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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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ihnen über einen außergewöhnlichen IQ?« fragte Greg.
    MacLennan warf Stephanie Rowe einen fragenden Blick zu. »Nicht, daß ich wüßte«, sagte er. »Wieso fragen Sie?«
    »Kitcheners Studenten sind alle sehr gescheit.«
    »Ah, ja, ich verstehe.«
    »Niemand hier weist eine überdurchschnittliche Intelligenz auf«, gab Stephanie bekannt; sie studierte ihr Cybofax. »Ganz sicher beherbergen wir keine Genies. Möchten Sie, daß ich frühere Fallgeschichten überprüfe?«
    »Nein, ist schon in Ordnung«, sagte Greg.
    »Was wir in Stocken versuchen«, fuhr MacLennan fort, »ist, das psychologische Profil des Häftlings zu ändern, den Teil seines Wesens zu löschen, der aus diesen barbarischen Taten Befriedigung bezieht.«
    »Gehirnwäsche?«
    »Absolut nicht.«
    »Es klingt ganz so.«
    MacLennan lächelte schmal. »Was Sie mit Gehirnwäsche meinen, ist einfach eine konditionierte Reaktion. Ein Beispiel: Schnallen Sie das Subjekt auf einem Stuhl fest und zeigen Sie ihm das Bild eines Gegenstandes, sagen wir, einer speziellen Whiskymarke. Jedesmal, wenn der Whisky zu sehen ist, versetzen Sie dem Subjekt einen elektrischen Schlag. Wird das oft genug wiederholt, entwickelt es eine Aversion gegen die Whiskymarke. Das ist natürlich grob übersimplifiziert, aber so funktioniert es im Prinzip; man installiert einen visuell ausgelösten Zwang. Was man in solchen Fällen also tut, ist, eine vorhandene Reaktion durch eine neu implantierte zu ersetzen. Damit erreicht man aber nur ganz simple Dinge. Man kann Kriminelle nicht durch Aversionstherapie zu gesetzestreuen Bürgern machen, weil Kriminalität in ihrer Wesensart begründet liegt und sich aus dem Unterbewußten speist; sie beruht nicht auf einer einzelnen Ja-/Nein-Entscheidung. Und womit wir es bei den Insassen von Stocken zu tun haben, ist ein oft schon in der Kindheit herausgebildetes Verhaltensmuster. Man muß es erst auslöschen und dann ersetzen.«
    »Wie?«
    »Haben Sie schon mal etwas von Laser-Bildungsparadigmen gehört?«
    »Nein«, versetzte Greg trocken.
    »Die Idee reicht mehrere Jahrzehnte zurück. Meine Doktorarbeit handelte davon. Ich habe mit Techniken der Handhabung hochverdichteter Daten angefangen und bin dann auf Seitengeleise geraten. Bildungsparadigmen waren so viel interessanter! Es handelt sich bei ihnen um das biologische Gegenstück von Computerprogrammen. Man kann das menschliche Gehirn buchstäblich mit Informationen vollpacken, wie wenn man Bytes in einen Speicherkern übertrüge. Sobald diese Technik ausgereift ist, braucht man keine Schulen oder Universitäten mehr. Man erhält alles benötigte Wissen mit einem einzelnen Lichtstoß, der die Informationen durch die Sehnerven schickt und sie direkt dem Gehirn aufprägt.« MacLennan zuckte umgänglich die Achseln. »So lautet jedenfalls die Theorie. Wir sind immer noch weit davon entfernt, derartige Resultate zu erzielen.«
    »Das klingt eindrucksvoll«, meinte Greg. »Und man kann auf diese Weise auch neue Verhaltensschemata vermitteln?«
    »Verhalten liegt im Gedächtnis begründet, Mr. Mandel. Wieder eine Konditionierung. Man fällt in früher Kindheit in einen Teich und ertrinkt beinahe; und im Erwachsenenleben fürchtet man sich vor Wasser, ist ein schlechter Schwimmer und zeigt auch keine ausgeprägte Neigung, das zu verbessern. Es sind diese zahllosen kumulativen kleinen Ereignisse und Zwischenfälle in den prägenden Jahren, die über den Aufbau der Psyche entscheiden. Sie sind Soldat, glaube ich, Mr. Mandel?«
    »Ich war einer. Ich bin aus dem Dienst ausgeschieden.«
    »Haben Sie sich freiwillig zur Armee gemeldet?«
    »Yeah.«
    »Und haben Sie als Soldat etwas getaugt?«
    Greg verlagerte sein Gewicht in der amorphen Polsterung des Sofas, spürte Stephanies Blick auf sich. »Ich wurde ein- oder zweimal in den Kriegsberichten erwähnt.«
    »Und doch waren Tausende, Hunderttausende von Männern Ihres Alters gänzlich ungeeignet für das militärische Leben, in dem Sie so hervorragend abschnitten. Körperlich nicht anders aufgebaut, wohl aber geistig, in der Einstellung, Ihr genaues Gegenstück. Die jeweilige Haltung wurde in beiden Fällen im Zeitraum zwischen dem vierten und sechzehnten Lebensjahr bestimmt. Das, was wir sind, ist eine Folge dieses Zeitraumes; das Kind ist der Vater des Mannes. Und das ist auch der Zeitraum, dessen Erinnerungen wir ändern müssen, um gegenwärtige Psychosen zu beseitigen. Mein Ziel besteht darin, reale Erinnerungen durch falsche paradigmatische

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