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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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groß, fünf oder sechs Zentimeter kleiner als Greg, aber kräftig gebaut, mit breiten, schrägen Schultern. Der rasierte Schädel glänzte leicht bläulich von den Haarstoppeln und vermittelte den Eindruck eines langen hageren Gesichtes. Der Neuralblockerkragen saß so eng, daß er in die Haut zwickte; Greg sah, daß sie an seinen Rändern wundgerieben war. Ernste, fast traurige smaragdgrüne Augen entdeckten Greg und musterten ihn gründlich. Der Ärmel der gelben Uniform zeigte einen roten Streifen.
    Bursken setzte sich langsam und bewegte die Gelenke auf eine steife Art, wie sie Greg mit alternden Personen in Verbindung brachte. Die Wachen blieben hinter ihm stehen, und einer hatte die Hand in der Tasche. Mit dem Finger auf dem Aktivierungsschalter des Kragens, wie Greg vermutete.
    Er leitete die Sekretion seiner Drüse ein. Die vier Bewußtseinseinheiten im Raum wurden von den erweiterten Grenzen der Wahrnehmung erfaßt, und ihre Gedankenströme bildeten eine Konstellation aus surrealen Wellenmustern. Beide Wachen waren nervös, während Stephanie Rowe im Gegensatz dazu ein kühles, distanziertes Interesse verriet. Liam Burskens Gedanken waren da schon rätselhafter. Greg hatte erwartet, die schartigen Kanten seiner Störungen zu spüren, wie bei einem Junkie, der einfach nicht zu vernünftigen Überlegungen fähig war, aber er entdeckte nur Ruhe und die Überzeugung überragender Rechtschaffenheit. Burskens Selbstvertrauen grenzte an Größenwahn. Und keine Spur von Humor war zu erkennen. Überhaupt keine. Bursken war dieses grundlegendsten menschlichen Wesenszuges beraubt. Das war es auch, wodurch er Menschen aus der Fassung brachte, erkannte Greg; sie spürten es auf einer unterbewußten Ebene. Er fragte sich, ob er es Stephanie erzählen sollte, damit sie diesen Mann besser verstand.
    Greg stellte sein Cybofax auf den Tisch und rief die Datei mit den vorbereiteten Fragen auf. »Ich heiße Greg Mandel.«
    »Ein Übersinnlicher«, sagte Liam Bursken. »Veteran der Mindstar Brigade. Berater der Kripo Oakham im Mordfall Edward Kitchener. Aller Wahrscheinlichkeit nach auf Druck von Julia Evans berufen.«
    »Yeah, stimmt. Obwohl man nicht alles glauben kann, was im Fernsehen gesagt wird. Also, Liam, Stephanie hier hat mir erzählt, Sie würden den Fall Kitchener mit einigem Interesse verfolgen.«
    »Ja.«
    Greg erkannte, daß Bursken weder absichtlich unhöflich war noch versuchte, ihn zu ärgern. Fakten waren alles, womit er sich befaßte. Hier stand kein schwatzhaftes Einschmeicheln auf der Tagesordnung und nichts vom üblichen Eingehen aufeinander. Stephanie hatte recht gehabt, Bursken war vollkommen wahnsinnig. Greg war sich nicht mal ganz sicher, ob man ihn überhaupt als Mensch bezeichnen konnte.
    »Ich würde Ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Macht es Ihnen was aus?«
    »Jeder Einwand wäre irrelevant. Sie würden sich Ihre Antworten einfach holen.«
    »Dann stelle ich sie, ja?«
    Keine Reaktion erfolgte. Greg fragte sich allmählich, ob er ein so unheimlich verdrehtes Bewußtsein überhaupt bei einer Lüge ertappen konnte.
    »Wie alt sind Sie, Liam?«
    »Zweiundvierzig.«
    »Wo wohnten Sie, während Sie Ihre Morde begingen?«
    »Newark.«
    »Wie viele Menschen haben Sie umgebracht?«
    »Elf.«
    Greg stieß einen kurzen, erleichterten Seufzer hervor. Liam Bursken wich ihm nicht aus, gab ihm klare Antworten. Was bedeutete, daß Greg jeden Versuch entdecken würde, irgendwelche Sachen zu erfinden. Selbst ein total Irrer konnte den guten alten Mandelschen Daumenschrauben nicht entrinnen. Er wußte nicht recht, ob er sich darüber freuen sollte. Mußte man ein klein bißchen selbst verrückt sein, um Wahnsinn zu verstehen? Aber wer, der seine sieben Sinne beisammen hatte, wäre schließlich überhaupt mit der Implantation einer Drüse einverstanden gewesen?
    Er bemerkte die Woge des Hasses, die durch Burskens Gedanken schwappte, und unterdrückte das Lächeln, das sich auf seine Lippen gestohlen hatte.
    »Wo waren Sie, als Edward Kitchener umgebracht wurde, Liam?«
    »Hier.«
    Zutreffend.
    »Haben Sie Stocken jemals verlassen?«
    »Nein.«
    »Haben Sie je versucht hinauszugelangen?«
    »Nein.«
    »Möchten Sie hinaus?«
    Bursken zögerte für einen Moment. Dann: »Ich würde gerne von hier weggehen.«
    »Denken Sie, daß Sie es verdient hätten?«
    »Ja.«
    »Denken Sie, daß Sie etwas Unrechtes getan haben?«
    »Ich habe getan, was mir aufgetragen wurde, nicht mehr.«
    »Gott hat Sie angewiesen zu

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