Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton

Vom Netzwerk:

Zusammenarbeit bereit. Im Augenblick ist das Programm noch völlig freiwillig, obwohl wir Teilnehmer mit Privilegien belohnen.«
    »Er ist also im wesentlichen noch dieselbe Person wie bei seiner Einlieferung.«
    »Ja.«
    »Hervorragend.« Greg stand auf. »Ich würde ihn gerne sprechen. Er müßte mir eigentlich ein paar Einblicke geben können.«
    »Wie Sie wünschen«, sagte MacLennan. »Stephanie bringt Sie hinunter.«
    »Bewahren Sie die Korrespondenz auf, die er erhält?« fragte Greg.
    MacLennan sah Stephanie fragend an.
    »Ja«, sagte sie. »Es ist nicht viel, meist Morddrohungen.«
    »Ich hätte gern Kopien, bitte.«
    »Ich stelle ein Datenpaket zusammen«, sagte MacLennan. »Es liegt für Sie bereit, wenn Sie wieder gehen.«
    »Danke.« Es bestand immer die Möglichkeit, daß jemand Bursken genügend bewundert hatte, um seine Mordtechnik nachzuahmen. Ziemliche vage Vermutung allerdings.
    »Wie hat Bursken auf den Mord an Kitchener reagiert?« wollte Greg von Stephanie wissen, als sie MacLennans Büro verlassen hatten.
    »Er war sehr daran interessiert«, antwortete sie. »Er hält ihn für eine Rechtfertigung der eigenen Verbrechen.«
    »Oh?«
    »Bursken hält sich selbst für einen Racheengel Gottes in einer sündhaften Welt. Daß jemand auf die gleiche Art mordet, ist Beweis dafür, daß Gott jetzt neue Rächer aussendet. Deshalb hatte Gott ursprünglich auch ihn instruiert. Was zu beweisen war.«
    »Wie ist er? Ich meine, was kann in seinen prägenden Jahren passiert sein, um ihn zu solchen Taten zu bewegen?«
    Sie zögerte, als sie das Treppenhaus betraten, und ihre Umgänglichkeit geriet für einen Moment aus den Fugen. Greg konnte richtig Sorge und sogar Verwirrung erkennen.
    »Um Ihnen die Wahrheit zu sagen, Greg, ich habe nicht die leiseste Ahnung. Wir haben intensive Nachforschungen nach seiner Herkunft angestellt, was uns das auch immer eingebracht hat. Er hatte eine völlig normale Kindheit. Ein paar Schikanen in der Schule, nichts Übertriebenes. Wir haben keinen Hinweis auf irgendwelchen sexuellen oder geistigen Mißbrauch gefunden, auf keinen Mangel an irgendwas. Und doch ist er selbst nach den Maßstäben unserer Insassen vollkommen wahnsinnig. Es gibt nicht einmal eine vernünftige Erklärung dafür, warum er durchgedreht ist. Natürlich haben wir ihn untersucht; seine Gehirnfunktionen zeigen keine Abweichungen, und es liegt keinerlei chemisches Ungleichgewicht vor. Zur Zeit versuchen wir, den eigentlichen Auslöser für seine Psychose zu bestimmen und herauszufinden, ob ein einzelner Grund vorlag, der seine Mordorgien bewirkte. MacLennan meint: Wenn wir auch nur einen einzigen Einblick gewännen, wie Bursken funktioniert, könnten wir schließlich in der Lage sein, seine Mentalität zu verstehen. Deshalb ist MacLennan ja auch bereit, Zeit und Geld in einen solch hoffnungslosen Fall zu investieren. Durch Untersuchung der echten abweichenden Mentalitäten erhalten wir mehr Kenntnisse von den normalen. Die Ergebnisse sind bislang aber nur Stückwerk und in keiner Weise schlüssig. Ich bezweifle, daß wir Bursken je verstehen werden. Ich danke einfach Gott dafür, daß er ein Einzelgänger ist, wie man ihn nur sehr selten findet.«
    »Sie meinen, selbst Ihre Laserparadigmen könnten ihn nicht heilen?«
    »Ich denke, nein. Sehen Sie, bislang haben wir gar keine schlechte Erinnerungssequenz gefunden, die ersetzt werden müßte, kein Trauma, das zu löschen wäre. Vielleicht hat er ja wirklich Stimmen gehört, wer weiß?«

    Das Verhörzimmer der Anstalt wirkte ein klein wenig gastlicher als das der Polizeiwache von Oakham. Greg konnte sich vorstellen, daß es dem Konferenzzimmer eines Zwei-Sterne-Hotels nachempfunden war, billig, aber gut gemeint. Der Tisch war ein cremefarbenes Oval mit fünf bequemen rötlichen Stühlen ringsherum, fast wie in einem Speisezimmer; jedenfalls fehlte das Element der Konfrontation. Das Zimmer lag im Erdgeschoß, und ein Aussichtsfenster füllte eine ganze Wand aus und bot Ausblick auf den Garten, der den Zentralschacht des Gebäudes ausfüllte. Nadelhölzer und Heidekraut wuchsen in erhöhten mauerbegrenzten Beeten, gepflegt von einer Arbeitsgruppe von Insassen unter den wachsamen Blicken ihrer Aufseher; man sah etliche hölzerne Parkbänke, auf denen Insassen saßen und lasen oder einfach nur den unerwarteten Bonus des Sonnenlichts genossen. Sie alle trugen blaue Streifen an den Uniformärmeln.
    Zwei Wachen führten Liam Bursken herein. Er war nicht besonders