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Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

Titel: Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Brockmann
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neuen Port herum war sauber vernäht worden. Und sie war auch ganz sauber – selbst ihre Haare waren gewaschen worden. Ihr verdrecktes Krankenhaushemd war gegen ein langes weißes Nachthemd aus angenehm weicher Baumwolle getauscht worden. Als sie jedoch in dem strahlend weißen Bad Pipi machen ging, merkte sie, dass ihre Unterhose verschwunden war – was nicht nur zugig war, sondern auch gruselig. Sie wollte nicht daran denken, dass der Mann mit dem Narbengesicht sie nackt gesehen haben könnte – oder noch schlimmer, der Mann namens Devon Caine, der bei ihrer Entführung geholfen hatte.
    Aber es war unwahrscheinlich, dass einer von beiden für ihren neuen, vom Schmutz befreiten Zustand verantwortlich war. Sie sah sich wieder ihre Stiche an, während sie spülte und sich die Hände wusch. Ja, daran war sehr wahrscheinlich eine echte Krankenschwester oder ein Arzt beteiligt gewesen.
    Im Bad gab es kein Telefon – auch nicht im Hauptraum auf dem Nachttisch. Schnell ging Nika zu den Vorhängen und zog sie beiseite, und eine sorgfältig versiegelte Glasscheibe kam zum Vorschein – es gab keine Möglichkeit, das Fenster zu öffnen, und sie bezweifelte, dass sie es einschlagen konnte.
    Aber selbst wenn – sie befand sich in einem ziemlich hohen Stockwerk. Gott, die Straße da unten war winzig, die Autos wie Spielzeug und die Menschen auf den Gehsteigen noch kleiner.
    Sie sah zum Horizont und … Wo sie auch immer war, vom Fenster sah man einen Stadtteil, den sie nicht kannte. Womöglich war sie noch nicht mal mehr in Boston.
    Sie lehnte sich gegen das Glas und kämpfte gegen die Tränen an. In welchem Gebäude mochte sie sich wohl befinden? Es war ganz aus Stahl und Glas – wieder nichts, was ihr bekannt vorkam.
    Ganz da unten, an der Ecke gegenüber, gab es einen CoffeeBoy, aber das hieß überhaupt nichts. Sie hätte sich in jedem Wolkenkratzer in jeder amerikanischen Stadt befinden können – an einer Ecke irgendwo in der Nähe hätte es garantiert einen CoffeeBoy gegeben. Neben dem C-Boy unten auf der Straße lag ein Burger Deelite, und ihr Magen begann zu rumoren, bis sie merkte, dass auf dem Schreibtisch neben dem Fenster ein Tablett mit Essen stand – sogar noch heiß und lecker duftend.
    Sie hob die metallene Abdeckung und fand eine Schüssel sahniger New-England-Fischsuppe, einen etwas fahl aussehenden Salat, ein fettes Steak und Pommes, dazu eine Miniflasche Ketchup und winzige Salz- und Pfefferstreuer.
    Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie hier sein oder ob sie je wieder was zu essen kriegen würde, also langte sie ordentlich zu. Dabei sah sie aus dem Fenster zu den anderen mehr oder weniger entfernten Wolkenkratzern hinüber. Ob es irgendjemanden interessieren würde – ob es überhaupt jemand lesen könnte – wenn sie groß SOS auf die Scheibe schrieb?
    Vermutlich nicht.
    Trotzdem öffnete Nika das Ketchup und machte sich an die Arbeit.
    »Also, wie alt warst du denn, als du rekrutiert wurdest?«, fragte Shane.
    Mac warf ihm beim Fahren einen Blick zu. Sie waren aus dem OI draußen, durch das Tor und schon auf halbem Weg zum Krankenhaus, ehe er sich überhaupt geräuspert hatte.
    »Ich schätze, es war zu viel der Hoffnung, dass wir den ganzen Weg ohne erzwungenen Small Talk zurücklegen können«, sagte sie und begegnete nur kurz seinem Blick, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die Straße richtete.
    Er nahm in dem kompakten Auto viel zu viel Raum ein, mit seinen breiten Schultern, dem eng anliegendem T-Shirt, seinen blauen Augen und dem so verflucht gut geschnittenen Gesicht – mit dieser perfekten, geraden Nase, dem Pfadfinder-Haarschnitt und dem Mund, der auch noch sexy aussah, selbst wenn er wie jetzt schmal und entschlossen war. Sogar die Stoppeln an Shanes Kinn glänzten wie rötliches Gold. Sie konnte sich nicht helfen, er wirkte einfach wie ein Held aus dem Bilderbuch.
    »Das war kein Small Talk«, konterte er. »Ich möchte einfach wissen, wo du herkommst.«
    Das war Mac eigentlich auch klar. Sie konnte es spüren, ebenso wie sein Verlangen, das sie mit ihrem Vorschlag, mit ihm auf sein Zimmer zu gehen, zweifellos wieder entfacht hatte.
    Das war wirklich blöd von ihr gewesen. Ihre Wirkung auf ihn würde nie verfliegen, wenn sie sie weiter benutzte, um ihn zu manipulieren. Vielleicht war es ja auch genau das, was ihr hinterlistiges, selbstsüchtiges Unterbewusstsein wollte.
    »Jugendknast«, sagte sie tonlos. »Ich war in Einzelhaft wegen Prügelei, und eines Tages ging endlich die

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