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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Funkmoduls ein. »Erzählen Sie mir von Clarissa Wynne.«
    »Clarissa? Gott, das war vor so vielen Jahren! Bis neulich hatte ich sie ganz vergessen. Diese Nachrichtensendung hat eine Menge Erinnerungen wachgerufen.«
    »Zehn Jahre sind es. Woran erinnern Sie sich?«
    Knebel schloß die Augen und zog die schmalen Brauen zusammen. »Zehn? Sind Sie sicher? Ich dachte, es wären elf.«
    »Möglicherweise.«
    »Nun, was steht in ihrer Datei?«
    »Deshalb bin ich hier, Knebel. Jemand hat jedes Byte über Clarissa Wynne aus den Speicherkernen von Rutland gelöscht, bei der Polizei, dem Stadtrat, den Lokalzeitungen, einfach überall.«
    »Gott!«
    »Wissen Sie, wer?«
    »Nein.«
    »Okay. Sie dachten also, es läge elf Jahre zurück?«
    »Ja, ich bin mir sicher, daß es elf waren.«
    »Okay, welche Befehle hat Ihnen das Ministerium für Öffentliche Ordnung hinsichtlich ihres Todesfalles erteilt?«
    »Ihn sofort zu vertuschen, den Gerichtsmediziner zu veranlassen, daß er Unfalltod eintrug; auf keinen Fall sollte Unruhe erzeugt werden, und auf keinen Fall sollten Kitchener und die übrigen Studenten provoziert werden.«
    »Wieso nicht? Wieso war die PSP so scharf darauf, den Tod dieses Mädchens zu vertuschen? Weshalb war sie so wichtig?«
    Knebel zeigte ihm ein humorloses Lächeln. »Wichtig? Clarissa Wynne war nicht wichtig. Gott, im Ministerium kannte man nicht mal ihren Namen! Der Vorfall war einfach peinlich. Sehen Sie, vor elf Jahren beantragte die PSP einen sehr großen Kredit bei der Weltbank; er ging in die Milliarden. Denken Sie mal an diese Zeit zurück, Mandel: Der Meeresspiegel erreichte seinen Scheitelpunkt; Hunderttausende von Flüchtlingen aus Küstengebieten strömten ins Binnenland; wir hatten nichts zu essen; wir hatten keine Industrie und keine harte Währung. Es war ein verdammt übler Schlamassel. Wir brauchten diesen Kredit, um die Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Und die Amerikaner wollten einem roten Haufen nicht helfen. Spielte keine Rolle für sie, daß man uns gewählt hatte …«
    Teddy knurrte gefährlich. Greg hob die Hand, spürte genau, wie feindselig Teddy geworden war.
    »Okay. In Ordnung. Es tut mir leid«, sagte Knebel. »Keine Politik. Aber sehen Sie: Der entscheidende Punkt ist, daß die PSP sich keine Diskussion über Menschenrechte leisten konnte. Die Amerikaner hätten sich darauf gestürzt, als Ausrede, um den Kredit zu blockieren und die Partei zu destabilisieren. Ungeachtet seiner verdammt unausstehlichen Persönlichkeit war Kitchener international angesehen; auf der ganzen Welt kannte man seinen Namen. Können Sie sich vorstellen, welche Desinformationskampagne die Amerikaner gestartet hätten, wenn ich angefangen hätte, die Studenten und Kitchener gründlich zu verhören? Ihre Freundin und Kommilitonin ist tragischerweise ertrunken, und die PSP tut nichts anderes, als sie mit Verhören und Anschuldigungen zu verfolgen. Es hätte sich wieder zu einem echten Fall Sacharow entwickelt. Wir brauchten diesen Kredit, Mandel; die Leute hungerten allmählich. In England, um Gottes willen! Pensionäre. Kinder. Also tat ich wie geheißen und hielt den Mund. Weil es nötig war. Und zum Teufel mit Ihnen und Ihrem reichen Miststück von einer Herrin! Mir ist egal, wie klug Sie das jetzt macht.«
    Soviel Zorn, dachte Greg, und nur wegen einer einzelnen Frage. Werden wir den Riß jemals heilen? »Morgan? Hast du alles mitgehört?«
    »Ja, Greg.«
    »Okay, überprüfe bitte mal das Datum für den Kreditantrag bei der Weltbank. Ich hätte gerne eine Bestätigung.«
    »Klar.«
    Knebel hatte den Kopf auf die Seite gelegt und lauschte konzentriert Gregs Anteil an diesem Gespräch. Er hielt die Frau nach wie vor in den Armen und drückte sie an sich. Ein Speichelfaden sickerte ihr aus dem Mundwinkel, und die Augenlider flatterten unregelmäßig.
    »So«, fuhr Greg fort, »warum waren Sie so aufgebracht darüber, daß Sie die Ermittlungen einstellen mußten? Mir wurde gesagt, Clarissa wäre nach einem Trinkgelage ertrunken. War es ein Unfall?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Damals glaubte ich nicht daran. Man entwickelt schließlich einen Instinkt, wissen Sie? Falls man lange genug in diesem Job ist, spürt man einfach, wenn etwas nicht stimmt. Und ich war damals ein guter Detective. Bevor alles … Ich habe mich eingesetzt«, setzte er abwehrend hinzu.
    »Yeah. Keith Willet hat es mir erzählt.«
    »Keith?« Knebels Miene hellte sich für einen Moment auf. »Gott, ist er immer noch in Oakham?

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