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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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schob die Tür einen Spalt weit offen und steckte den Sensorstab hindurch.
    »Alles sauber«, informierte er Teddy.
    Der Flur erstreckte sich bis zur Rückwand des Hauses. Greg erblickte auf halber Länge eine Treppe. Auf einem kleinen Tisch gleich hinter der Tür brannte eine Kerze in einer Schüssel. Die Flamme flackerte wie verrückt, bis Teddy die Tür hinter sich zudrückte. Das Schloß schaltete sich nicht mehr ein.
    Greg dehnte die außersinnliche Wahrnehmung weiter aus. Vier Personen hielten sich im Erdgeschoß auf; keine davon zeigte die Spur einer Ahnung, daß die vordere Tür geöffnet worden war.
    Schnell stiegen sie die Treppe hinauf. Am Flur im ersten Stock gab es fünf Türen. Eine stand offen; Greg erkannte darin gerade eben noch ein altes eisernes Bad. Die außersinnliche Wahrnehmung machte sieben Personen aus, zwei davon Kinder. Durch einige Türen drang leise Musik von Fernsehsendungen.
    »Wohin, Colin?«
    »Geh weiter, Greg.«
    Er legte drei Schritte auf dem abgenutzten ockerfarbenen Teppich zurück. Teddy blieb am oberen Treppenabsatz stehen und behielt die übrigen Türen im Auge.
    »Halt«, sagte Colin. »Er ist links von dir.« Selbst durch die Satellitenverbindung war die Anspannung in seiner Stimme deutlich vernehmbar.
    »Danke, Colin. Jetzt schaltest du aber die Drüse ab, und zwar sofort, hörst du?«
    »Greg, mein lieber Junge, du brauchst nicht zu schreien.«
    Greg ließ die ASW durch die Tür greifen. Zwei Menschen hielten sich dahinter auf, ein Mann und eine Frau, die zusammensaßen. Nach dem entspannten Timbre ihrer Gedanken zu urteilen, sahen sie sich wohl eine Fernsehsendung an.
    Das Türschloß war mechanisch, ein altes Yale-Modell. Mit Teddy im Rücken schob er die Vibratorklinge glatt durch das Holz direkt über dem Schlüsselloch und schnitt einen Halbkreis heraus.
    Knebels Zimmer war so schäbig, wie er erwartet hatte: feuchte Tapeten, billige Möbel, Tisch und Sideboard aus Spanholz, schlichte Holzstühle, ein Sofa mit wollig braunem und grauem Stoff, dessen Polsterung schon durchhing und abgewetzt war, ein dünner blauer Teppich. Das Licht stammte aus einer Art ausgebautem Lkw-Scheinwerfer auf dem Tisch, von wo aus er die Decke anstrahlte; den Strom lieferte eine Ansammlung kugelrunder Polymerbatterien auf dem Boden. Auf dem English-Electric-Flachbildschirm mit seinen schludrigen Farbkontrasten lief gerade eine tagespolitische Sendung.
    Greg kannte die Frau nicht, eine schlampige Dreißigjährige mit flachem, ausgelaugtem Gesicht und strohblondem Haar, bekleidet mit einem grünen Männerhemd und einem kurzen roten Rock.
    Knebel hatte sich einen Spitzbart wachsen lassen, aber Greg hätte ihn überall wiedererkannt. Der Apparatschik trug Jeans und einen dicken malvenfarbenen Pullover sowie Schnallensandalen an den nackten Füßen. Er war merklich gealtert; er war erst vierzig, fast ein Altersgenosse Gregs, aber das Gesicht war dünner geworden, mit eingesunkenen Wangen, tiefliegenden Augen und dünnen Lippen. Das mausbraune Haar mit Mittelscheitel hing kraftlos bis auf die Ohren.
    Das Paar saß auf dem Sofa, zum Flachbildschirm gewandt. Als das Schloß klappernd zu Boden fiel, drehten sie die Köpfe. Greg zielte mit der Betäubungswaffe auf die Frau und schoß. In dem engen Raum klang es entsetzlich laut. Der Impuls erwischte sie an der Schulter. Sie zuckte krampfhaft, drehte sich beinahe vom Sofa und verdrehte die Augen nach oben, während sie einen erstickten Schrei ausstieß.
    Greg schwenkte die Pistole ein wenig weiter.
    Knebel starrte ihn an, den Mund geöffnet, während der Unterkiefer leicht bebte. Seine erschrockenen Gedanken spiegelten völlige Verzweiflung wider. Er schloß die Augen und verzog kläglich das Gesicht.
    »Ein Ton, und Sie werden zwar nicht tot sein, aber sich wünschen, Sie wären es«, sagte Greg. »Schalten Sie jetzt den Flachbildschirm aus.«
    Teddy schloß hinter sich die Tür.
    Knebel öffnete die Augen; sie zeigten den rasenden Unglauben eines Verurteilten, der eine Gnadenfrist erhalten hatte. Eine zitternde Hand tastete nach der Fernbedienung.
    Greg ignorierte ihn; die außersinnliche Wahrnehmung tastete die übrigen Bewußtseinseinheiten im ersten Stock ab. Zwei Menschen hatten die Geräusche gehört. Ihre Neugier stieg, und sie warteten ab, ob mehr passierte. Als nichts geschah, schwankte ihre Konzentration, und die banale Routine des Abends nahm sie wieder in Beschlag.
    Greg wartete noch eine Minute, um sicherzugehen, und zog dann das

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