Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma
beide Mädchen mit einem exaltierten Grinsen. Der alte Mann gestikulierte viel, stellte Greg fest; die Arme waren ständig in Bewegung. Rosette und Isabel erhielten beide überschwengliche Küsse. Sie wurden wieder etwas munterer.
Das erste, was Rosette tat, war, hinüber zum Nachttisch zu gehen und ein Infusionsröhrchen herauszuholen. Es war vergoldet und ungefähr so groß wie ihr Mittelfinger. Sie drückte es Isabel gekonnt in den Hals.
Möchte wohl, daß sie über den Wolken schwebt, ehe sie Kitchener etwas von Nicholas erzählt, überlegte Greg.
Isabel schlängelte sich geschmeidig aus der engen Jeans, während sich Kitchener in einen großen Lehnstuhl am Bett setzte. Er wandte den Blick nicht von ihr; Isabel schmiegte sich in Rosettes Umarmung, und Rosette streichelte ihr das Haar und liebkoste ihre Wangen. Mehr als alles andere sah es danach aus, als würde sie beruhigt wie ein nervöses Tier.
Sag mal, Gregory, wieviel möchtest du dir eigentlich davon ansehen?
Er spürte, daß sie einen Scherz zu machen versuchte, aber ihr geistiger Tonfall ging ganz furchtbar daneben. In einem weit entfernten Körper baute sich gespannte Erwartung auf, wie eine elektrische Ladung, die an der Wirbelsäule entlangprasselte. Greg hatte gesagt, daß er sich nicht vorstellen konnte, welche Art Mensch zu einer solch barbarischen Tat fähig war, und jetzt würde er die Greueltat gleich zur Gänze miterleben.
Eine nackte Isabel stand neben dem Bett und sah Kitchener an, den Kopf leicht zurückgelegt, mit flatternden Augenlidern, während sie mit den Händen beharrlich an der Außenseite ihrer Hüften auf und ab rieb. Die Augen des alten Mannes folgten ihrer Figur, während er an einem Glas Portwein nippte. Rosette machte sich jetzt daran, Isabels Hals mit provokativer Zärtlichkeit abzuküssen, und ertastete mit der Zunge die Kurven und Einbuchtungen des Fleisches. Sie fuhr damit fort, den Spalt zwischen Isabels kegelförmigen Brüsten hinunter, erreichte die glatte Bauchfläche, wurde jetzt hungrig und umklammerte fest die Hinterbacken des kleineren Mädchens. Isabel öffnete den Mund zu einem Seufzen, und ihre Augen und ihre Seele schimmerten im Eisfeuer des Synthos.
Geh weiter, bis zum Zeitpunkt ihres Aufbruchs, sagte Greg.
Isabel lag rücklings auf dem Bett, spreizte die Glieder weit und beugte sinnlich den Rumpf. Rosette ließ den Kimono herunterrutschen, stieg aufs Bett und senkte sich langsam auf Isabel.
Eleanors Brennpunktverlagerung beschleunigte die Bewegungen der beiden sich windenden Gestalten und verschmierte sie zu nebelhaften Eindrücken. Die dritte Gestalt stand vom Sessel auf und gesellte sich zu den beiden anderen. Zusammen machte das Trio den gleichen dünnen, verschwommenen Eindruck wie der Flügel einer Libelle.
Die Mädchen gingen um zwei Uhr dreiunddreißig. Sie stützten sich gegenseitig; Rosette hatte den Arm schützend um Isabel gelegt. Das kleinere Mädchen wirkte schläfrig, und ein lebloses Lächeln der Befriedigung umspielte ihre Lippen. Kitchener lag schlafend auf dem Bett, und die weißen Haare standen ihm ab.
Wie kommst du zurecht? fragte Greg.
Dieses Gefühl, gequetscht zu werden, ist jetzt viel deutlicher.
Okay, dann gehen wir ein kleines Stück in der Zeit weiter.
Die Tür öffnete sich um vier Uhr achtzehn. Nicholas Beswick trat ein.
»Greg!« Die Stimme drückte sowohl Schmerz als auch Grauen aus und verklang in einem dünnen Wimmern.
Er hörte es, konnte es tatsächlich hören; die Urgewalt des Vorgangs durchbrach die Isolation durch das Neurohormon.
Nein, nein, nein! schrien Eleanors Gedanken.
Bleib dran! Konzentriere dich weiter darauf, Eleanor; du darfst nicht davon abschweifen!
Aber Greg!
Ich weiß. Vielleicht ist er es gar nicht. Nur noch ein paar Minuten, mehr nicht. Bitte!
Er hatte es gesagt, aber er glaubte es nicht.
Nicholas trug eine braune Schürze und war darunter nackt, von der Unterhose abgesehen. In der rechten Hand hielt er ein dreißig Zentimeter langes Tranchiermesser.
Durch die klamme Kälte des Unglaubens hindurch sah Greg, wie der Junge ans Bett trat. Nicholas legte das Messer auf den Nachttisch und hob eines der Kissen auf. Kitchener bewegte sich kurz. Nicholas drückte dem alten Mann das Kissen aufs Gesicht.
Greg, o Greg, halt ihn auf.
Das kann ich nicht, Liebling. Ich kann es nicht.
Kitchener erwachte kurz vor dem Ende und schlug mit den dürren Gliedmaßen um sich. Nicholas bleckte die Zähne zu einem wilden Grinsen, und seine Bizeps wölbten
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