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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sich, während er weiter mit dem Kissen zudrückte. Das kraftlose Umherschlagen stoppte nach weniger als einer halben Minute. Nicholas wartete noch weitere neunzig Sekunden, ehe er das Kissen wegnahm. Danach packte er es wieder zu den anderen ans Kopfende des Bettes und strich mit der Handkante die Falten glatt.
    Er blickte auf Kitchener hinab, den Kopf fast ehrfürchtig gesenkt, und bekreuzigte sich dann. Er brauchte zwei Minuten, um dem Alten methodisch den Pyjama aufzuknöpfen und auszuziehen, die Kleidungsstücke ordentlich zusammenzufalten und auf den Sessel zu legen. Als er damit fertig war, setzte er sich rittlings auf die Hüften der Leiche. Er setzte die Messerspitze direkt oberhalb des Bauchnabels an, und die Glanzlosigkeit des abgenutzten Metalls hob sich vor der jetzt ausgezehrt wirkenden Haut ab.
    Nicholas beugte sich vor und drückte mit dem ganzen Körpergewicht zu. Das Messer drang glatt ein, fast bis zum Griff, und dann zog er es mit grob sägenden Bewegungen nach oben zur Brust durch.

 
Kapitel sechzehn
     
     
    Jetzt war es eine richtige Zelle. Die Tür blieb verschlossen, selbst wenn Nicholas daranklopfte. Mahlzeiten, Verhöre und sein Rechtsanwalt – das war alles, wofür sie sich öffnete. Und die Fahrt zum Schiedsgericht.
    Die Polizei hatte ihn am Freitagmorgen dorthingebracht, vierundzwanzig Stunden, nachdem Eleanor Mandel sich auf dem Bett seines Zimmers in der Abtei hin- und hergeworfen und die Augen aufgeschlagen hatte, Augen, in denen tiefster Abscheu zu lesen stand, um sich dann umzudrehen und auf die glänzende Plastikplane zu erbrechen, die den Teppich bedeckte. Der Blick, den sie ihm zugeworfen hatte, hatte ihn am stärksten verletzt, der absolute Horror, als könnte schon seine Anwesenheit ihre Seele vergiften. Sie war doch vorher so nett zu ihm gewesen, so freundlich, schien gar nicht seine Verlegenheit bemerkt zu haben, als er so über ihren Anblick erschrocken war. Mädchen behandelten ihn normalerweise anders; entweder existierte er für sie gar nicht, oder er war Gegenstand des Mitleids, manchmal der Verachtung. Insgeheim war er ein bißchen in Eleanor verliebt; sie kam ihm so direkt vor, so lebenstüchtig. Sie war auch atemberaubend hübsch, obwohl dieser Gedanke illoyal gegenüber Isabel war.
    Eleanor hatte nur stammeln können, während sie noch würgte und Greg ihr schützend und besorgt den Arm um die Schultern legte. »Er hat es getan! Jesus, er hat nicht mal geblinzelt!« Sie schnappte nach Luft und wischte sich einen klebrigen Streifen Erbrochenes von den Lippen. »Was sind Sie eigentlich?«
    In diesem Augenblick fielen ihre wahnsinnigen Augen auf ihn, und ihr Blick war eine fast spürbare Kraft, die sich um seinen Hals legte.
    Etwas erbebte da in ihm, und die Knie wurden ihm weich. Diese kalte, schreckliche Gewißheit, daß sie ihn meinte! Sie beschuldigte ihn!
    »Wer?« Die Hälfte aller Leute im Zimmer fragte das. Möglicherweise er selbst auch. Er konnte sich nicht mehr erinnern.
    Aber sie sagte nichts weiter. Starrte ihn nur an, während nichts als ihr flatternder Atem zu hören war. Dann sah auch Greg herüber, ruhig und haßerfüllt, und Nicholas spürte, wie er rot wurde, obwohl er unter der tobenden Verwirrung in seinem Kopf mit den Worten herausplatzte: »Was? Was? Was habe ich denn getan?«
    »Er war es«, erklärte Greg den Detectives. Sein Ton war heiser, eher traurig als irgendwas sonst.
    Langley sah Nicholas an, dann Greg, dann wieder Nicholas. »Er?« fragte er ungläubig. »Beswick?«
    »Um Gottes willen, legen Sie ihm doch Handschellen an!« keuchte Eleanor. »Wenn Sie das gleiche gesehen hätten wie ich …«
    Greg drückte fester zu mit dem Arm, den er ihr um die Schultern gelegt hatte. Sie zitterte inzwischen.
    »Aber Sie haben ihn doch verhört«, wandte Vernon Langley ein. »Sie haben ihn für unverdächtig erklärt.«
    »Ich habe es Ihnen doch gleich zu Anfang erklärt. Ich habe noch nie so einen Verstand erlebt, und wußte gar nicht, wonach ich suchen sollte. Nun, jetzt weiß ich es. Er ist komplett wahnsinnig, gesteht sich das nicht einmal selbst ein. Himmel, er ist total unmenschlich vorgegangen!«
    »Nein«, sagte Nicholas. Aber niemand schien ihn gehört zu haben. »Nein. Ich war es nicht. Ich habe das nicht getan.«
    »Sind Sie sicher?« wollte Langley widerwillig von Greg wissen.
    »Yeah. Er war es.«
    »Nein«, sagte Nicholas. »Nein.«
    Amanda Paterson und Jon Nevin hatten sich irgendwie herangemogelt und standen jetzt beiderseits neben

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