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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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mit ihrem tiefen Profil machten kurzen Prozeß mit der morastigen Vegetation, die die Verbindungsstraße der Halbinsel bedeckte. Nach dem Regen vom Montag sahen die flachen Felder neben der Straße wie Reisfelder aus. Bepflanzt waren sie mit genmanipulierter Gerste, ein Entwurf, der den erhöhten Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre für hohe Erträge nutzte. Lange Reihen grüner Triebe, so dick wie Gregs Daumen, lugten aus den silbrigen Pfützen hervor; Schwärme von Möwen wateten die Reihen ab und pickten nach den zahlreichen Würmern, die an die Oberfläche gekommen waren.
    Als der Ranger den Kreisverkehr auf der Umgehungsstraße von Oakham erreichte, fuhr Greg einmal herum und dann die A606 hinunter. Die Felder mit genmanipulierter Gerste wichen auf dem letzten Kilometer bis zur Stadt Kakaoplantagen. Während der zurückliegenden Jahre war Oakham allmählich von den Sträuchern umzingelt worden, und weitere Felder wurden entsprechend vorbereitet, so daß sich die Plantagen wie ein dynamischer Pilzkranz nach außen vorarbeiteten. Sie bildeten eine wertvolle Ergänzung zur Wirtschaft der Stadt. Der Preis für den Ertrag stieg laufend, während immer mehr Lebensmittelfabriken wieder in Betrieb gingen und die Läden aufs neue mit Schokolade versorgten; und die genmanipulierte Art blühte zweimal im Jahr. Der Anbau nahm auch einen guten Anteil der arbeitslosen Flüchtlinge auf, die man in der Stadt einquartiert hatte, als die Lincolnshire Fens unter dem ansteigenden Meeresspiegel versanken.
    Die kleinen bernsteingelben Blumen auf der weiten Fläche erblühten gerade, aber Greg hatte keinen Blick für sie übrig. In Gedanken ging er noch einmal das Gespräch des gestrigen Nachmittags mit Julia durch.
    »Es ist doch nur ein halber Tag Arbeit für dich«, hatte sie gesagt. »Es ist wirklich wichtig für mich. Bitte, Greg!«
    Alles, was er sah, waren ein hübsches junges, ovales Gesicht und große goldbraune Augen, die ihn flehentlich ansahen. Diese Art von raffinierter Bitte, die nicht ganz unschuldige jugendliche Verehrung ging wirklich unter die Gürtellinie. Typisch Julia. Die jungen Männer mit gebrochenen Herzen, die sie in ihrem Kielwasser zurückließ, konnten inzwischen eine Kleinstadt bevölkern.
    »Ich bin ein Übersinnlicher«, sagte er jetzt laut.
    Eleanor drehte sich um und sah ihn erwartungsvoll an. »Ja?«
    »Wie kommt es dann, daß ich nie eine Auseinandersetzung mit Julia gewinne?«
    »Weil du verlieren möchtest. Du weißt, was sie für dich empfindet.«
    »Wieso hast du nicht protestiert? Diese Kitchener-Geschichte – wir sind auf den Hof gezogen, um von genau so was wegzukommen.«
    Sie zeigte ihm ein trockenes, wissendes Lächeln. »Ich habe nicht protestiert, weil du Interesse hattest. Julia hatte recht, als sie sagte, du könntest den Fall an einem Nachmittag lösen. Und sobald sie davon gesprochen hatte, hingst du am Haken. Gib’s zu.«
    »Yeah«, sagte er. War ungeheuer dankbar dafür, daß sie ihn wieder einmal verstand. Obwohl er im Hinterkopf einen kleinen Hauch von Unruhe verspürte, die unterschwellige Gewißheit, daß etwas nicht richtig hinkam. Die Intuition legte sich erneut ins Zeug, obwohl er die Drüse seit dem Fortgang aus Collisters Haus nicht mehr benutzt hatte; es war gleich wieder losgegangen, als Julia die Ermordung Kitcheners auf Launde Abbey erwähnte. Und je mehr er versuchte, daraus schlau zu werden, den Grund zu finden, desto schwerer faßbar erschien ihm alles. Letztlich würde es sich natürlich klären, und er würde sich selbst ohrfeigen, weil er das Offensichtliche übersehen hatte.
     
    In Oakham waren die Straßen merklich besser; zwar gruben sich auch hier Disteln und Quecke an den Bordkanten durch den Asphalt, aber die Straßen waren für den Verkehr in beide Richtungen frei. Roller und Fahrräder verstopften das Stadtzentrum und zwangen Greg, langsamer zu fahren; Karrengespanne ordneten sich geduldig hinter Schwerlastern aus der Zeit vor der Erwärmung ein. Man hatte die großen Laster umgebaut, um Methan zu verbrennen, inzwischen echte Dinosaurer mit verschrammter und verblassender Bemalung, mit Antriebsmechanismen, die man jeweils aus einem Dutzend verschiedener Wracks geplündert hatte.
    Die morschen Stände, die sich in den PSP-Jahren die ganze High Street entlanggezogen hatten, waren vor kurzem zur Räumung gezwungen worden, und man hatte den Asphalt mit thermostabilisierter Zellulose versiegelt. Greg hatte früher die einem Suk ähnliche Atmosphäre des

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