angeln befanden sich außen. Sie hatte auch nicht erwartet, dass sie einfach davonspazieren konnte, oder vielleicht doch, denn jetzt weinte sie wirklich. Gott, sie wollte nach Hause!
Okay. Okay. Denk nach.
Warum hatten sie sie woandershin gebracht? Was würden sie jetzt mit ihr machen? Sie hatte keine Ahnung, wie sie hierhergekommen war. Sie war irgendwann eingeschlafen, und …
Während Nika versuchte, ihre Tränen zurückzuhalten, blickte sie auf ihren Arm und sah, dass der Port, den der Mann mit den Narben dort implantiert hatte, durch etwas wesentlich Moderneres ersetzt worden war. Ein Behälter mit irgendeinem Medikament war jetzt daran angeschlossen. Es sah aus wie die Insulinpumpe, die eine Freundin ihrer Mutter mal gehabt hatte. Sie hatte Angst, dagegenzutippen und womöglich eine Art Betäubung auszulösen – sie wollte so lange wach bleiben wie irgend möglich.
Die Haut um diesen
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