Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma
töten?«
»Ich war das vom Herrn erwählte Werkzeug.«
»Um die Sünde auszurotten?«
»Ja.«
»Welche Sünde hat Sarah Inglis begangen?« Das Persönlichkeitsprofil in seinem Cybofax gab an, daß Sarah elf Jahre alt gewesen war, als Bursken sie auf dem Heimweg von der Schule entführt hatte.
»Wer frei von Sünde ist, werfe den ersten Stein.«
»Sie war ein Schulmädchen.« Das war unprofessionell, wie er wußte, aber dies eine Mal scherte es ihn nicht. Nichts, was Bursken vielleicht weh tat, von Gewissensbissen bis zu einem Knie in die Eier, konnte ganz schlecht sein.
»Wir können den Herrn nicht zur Verantwortung ziehen.«
»Yeah, klar. Was wissen Sie von Edward Kitchener?«
»Ein Physiker. Zweifacher Nobelpreisträger. Wohnte auf Launde Abbey. Vertritt viele kontroverse Theorien. Ehebrecher. Degeneriert. Gotteslästerer.«
»Wieso Gotteslästerer?«
»Physiker sind bestrebt, das Universum zu definieren, die Ungewißheit zu beseitigen und mit ihr die Spiritualität. Sie möchten Gott verbannen. Sie sagen, in ihren Theorien wäre kein Platz für Gott. Daraus spricht der Teufel.«
»Und deshalb wäre Kitchener ein legitimes Opfer für Ihre Art von Gerechtigkeit?«
»Ja.«
»Wenn man Ihnen erlaubt hätte, Stocken zu verlassen, hätten Sie ihn dann umgebracht?«
»Ich hätte ihn durch das Opfer seines Lebens gerettet. Er hätte die Seligkeit erlangt und mir gedankt, während er zu Füßen des Herrn kniete.«
»Hätte dazu gehört, ihn auch zu verstümmeln?«
»Ich hätte ein Zeichen für die Engel des Herrn hinterlassen, um ihm beim Aufstieg in den Himmel zu helfen.«
»Welches Zeichen?«
»Ich hätte ihm die Gestalt eines Engels verliehen.«
»Er meint die Lungen«, warf Stephanie ein. »Wenn man den Körper von vorn betrachtet, stellen die zu beiden Seiten ausgebreiteten Lungen die Flügel dar, wie bei einem Engel. Liam hat das mit allen seinen Opfern gemacht. Die Wikinger taten früher etwas Ähnliches, wenn sie zum Plündern herüberkamen.«
»Davon bin ich überzeugt«, brummelte Greg. Er rief die nächste Reihe von Fragen auf dem Cybofax ab.
»Okay, Sie wissen, daß Kitchener auf Launde Abbey lebt, und Sie wissen, daß es dort eine Küche gibt. Würden Sie Ihr eigenes Messer benutzen?«
»Der Herr sorgt stets für die Seinen.«
»Versorgt er sie aus der Küche von Launde, oder tut er es vorher?«
»Vorher«, flüsterte Bursken mit belegter Stimme.
Stephanie beugte sich zu Greg herüber, bat ihn mit einem Lächeln um Entschuldigung. »Worauf zielen Sie ab?« fragte sie leise.
»Ich erstelle ein Profil des beteiligten Denkens. Wer immer der Täter ist, er muß etwas mit unserem Bursken hier gemeinsam haben. Es war kein gewöhnlicher Teksöldner; selbst sie würden davor zurückschrecken, eine solche Greueltat zu verüben. Es muß jemand sein, dessen normale emotionelle Reaktionen zerstört wurden wie bei Bursken. Was ich herausfinden möchte, ist, wie rational so jemand unter diesen Umständen noch funktionieren kann. Falls er einem Plan folgte, konnte er sich durchgehend daran halten? Der schiere Abscheu hätte dazu geführt, daß die meisten normalen Persönlichkeiten unter dem Streß zerbrochen wären und Fehler begangen hätten. Bislang ist bei den Ermittlungen jedoch kein einziger entdeckt worden.«
»Ich verstehe.« Sie plumpste wieder auf ihren Stuhl zurück.
»Was wäre für den Herrn wichtiger«, fragte Greg, »Kitchener zu erlösen oder die Computerunterlagen seiner ganzen lästerlichen Arbeit zu vernichten?«
»Sie verspotten mich, Mandel. Sie sprechen vom Herrn, und doch hegen Sie keinerlei Verehrung im Herzen. Sie sprechen von Lästerung und ergötzen sich an ihrer Ausführung.«
»Was wäre Ihnen wichtiger gewesen – Kitchener zu töten oder seine Arbeit zu löschen?«
»Ein Computer ist ein Werkzeug, das man gebrauchen oder mißbrauchen kann. An sich ist er unwichtig.«
»Er war also sekundär, aber ihn abzuschießen wäre eine gute Idee gewesen, die Sie doch bestimmt versucht hätten umzusetzen?«
»Ja.«
»Waren Sie jemals nervös, als Sie diese Leute in Newark umgebracht haben?«
Burskens Halsmuskeln spannten sich; seine Gedankenströme verkrampften sich heftig und peitschten umher wie miteinander ringende Schlangen. Abscheu herrschte vor.
Greg erlaubte sich ein Lächeln. »Sie waren es, nicht wahr? Sie hatten Angst, haben gezittert wie Espenlaub.«
»Davor, entdeckt zu werden«, fauchte Bursken. »Aufgehalten zu werden.«
»Haben Sie Vorsichtsmaßnahmen
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