Mindhunter - Tödliche Gabe (German Edition)
paar Jahren zusammen.«
»Ein paar Jahren?«, wiederholte Elliot mit starker Ungläubigkeit.
»Tut mir leid«, sagte sie wieder. »Es war einfacher, solange du es nicht wusstest. Ich wollte nicht, dass du Bach anlügen musst.« Als hätte er das überhaupt gekonnt …
Er wusste, was sie dachte. »Das ist so scheiße von dir. Du warst die ganze Zeit mit diesem Justin zusammen …« Aber dann wurde ihm bewusst, dass sie von Justin in der Vergangenheit sprachen. »Bis heute Nacht, hast du gesagt. Was ist denn heute Nacht passiert?«
»Er hat mich abserviert«, gab Mac zu. »Er ist einfach ausgezogen. Ich kam nach Hause, und er war weg. Es war wie ein Schock, wenn du es genau wissen willst.«
Elliot atmete scharf aus und griff über den Tisch hinweg nach ihrer Hand. »Tut mir echt leid«, sagte er. »Ich find’s immer noch scheiße von dir, aber … es tut mir leid.«
»Es ist wirklich nicht so schlimm, wie es klingt«, sagte sie. »Oder … vielleicht ist es noch schlimmer, denn ich … ich hab ihn eigentlich gar nicht geliebt, El. Zumindest nicht genug. Ich bin sicher, in gewisser Weise wusste er das, und …«
»Aber trotzdem, dich einfach so zu verlassen«, sagte Elliot. »Ohne Warnung? Das ist ziemlich mies.« Er seufzte. »Ich wünschte echt, du hättest es mir erzählt. Ich meine, du hattest quasi ein heimliches Leben außerhalb des OI, und … ich hatte überhaupt keine Ahnung davon.«
»Niemand wusste davon«, sagte Mac. »Na ja, außer Diaz. Ich bin ziemlich sicher, dass er einen Verdacht hatte.«
Als sie am Institut angekommen war, damals noch als Potenzielle, hatte sie erst versucht, Joseph Bach zu verführen, und dann Stephen Diaz. Vergeblich. Und Diaz hatte ihr nicht nur einen Korb gegeben, sondern sie auch später davon abgehalten, sich unter den anderen Trainees und Rekruten einen Lover zu suchen. Er hatte ihr mit deutlichen Worten gesagt, dass sie, wenn sie das strenge Gebot des Zölibats missachtete, vom Campus fliegen würde.
Jetzt sah sie Elliot an. »Hast du ernsthaft geglaubt, dass ich die ganze Zeit enthaltsam lebe? Ich? «
Er blinzelte. »Ich schätze … ich hab nicht drüber nachgedacht. Ich meine, wenn ich jetzt drüber nachdenke, ist es ziemlich lächerlich. Obwohl … Du hattest viel zu tun, und Leute, die viel arbeiten, haben nicht immer … Ich meine, ich hatte keinen Sex. Jetzt schon seit drei Jahren nicht.« Er machte ein finsteres Gesicht. »Mann, das ist eine lange Zeit, oder?«
Mac nickte. »Und es gibt einen Unterschied zwischen keinen Sex haben und das Zölibat in dem Sinne leben, wie die Trainees aufgefordert werden, es zu tun. Also, ganz im Ernst. Glaubt wirklich irgendjemand, dass wir irgendwas davon haben, dass wir unsere sexuelle Energie umlenken? Ich offensichtlich nicht, denn ich habe sie nicht umgelenkt. Und Diaz? Er hat sich definitiv an das Programm gehalten. Nur dass wir beide zum selben Zeitpunkt die fünfzigprozentige Vernetzung erreicht haben, und ich, ohne mich selbst zu quälen. Ich habe das nicht in meinen Bericht von heute Nacht geschrieben – du weißt schon, über die Hempford-Verhaftung … Aber ich wollte, dass du es weißt, für den Fall, dass es was damit zu tun hat, dass Diaz dir auf dem Flur einen Stromstoß verpasst hat –«
»Er hat mir keinen Stromstoß verpasst«, sagte Elliot.
»Wie auch immer. Aber diese Mauer aus Schmerz, mit der wir den Joker umgehauen haben«, sagte Mac. »Diaz’ Beitrag war, ihm mit einer Riesenportion sexueller Frustration den Arsch zu versohlen. Er hat nicht nur seit Jahren keinen Sex gehabt, sondern sich überhaupt keine Art der sexuellen Erleichterung gestattet, also …«
Elliot lachte ungläubig auf. » Das kannst du doch gar nicht wissen.«
»Doch«, sagte Mac und nickte nachdrücklich »Kann ich. Der Typ masturbiert noch nicht mal. Als er das aufgemacht und losgelassen hat, war es, als würde man von einer dicken Abrissbirne getroffen. Oder, genauer gesagt, von einem Paar dicker Eier.«
»Himmel.« Elliot, der jetzt wieder mit leicht leerem Blick in seinen Kaffee starrte, schien den Witz gar nicht gehört zu haben.
»Weißt du, wenn du gefragt hättest«, sagte sie zu ihrem Freund, »hätte ich es dir gesagt. Das mit Justin. Aber du hast nie gefragt.«
Er blickte zu ihr auf, und sie konnte sehen, dass er das akzeptierte. »Okay. Aber die Geschichte geht noch weiter, oder? Was ist heute Nacht passiert? Du bist nach Hause gekommen –«
»Es ist nicht mein Zuhause«, unterbrach sie ihn. »Es ist nur
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