Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)

hast, nur um mir zu beweisen … Tja, ich weiß gar nicht, was du eigentlich beweisen willst, denn ich weiß, dass du seit zwölf Jahren am OI bist, also bist du … siebenundzwanzig, was weit über der Volljährigkeit liegt, egal, wie du aussiehst. Außerdem bist es immer noch du da drin, von der ich mich angezogen fühle. Es ist dein Kopf, dein Geist. Dein Herz und deine Seele.«
    »Und worauf willst du hinaus?«, spottete Mac, als sie wieder auf die Straße bogen. »Denkst du wirklich nach einer Nacht mit gutem Sex, dass du mich liebst ? «
    Sobald das Wort über ihre Lippen war, wusste sie, dass es ein Fehler war, es zu benutzen.
    Schließlich wollte sie sich damit nur selbst in Erinnerung rufen, dass Shane sich im Grunde nicht allzu sehr von Ty und Tim unterschied, mochte er noch so sensibel, klug und witzig sein. Und er war auch nicht so viel anders als ihr Vater.
    Aber Shane schluckte ihren Köder nicht, gestand ihr nicht seine unsterbliche Liebe. Stattdessen warf er ihr wieder einen Blick zu. » Großartigen Sex, nicht nur guten.«
    » Das ist alles, was dir dazu einfällt?«, fragte sie, während er rechts blinkte und dem ausgebleichten Krankenhausschild folgte. »Zu allem, was ich gerade gesagt habe …?«
    »Es war doch großartig«, beharrte er. »Und Liebe? Na ja, das ist schwer zu definieren, oder? Und es ist sicherlich subjektiv, also … ich kann dir eins sagen: Ich war einmal verlobt, und das war keine Beziehung, die ich leichtfertig eingegangen bin. Aber ich wollte Ashley niemals auch nur annähernd so sehr, wie ich dich will. Und ich rede nicht nur vom Sex. Ich will auch in deinen Kopf.«
    Besser als nichts. »Hallo«, sagte Mac. »Quatsch-Alarm. Hörst du dir eigentlich selbst zu? Kannst du hören, was du da redest?«
    »Ja«, entgegnete er, »aber ich bin nicht sicher, ob du es kannst. Was schadet es, mal zu sehen, wo das hinführt? Sich die Zeit zu nehmen und rausfinden –«
    »Was es schadet ?«, schleuderte sie zurück, »Dass es nicht echt ist. Alles, was du fühlst – das glaubst du nur zu fühlen. Laughlin. Im Ernst. Streng mal dein großes Hirn an. Menschen verlieben sich nicht in eine Fremde, die sie in einer Kneipe aufgerissen haben, nach nur einer Nacht mit heißem Sex. Und wenn sie die Worte des Totschlags für schuldig befunden hören, machen sie einen Rückzieher. Sie reden nicht davon, irgendwas rauszufinden –«
    » Heiß, damit kann ich leben.«
    »Was ich damit sagen will«, betonte Mac, »ist, dass alles, was du für mich zu empfinden glaubst, für meinen Kopf, meinen Geist, mein Herz und meine Seele« – sie pfefferte seine eigenen Worte zu ihm zurück –, »nichts als das Ergebnis meines Voodoos ist. Genauso wie die Latte, die ich dir gerade verpasst habe.«
    Darüber musste Shane grinsen, wobei er die Augen aufmerksam auf die Straße gerichtet ließ und den Schildern zur Notaufnahme folgte. »Ständer«, sagte er. »Gefällt mir als Umschreibung besser. Und es ist in der Tat faszinierend, wie schnell du das hinkriegst. Ist davon jeder in der Umgebung betroffen – ist es eine Frage der Nähe?« Er zeigte durch die Windschutzscheibe auf einen alten Mann auf dem Bürgersteig. »Reagiert der jetzt auch gerade auf dich? Das könnte eine Enttäuschung werden, falls er an Erektionsstörungen leidet. Er ruft wahrscheinlich sofort seine Frau an. Mildred, schnell, zieh dein Neglig é an, ich bin gleich zu Hause! Ich habe endlich einen hochgekriegt! Aber dann, wupp, sind wir außer Reichweite, und er nur so: Oh, verdammt. Vergiss es. «
    Mac musste unwillkürlich lachen, während Shane die Einfahrt hinauf und auf eine kreisförmige Haltefläche vor den Türen der deutlich gekennzeichneten Notaufnahme fuhr. Aber es war in Ordnung. Vielleicht würden ihm die wissenschaftlichen Einzelheiten helfen, es endlich zu kapieren.
    »Es kommt darauf an, wie sensibel er ist. Es zielt auf eine bestimmte Person, wenn ich es aktiv mache«, gestand sie, während er anhielt. »Aber es gibt definitiv einen Überschuss. Und manche sind empfänglicher dafür als andere. Ich meine, als ich in diese Kneipe gegangen bin, muss ich es eingeschaltet haben, zumindest ein bisschen, obwohl es mir eigentlich nicht bewusst war. Aber du bist darauf angesprungen. Es gibt definitiv Abstufungen. Ich kann es hoch- oder runterschrauben. Und komplett abschalten. Wie jetzt. Jetzt ist es aus.«
    »Und trotzdem hält die Nachwirkung an«, murmelte er.
    »Umso besser, du willst ja unbedingt rausfinden, wo das hinführt«,