Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
Pause. »Tut mir leid, aber du wirst auch mitkommen müssen. Ich kann nicht riskieren, dass mein Vernetzungsniveau wieder sinkt.«
»Ich bin bereit«, sagte Shane. »Gehen wir. Sag mir einfach nur, wohin.«
Der Blick, den sie ihm zuwarf, sagte: Sei nicht so bescheuert, und sah der respektlosen Mac, die er kennen- und lieben gelernt hatte, schon wieder viel ähnlicher. »Ich denke, du kannst mich jetzt wieder runterlassen.«
»Und riskieren, dass dein Vernetzungsniveau sinkt?« Er schüttelte den Kopf. »Hmm, ich weiß nicht, ob das so klug ist.«
»Aber durch die Straßen von Boston zu laufen und in öffentlicher Unzucht unsere nackten Ärsche zu präsentieren, ist klug, ja?«, konterte sie, und in ihre Wangen kehrte noch ein bisschen mehr Farbe zurück.
»Du hast recht«, sagte er. »Es ist viel klüger zu fahren, mit einem Lieferwagen, denke ich. So stören wir Diaz nicht, wenn wir mal nach hinten springen müssen, um dein Vernetzungsniveau ein bisschen aufzufrischen. Auf und nieder, immer wieder …«
Sie verdrehte die Augen. »Lass mich einfach runter, Laughlin.«
»Na ja«, sagte Shane und zog das Wort in die Länge. »Ich bin ziemlich sicher, dass meine Muskeln vor fünfzehn Minuten blockiert haben.« Es stimmte nicht ganz, aber es war nah an der Wahrheit, und er wollte sie nicht loslassen.
»Oh Mist«, sagte sie, aufrichtig schuldbewusst. »Tut mir leid!«
»Das braucht dir nicht leidzutun«, sagte er. Seinen Beinen ging es gut. Abgesehen von den postorgastischen weichen Knien hätte er noch tagelang so dastehen können, und jetzt bekam er sogar eine Kniebeuge hin, sodass er sie dem Boden näher brachte und sie von ihm heruntergleiten konnte. So bekam er seine Arme frei, und er schüttelte sie aus, ließ die Schultern kreisen und streckte den Rücken. »Mir tut es nicht leid.«
Sie hatte sich schon weggedreht und suchte nach ihrem Schlüpfer, während er nach seiner eigenen Hose griff und sie hochzog. Sie fand ihre Klamotten, flüchtete sich ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich.
Und da bemerkte Shane, dass die Wand eingedellt war. Die Trockenbauwand war ein kleines bisschen eingedrückt – in der Form von Macs Rücken. An den Rändern der Delle blätterte die Farbe ab, und als er mit den Fingern darüberfuhr, bröselte etwas davon auf den Boden hinab.
»He, alles klar bei dir?«, rief er, doch seine Worte wurden von der Toilettenspülung und dem Rauschen des Wassers am Waschbecken übertönt.
Kurz darauf ging die Tür auf, Mac kam wieder heraus und trocknete sich die Hände an ihrer Cargo-Hose ab.
»Ist mit deinem Rücken alles okay?«, fragte Shane.
Mac fragte: »Was?«, also tippte er an die Wand, und sie kam näher, um einen Blick darauf zu werfen. »Oh Mann.«
»Dieses Mal haben wir nicht nur die Stromleitungen überlastet«, sagte er.
Mac fluchte. »Ich hatte überhaupt keine Ahnung …« Sie blickte ihn scharf an. »Habe ich dir wehgetan?«
»Ich bin nicht derjenige, der so fest gegen die Wand geknallt ist, um das zu verursachen. Lass mich mal deinen Rücken sehen.«
Sie schüttelte den Kopf. »Mir geht’s gut.«
»Verarschen kann ich mich selbst.«
Er musste Entschlossenheit ausgestrahlt haben, denn sie verdrehte die Augen, zog ihr Trägertop hoch und drehte sich voller Ungeduld um, um es ihn sehen zu lassen.
Sie trug wieder einen ihrer Sport-BHs, diesmal blau – eine Farbe, die ihr gut stand. Ihre Schultern waren makellos. Trotzdem nahm Shane sich einen Moment Zeit, um sicherzugehen, und fuhr mit der Hand unter den Rücken des eng anliegenden BHs. Ihre Haut war weich und glatt, und wie immer, wenn er sie berührte, beschleunigte das seinen Herzschlag.
Wieder war er fasziniert vom völligen Fehlen jeder Tätowierung. Er konnte sich nicht erinnern, wann er das letzte Mal einer Frau begegnet war, die nicht wenigstens eine Rose am Knöchel hatte.
»Selbst wenn ich mich dabei gestoßen oder gekratzt habe, wirst du es nicht sehen. Bei mir heilt alles wirklich schnell«, erinnerte sie ihn. »Über Kleinigkeiten wie das brauche ich noch nicht mal nachzudenken.«
Und plötzlich ergab es Sinn. »Deswegen hast du keine Tattoos«, ging es ihm auf.
»Richtig geraten«, sagte Mac, löste sich von ihm und zog sich ihr Top wieder an. »Mein Körper deutet sie als Wunden und heilt sie. Ich absorbiere die Tinte, und in etwa vierundzwanzig Stunden sind sie verschwunden. Die totale Geldverschwendung. Vielleicht finde ich eines Tages raus, wie ich das vermeiden kann. Vielleicht ist
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