Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
Er kann mir beibringen, den Aufzugsschacht hochzuklettern, wenn nötig.« Sie sagte es noch mal. »Also mache ich es. Ich gehe rein.«
Bach konnte spüren, wie Nikas Herz raste, als der narbengesichtige Mann seine Frage wiederholte. »Welche soll es sein?«
Antworte nicht , sagte Bach zu ihr. Brich in Tränen aus – kriegst du das hin?
Sie kriegte es hin. Sogar ziemlich wirkungsvoll.
»Rührend«, sagte der Mann, dessen Worte durch seine Unfähigkeit, die Muskeln seiner übel vernarbten Gesichtshälfte zu bewegen, verzerrt wurden. »Ich bin selbst traurig, denn mir ist ein Freund abhandengekommen. Aber auch ohne ihn geht das Spiel natürlich weiter.«
Caine. Er sprach von Devon Caine. Das war der Freund, den er vermisste. Bach musste sich anstrengen, nicht zurückzuweichen. Er hatte gehofft, ohne Caine würde Nika nicht gezwungen werden, diese schreckliche Wahl zu treffen, aber er hatte sich geirrt.
»Das Mädchen, das du aussuchst, wird also leider nicht in den … Genuss der Gesellschaft meines Freundes kommen, bevor sie das Zeitliche segnet. Aber ich werde sie in seinem Namen umbringen. Also, such eine aus – oder ich schlachte fünf ab.«
Bach konzentrierte sich und fand trotz Nikas Schluchzen und der Schreie der anderen Mädchen seine innere Ruhe. Der nächste Schritt war schwieriger, denn immerhin wandte er einen Großteil seiner Kräfte auf, um Nikas Körper zu beherrschen. Aber er zapfte ihre noch rohen, unerprobten Kräfte an, und …
Es funktionierte.
Er streckte seine Gedanken nach dem Narbengesichtigen aus, wobei er darauf achtete, Nika sicher hinter sich zu lassen, drang vor in die dunkle Höhle dieses Geistes und pflanzte ihm Ideen ein, die hoffentlich hängen bleiben und wachsen würden.
Sie ist verängstigt genug – schon durch die Drohung.
Ihr Adrenalinspiegel ist hoch genug.
Es ist nicht nötig, einem der anderen Mädchen Schaden zuzufügen. Sie liefern alle ein erstklassiges Produkt ab.
Aber sie blieben nicht hängen, wie Bach sehen konnte, und er spürte, wie sein eigener Adrenalinspiegel anstieg, allein indem er an den abscheulichen Gedanken des Mannes teilhatte, seinen widerwärtigen Erinnerungen an seine vielen Jahre hier. Diese Kreatur – Cristopher hieß er – liebte ihre Arbeit ein bisschen zu sehr.
Und er hatte vor Kurzem anhand von Blutproben herausgefunden, dass drei der Mädchen in diesem Zimmer – Stacy, Mandy und Brianna – schlechte Leistungen erbrachten und ihr Blut nicht zufriedenstellend war, eigentlich kaum brauchbar. Sie würden nicht viel länger von Nutzen sein. Brianna hatte Anzeichen von Dehydrierung und Schock gezeigt und stand an der Schwelle zum Tod. Sie war es nicht mehr wert, sie zu behalten. Sie belegte ein Bett, das durch ein neueres Mädchen ersetzt werden konnte und würde. Er hatte den Befehl erhalten, sie heute zu entfernen.
Nicht heute , schlug Bach vor. Für heute reicht die Bedrohung. Nimm einfach das Blut und geh.
Das Mädchen ist verängstigt genug.
Sie ist verängstigt genug.
Ihr Adrenalinspiegel ist hoch genug.
Der Mann wandte sich ab. Bach blieb weiter fokussiert und hätte seine Konzentration aufrechterhalten, wenn der andere den Raum verlassen hätte. Doch dann hielt dieser in seinem merkwürdig schlurfenden Gang inne und neigte seinen missgestalteten Kopf zur Seite.
Bach sandte weiter seine mentalen Einflüsterungen aus. Das Mädchen ist verängstigt genug. Zeit zu gehen. Zeit zu gehen.
»Versuchst du, meine Gedanken zu kontrollieren?«, sagte der Mann drehte sich zu Nika um, und Bach zog sich augenblicklich zurück. »Cleveres Mädchen. Vielleicht ein bisschen zu clever für dein eigenes Wohl.«
Er kam zurückgeschlurft, und Bach wagte keinen weiteren Versuch. Dieses Mal rechnete der Mann mit einer Manipulation und würde auf der Hut sein. Und wenn es Bach noch ein weiteres Mal versuchte, würde der Mann wissen, dass es nicht Nika allein war, die ihm diese Gedanken in den Kopf gepflanzt hatte. Das konnte Bach auf keinen Fall riskieren.
»Such. Eine. Aus«, sagte der Mann wieder mit stählerner Stimme.
Und Nika sprach, ehe Bach sie davon abhalten konnte, das Kinn kampfeslustig erhoben, während sie weiterweinte. »Mich«, sagte sich. »Ich wähle mich aus.«
Nika, nein.
Zu spät , sagte sie zu Bach. Ich kann es nicht tun. Ich werde keine andere auswählen.
»Das wird nicht akzeptiert«, sagte der narbengesichtige Mann. »Du bist zu wertvoll für deinen neuen Eigentümer.«
Nika, ich weiß, das ist schwer zu verstehen,
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