Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
Stadtzentrums genossen, aber der wirtschaftliche Aufschwung verbannte Straßen- und Schwarzhändler zunehmend aus dem Leben des Landes. Hartnäckige Standbesitzer hatten sich auf den Marktplatz zurückgezogen, aber es war nicht mehr dasselbe. Geschäfte kamen erneut in Mode. Fast zwei Drittel hatten wieder geöffnet, und Greg sah drei weitere, die zur Zeit renoviert wurden; während die Läden vor allem Konsumgüter und Kleider verkauften, wahrte der Markt seine dominierende Stellung bei der Versorgung mit frischen Lebensmitteln. Greg fragte sich verdrossen, wie lange es noch dauerte, bis sich die Supermarktketten wieder etablierten und man wieder bei keimfreien, massengefertigten Päckchen von geschmacklosem Brei ankam. Ein sicheres Zeichen des Wohlstandes.
    Die Verfassung, in der sich das Land befand, war zur Zeit fast perfekt, überlegte er. Man war aus dem Alptraum der Vergangenheit aufgetaucht und freute sich auf eine Zukunft voller Verheißungen – größtenteils von Julia hergestellt.
    Er bog von der High Street ab und fuhr die Church Street hinab, vorbei an Cutts Close, dem zentralen Stadtpark. Dieser war von Erdwällen begrenzt und schrecklich zugewuchert; tote Eichen lagen dort, wo sie hingefallen waren, und hüfthohes Gras erstickte die alten Schaukeln. Der Wohlstand der High Street reichte nicht weit.
    Eine Ansammlung von über dreißig schmalen weißen und silbernen Anhängern und Caravans parkte auf halber Höhe von Cutts Close und wirkte wie ein futuristischer Zigeunerkonvoi. Greg erblickte an den Fahrzeugen die Konzernembleme von Nachrichtensendern, und ein Dickicht aus stativmontierten Satellitenschüsseln deutete zum Südhimmel hinauf.
    Reflexartig und bestürzt packte er das Lenkrad fester. Natürlich! Wie dumm – daran hätte er wirklich denken müssen. Ein Stöhnen entfuhr ihm.
    »Was ist?« fragte Eleanor.
    »Die da!« Er deutete hinüber.
    Die Polizeiwache lag direkt am Rand des Parks und grenzte mit der Rückseite an das, was einmal die berühmten Sportplätze der Privatschule gewesen waren. Die Rugby- und Cricketfelder waren schon vor langer Zeit umgegraben worden, um Schrebergärten für die Menschen zu schaffen, die vor dem ansteigenden Meeresspiegel aus den Fens geflohen waren; das PSP-Wohnungsamt hatte über zweihundert Familien in den alten Schulgebäuden eingepfercht. Es handelte sich nur um eine vorübergehende Unterbringung, versprach man ihnen. Jetzt, zwölf Jahre danach, warteten die Menschen immer noch auf richtige Wohnungen.
    Die Polizeiwache bestand zum größten Teil aus einem breiten zweistöckigen Gebäude aus tristen, rostfarbenen Backsteinen mit einem Dach aus stahlgrauen Ziegeln. Ein nur einstöckiger Hügel ragte, fast wie ein später Einfall, aus der Vorderseite hervor, mit langen schmalen Fenstern zur Straße hin. Die Wache datierte vom Ende des vergangenen Jahrhunderts, und obwohl der Architekt mit Rundungen und versetzten Geschossen versucht hatte, die Eintönigkeit aufzulockern, machte sie den Eindruck einer Festung. Diesem Image konnten auch die Relikte aus der PSP-Amtszeit nicht abhelfen. Metallgitter sicherten die langen Fenster im Erdgeschoß, schwarze Kugeln mit Überwachungskameras hingen an der Dachrinne, und die Einfahrt zum Parkplatz hinterm Haus war durch einen hohen Zaun aus dünnem Monofaser-Messerdraht gesichert, mit Totenkopf-Warnschildern an jedem Pfosten. Die Mauer zur Straße war übersät von den geisterhaften Spuren, die aufprallende Farbbomben und Leuchtspray-Graffiti hinterlassen hatten; nach einer ineffektiven Waschung mit Lösungsmitteln waren immer noch etliche Anti-PSP-Slogans zu erkennen. Spitz zulaufende Rußnarben, die wie erstarrte schwarze Flammen wirkten, zeigten an, wo die Molotowcocktails getroffen hatten.
    Eine Medienarmee war heute an die Stelle der Aufrührer und Feiernden getreten, die die Wache an dem Tag belagert hatten, als die PSP stürzte.
    »Grundgütiger«, murmelte Eleanor, als sie das Ende der Church Street erreichten.
    Greg schätzte die Menge auf über zweihundert Menschen. Sie glich einer Armee, da der Rang durch Uniformen angezeigt wurde: Die Reporter trugen gepflegte Anzüge, die Sendercrews T-Shirts und Shorts, der Produktionsstab legere Designerklamotten. Die Mehrheit belegte den breiten Bürgersteig gegenüber der Wache mit Beschlag, obwohl einige Kameraleute Stellung auf der Erdböschung des Parks bezogen hatten, die ihnen eine gute Aussicht auf das Haus bot. Etliche Imbißcaravans hatten vor der katholischen

Weitere Kostenlose Bücher