Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
den Ledersitz ihrer Harley.
»Ist jemand da drinnen?«, rief Diaz. Shane drehte sich um und sah, dass er und Bach ebenfalls ausgestiegen waren.
Seine Frage wurde von einem Mann mit einem altmodischen, aber eindeutig funktionierenden Gewehr beantwortet, der sich aus einem Fenster im ersten Stock lehnte.
»Hey!«, rief Shane und versuchte, die Aufmerksamkeit des Mannes auf sich zu lenken, doch er zielte bereits auf Mac – die den Schützen nicht gesehen hatte. Sein erster Schuss traf sie, soweit zu erkennen war, in die linke Schulter, und sie wurde herumgewirbelt.
Shane rannte zu ihr und dachte an das, was sie ihm gesagt hatte – dass ihre Fähigkeit, sich gegen Kugeln abzuschirmen, nicht sehr gut ausgebildet war.
»Schirm dich ab, Mac! Verdammt noch mal, schirm dich ab«, rief er. Sie hatte ihm gesagt, dass sie sich dafür vollkommen konzentrieren musste, und nur sich selbst schützen konnte. Als sie ein weiteres Loch in das Gebäude riss, war also klar, dass sie immer noch verwundbar war. Gott, der Schütze feuerte wieder, aber dieses Mal mussten Diaz oder Bach interveniert haben, denn anstatt ihr ein Loch in den Kopf zu pusten, streifte die Kugel bloß ihre Schläfe. Trotzdem knallte Mac auf den Boden.
Um Mac mit seinem Körper zu schützen, streckte sich Shane zu einem Hechtsprung und landete hart auf dem Bürgersteig. Bach und Diaz stürmten ohne jede Deckung auf das Gebäude zu, wie auf dem Präsentierteller zogen sie das Feuer des Schützen auf sich.
Großer Gott, eine beängstigende Menge Blut war auf Macs Klamotten und sickerte unter ihr auf den Bürgersteig. Abgesehen von ihrer klaffenden Kopfwunde war sie in die linke Schulter getroffen worden, aber Shane hatte keine Zeit, genau nachzusehen – er konnte nur beten, dass die Kugel sie nicht zu nah an ihrem Herzen getroffen hatte.
Sie war bewusstlos, was seine Scheiß-Angst nicht gerade milderte. Wie viele Schützen waren wohl in dem Gebäude und wie lange würden Bach und Diaz sie ablenken können? Er schickte sich an, Mac zu Diaz ’ eingebeultem Auto zu schaffen. Da versagte oben im ersten Stock die Waffe des Schützen. Der warf das Gewehr beiseite und zog eine Handfeuerwaffe aus der Hose. Shane beschleunigte sein Tempo auf das Dreifache – er war sich verdammt bewusst, dass sein Rücken eine sehr große Zielscheibe abgab. Doch die Pistole hatte eine Fehlzündung und explodierte im Gesicht des Schützen, der zu Boden ging.
Als Shane Mac behutsam hinter dem Auto auf die Straße legte, blickte er auf und sah, dass gerade ein zweiter Schütze in einem anderen Fenster aufgetaucht war. Er rief eine Warnung, aber Diaz hatte den Kerl bereits gesehen. Er streckte seinen Arm aus, machte eine ziehende Bewegung, und sowohl die Waffe – sie sah aus wie eine Art modifizierte Kalaschnikow – als auch der Mann flogen durch das Fenster und knallten auf das Pflaster.
Gott, Mac blutete stark. Aber erst jetzt konnte Shane unter ihre Lederjacke greifen, um nach der Wunde zu suchen – die zum Glück weit genug von ihrem Herzen entfernt war, sodass er ihren drohenden plötzlichen Tod von der Liste seiner größten Sorgen streichen konnte. Sie hatte auch eine Austrittswunde, was – gute Nachricht – bedeutete, dass sich die Kugel nicht mehr in ihrem Körper befand.
Die schlechte Nachricht war, dass sie dadurch an zwei Stellen blutete. Shane zog seine Jacke und sein T-Shirt darunter aus, um die weiche Baumwolle als Wundauflage zu benutzen und den Blutfluss zu stoppen.
»Das tut jetzt ein bisschen weh«, sagte er zu ihr, obwohl sie sich immer noch nicht gerührt hatte, während er das T-Shirt an die Stelle hielt und stellvertretend für sie zuckte, als er Druck darauf ausübte.
Ihre Augenlider flatterten, ihr Mund bewegte sich, und sie flüsterte: »Shane.«
Tatsächlich sagte sie seinen Namen, aber wahrscheinlich bedeutete es nichts. Es war sicherlich kein Grund zum Jubeln, und doch ertappte er sich beim Jubeln, denn … sie hatte seinen Namen gesagt.
»Ich bin hier«, erwiderte er, und sein Hals war plötzlich wie zugeschnürt vor Emotion. »Schatz, ich bin da. Was brauchst du, Mac? Sag mir, was du brauchst.«
Doch dann packte sie ihn, und ihre Augen – diese unglaublichen Augen – öffneten sich, und sie sagte: »Es ist ein Drogenlabor. Ich kann es riechen. Du musst Bach und D sagen, dass sie da rauskommen sollen – es fliegt in die Luft.«
Er starrte sie dämlich an, das wusste er, aber er war hypnotisiert. Und sie sagte: »Geh. Sag es ihnen!«
Aber
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