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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Wie geht es ihm?«
    »Reden Sie einfach weiter, Knebel.«
    »In Ordnung.« Er warf Teddy erneut einen nervösen Blick zu und räusperte sich. »Ich war nicht glücklich über die Umstände von Clarissa Wynnes Tod. Die Studenten sagten, sie hätten sie gleich morgens im See treibend aufgefunden, und sie wäre wohl irgendwann nachts schwimmen gegangen. Anscheinend sind die Studenten immer dort schwimmen gegangen.«
    »Das tun sie nach wie vor«, sagte Greg.
    »Ja? Na ja, jedenfalls sah oberflächlich alles ziemlich klar aus. Sie hatte getrunken gehabt und etwas Syntho genommen. Das war das erste Mal, daß wir in Oakham überhaupt auf dieses Zeug stießen. Dann mußte sie im Wasser Schwierigkeiten bekommen haben. Diese Seen sind nicht besonders tief, aber man braucht fürs Ertrinken auch nur fünf Zentimeter.«
    »Was hat Sie dann daran gestört?«
    Knebel seufzte. »Sie hatte am fraglichen Abend nicht viel getrunken, nur ein paar Gläser Wein. Und was das Syntho anging, das konnten wir nicht richtig einschätzen; wir wußten damals noch nicht viel darüber, aber es sah so aus, als wäre die Infusion kurz vor dem Todeszeitpunkt erfolgt. Fast, als hätte sie es sich verabreicht und wäre gleich ins Wasser gesprungen. Ich glaube aber nicht, daß irgend jemand so etwas täte, bestimmt nicht ein gescheites Mädchen wie sie. Ich hatte vor, die Proben der Pathologie zu einer detaillierteren Analyse nach Cambridge zu schicken, aber da traf der Vertuschungsbefehl ein.«
    »Selbstmord?« überlegte Greg.
    »Nee. War auch mein erster Gedanke, aber wir sind noch dazu gekommen, den Studenten und Kitchener ein paar einleitende Fragen zu stellen. Clarissa Wynne war ein wirklich glückliches Mädchen. Sie genoß den Aufenthalt auf Launde. Ihre Eltern bestätigten, daß auch keine familiären Probleme vorlagen. Jedenfalls hatte sie ein paar leichte blaue Flecken im Genick.« Er zuckte schlaff die Achseln. »Sie konnte sich natürlich an irgendwas im Wasser gestoßen haben.«
    »Oder es rührte von jemandem her, der sie unter Wasser drückte«, folgerte Greg.
    »Ja. Falls der Angreifer sie am Ufer in einen Nackenheber genommen hat, würden die Abdrücke zu der Annahme passen, daß ihr der Kopf unter Wasser gedrückt wurde. Besonders, wenn sie bei Bewußtsein war. Sie war jung, stark, gehörte anscheinend zum Frauen-Hockeyteam der Universität, ein richtiger Sportlertyp; sie hätte einen ordentlichen Kampf liefern können. Der Angreifer hätte viel Kraft aufwenden müssen.«
    »Irgendwelche Kampfspuren?«
    »Nein. Der Gras war rings um den See niedergetrampelt. Wie ich schon sagte, die Studenten sind jeden Tag dorthin gegangen.«
    Ein gräßlich kalter Schauer sickerte durch den ledernen Kampfanzug und prickelte auf Gregs Haut, als er über Clarissa Wynnes Tod nachdachte. Sie hatte bestimmt einen Kampf geliefert in jener Nacht vor elf Jahren, hatte sich unter den schweigenden, schönen Sternen gegen den Angreifer gewehrt, ohne jede Hoffnung auf Erfolg oder Hilfe. Furchtbar allein, während ihr der Kopf unters kalte, trübe Wasser gedrückt wurde. Sie mußte gespürt haben, wie sie schwächer wurde, wie das Syntho ihre Gedanken auseinanderpflückte. Und die ganze Zeit über mußte der rote Schmerz in den Lungen stärker geworden sein, immer stärker.
    Scheiße, da nahm es nicht wunder, daß er zum See gezogen worden war. Da lag ein Brennpunkt des Entsetzens und der Qual.
    Hat dort ihre Seele gespukt? War es das, was ich gespürt habe?
    Aber was immer die Quelle des Schmerzes war, es erklärte immer noch nicht, welcher Zusammenhang zu Nicholas Beswick bestand.
    »Wen haben Sie damals verdächtigt?« fragte er Knebel.
    »Gott, ich hatte überhaupt nicht die Zeit, einen Verdächtigen zu ermitteln! Der ministerielle Befehl traf nach weniger als einem Tag ein.«
    »Na ja, dann denken Sie eben jetzt darüber nach, Knebel. Was war mit Kitchener selbst? Ich meine, er hat in der Nacht seines Todes mit den Studentinnen geschlafen. Mit siebenundsechzig! Vor elf Jahren war er sexuell bestimmt noch leistungsfähiger.«
    »Nein, an ihn denke ich nicht. Er war recht fit, aber ich hätte ihn nie als wirklich stark bezeichnet. Und falls Clarissa unter Wasser gedrückt wurde, dann von jemandem, der stärker war als er.«
    »Also einer der übrigen Studenten?«
    »Ja, möglich.«
    »Hielt sich am fraglichen Abend sonst noch jemand in der Abtei auf?«
    »Nein. Und Clarissa war noch am Leben, als die Wirtschafterin und das Dienstmädchen gingen; das haben wir

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