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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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dunkle Gesichtsfarbe und eine dichte Matte aus lockigen pechschwarzen Haaren, die ihm bis auf die Schultern reichten. Er war von stämmigem Körperbau und mit einsachtzig trotzdem so groß wie Nicholas, in dieser Kombination der Grund dafür, warum ihn sein Uni-Rugbyteam mit offenen Armen aufgenommen hatte. In jüngster Vergangenheit hatte er ein paar Kilo um die Hüften zugesetzt, und Liz hatte sich angewöhnt, bei den Mahlzeiten darüber zu meckern. Uri trug Jeans und ein hellgrünes Rugbyhemd.
    »Na, heute das Schwimmen versäumt?« fragte Liz, als die drei zur Treppe gingen.
    Nicholas nickte. »Ja, aber dafür konnte ich einen Teil meiner Computerarbeit aufholen.«
    »Kein förmliches Abschlußexamen, kein Schweiß und keine Panik im letzten Monat … Das ist das Phantastische hier.« Sie grinste und äffte Kitcheners gereizten Ton nach: »Sie selbst wissen, ob Ihr Verstand funktioniert; es ist nicht meine Aufgabe, Ihnen das zu sagen.«
    Die Zimmer der Abtei gehörten zwei unterschiedlichen Gruppen an: den Gesellschaftsräumen, die man einigermaßen im ursprünglichen Zustand erhalten hatte, ungeachtet der Not des PSP-Jahrzehnts, die auf das physische und wirtschaftliche Chaos der Erwärmung folgte; und den restlichen, die Kitcheners lebenslangem Streben nach Quantifizierung des gesamten Universums überantwortet wurden: zwei Labors, eine kompakte, schwer kybernetisch aufgemotzte Technikwerkstatt, das Computerzentrum, Kitcheners Arbeitszimmer, ein kleiner Vorlesungssaal und eine Bibliothek mit Hunderten von papierenen Büchern. Der Speiseraum gehörte entschieden zur erstgenannten Kategorie; man hatte seine goldbraune Holzvertäfelung mit peinlicher Sorgfalt bewahrt, und der Kamin aus der Zeit Jakobs I. beeindruckte Nicholas doch immer wieder. Ausgestattet war das Zimmer mit einem langen, blankpolierten edwardianischen Mahagonitisch; die zerbrechlich aussehenden Stühle daran waren mit Leder von mattem Rouge gepolstert, durchzogen von einem Netz ockerfarbener Risse. Nicholas hatte immer schreckliche Angst, er könnte eines dieser alten Meisterstücke zersplittern, wenn er sich daraufsetzte. Über der Tafel verbreiteten zwei Biokronleuchter ein helles, leicht rosa Licht.
    Auf einem der Stühle lungerte schon Cecil Cameron, der letzte der Studenten im zweiten Jahr, ein langgliedriger Vierundzwanzigjähriger mit kurz geschnittenem, krausem blonden Haar. Er öffnete gerade eine Flasche weißen Sussexwein mit seiner linken Hand aus Kinaware, und die chromschwarzen metallokeramischen Nägel schimmerten bei jeder Umdrehung des Korkenziehers matt auf. Die ledrige Haut der Hand verbreitete einen silbrigen Glanz, von dem Cecil sagte, daß er ihn der Fleischfarbe vorgezogen hatte. »Wieso sich die Mühe machen, als langweilige Gestalt durchs Leben zu gehen? Wenn man schon verstärkt wurde, sollte man es zur Schau stellen.« Er behauptete, er hätte den Unterarm bei einem PSP-feindlichen Aufstand verloren. Ob das nun zutraf oder nicht – und Nicholas war nicht ganz davon überzeugt –, jedenfalls nutzte Cecil die Hand und das Interesse, das sie ihm einbrachte, schamlos zum eigenen Vorteil aus.
    Kina ware war immer noch selten (und teuer) genug, um überall Aufmerksamkeit zu erregen, wo Cecil auftauchte. Nicht, daß die sechs Studenten viel herauskamen: der wöchentliche Ausflug in den Old Plough in Braunston, dem nächstgelegenen Dorf, ein gelegentlicher Exkurs nach Oakham. Cecil meckerte ständig über die Beschränkungen der Abtei und arbeitete ein bißchen zu hart daran, sein wildes Image zu pflegen. Nicholas mußte jedoch zugeben, daß er ein erstklassiger Festkörperphysiker war.
    »Macht nicht so eifrige Gesichter, ihr Proleten«, sagte Cecil schleppend. »Wegen des Sturms ist Mrs. Mayberry nicht da. Unser Herr und Gebieter hat sie nach dem Mittagessen nach Hause geschickt. Also heißt es heute abend: selber kochen.«
    Nicholas und Uri stöhnten.
    »Wieso kochst du dann nicht?« fragte Liz.
    Cecil lächelte sie an. »Ich bin der Meinung, daß die Weibchen der Spezies in solchen Dingen viel besser sind!«
    »Sturer Bock!«
    »Na, gib schon zu, wolltest du wirklich von meiner Kochkunst kosten? Abgesehen davon habe ich vor einer Minute mal hineingeschaut, und die kleine Isabel kommt ganz gut zurecht.«
    »Isabel macht das Abendessen?« fragte Nicholas. Er hoffte, daß es nach einer unschuldigen Frage geklungen hatte.
    Cecils Lächeln wurde breiter. »Ja. Ganz allein. Sag mal, Nick, wieso gehst du nicht rein und siehst

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