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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Diese Siedlungen dienten als Schlafstädte für die rasch wachsenden Industriegebiete, in denen sich Unterabteilungen von Kombinaten sowie die Versorgungsfirmen niederließen, die für die erstgenannten spezielle Dienstleistungen bereithielten. Die Produkte wurden zollfrei in die ganze Welt exportiert und trugen dazu bei, die Kredite für den Wohnungsbau abzuzahlen. Eine selbstgenügsame Mikrowirtschaft entstand, ganz frei von Verfall und Chaos, wie sie im Rest des Landes um sich griffen. Peterborough war ein Sonderfall des PSP-Jahrzehnts und prosperierte, während jede andere englische Stadt ihren Niedergang erlebte. Nach dem Sturz der PSP suchte Philip Evans sie sich als Hauptsitz aus, als er Event Horizon wieder in England ansiedelte. Mit ihrer Fülle an modernen Industriebetrieben, die Bauteile für die Cyberfabriken des Konzerns liefern konnten, war sie der ideale Standort.
    Aber heute, vier Jahre später, litt Event Horizon innerhalb der Stadtgrenzen unter räumlichen Einschränkungen. Neue Cyberfabriken wurden im Rest des Landes verteilt und minderten den Druck. Aber sie waren nur Zweigstellen, nicht von entscheidender Bedeutung; was Julia wollte, war ein Kern, ein Brennpunkt für Verwaltung, Forschung, Finanzen, Sicherheit und die strategisch wichtige Gigaleiterfertigung. Ungeachtet des Datenzeitalters führte Entfernung weiterhin zu Lenkungsproblemen, was durch Englands schäbige Verkehrsverbindungen noch verschlimmert wurde. All das addierte sich zu Minderungen der Effizienz, die nicht einmal der NN-Kern ihres Großvaters kompensieren konnte. Sie beide brauchten die wichtigsten Einrichtungen im selben Gebiet und unter ihrer gemeinsamen Kontrolle. Julia seufzte etwas und rutschte hin und her. Managementprobleme waren wie Kernspaltungen, von denen jede ein Dutzend weitere auslöste. Und wenn sie nicht schnell und korrekt auf sie reagierte, vermehrten sie sich bald so stark, daß sie sie nicht mehr lösen konnte.
    Na ja, wenigstens hatte sie das Expansionsproblem umgangen. Nicht umsonst allerdings.
    Die Funkkonsole verlangte piepend nach ihrer Aufmerksamkeit. Der Anruf war als persönlich ausgewiesen, mit Eleanors Code. Julia beugte sich über die Armlehne des Ledersofas und tippte auf die Tastatur, um ihn anzunehmen. Eleanors Gesicht erschien auf dem Flachbildschirm am Schott. Sie saß an einer Art Tisch, auf dessen zerkratzter Holzplatte sich Ausdrucke stapelten. Auf ihrer Stirn stand Schweiß, und sie wirkte verdrossen.
    »So schlimm?« fragte Julia rasch. Komm schnell zur Sache und sei entwaffnend. Eleanor war für sie eher große Schwester als Freundin; sie konnte ihr alles sagen, ohne sich je sorgen zu müssen, daß das Boulevardfernsehen die Sache groß rausbrachte. Gleichzeitig konnte Eleanor ein bißchen bedrohlich wirken. Und nicht nur körperlich; sie war nur drei Jahre älter, verdankte ihrer gegensätzlichen Herkunft aber jede Menge Selbstbewußtsein.
    »Kein Vertun«, sagte Eleanor.
    »Wo bist du?«
    »Auf der Polizeiwache Oakham. Wir sind gerade von Launde Abbey zurückgekommen, wo wir uns umgesehen haben.« Ihr schauderte. »Gott, ich hoffe, daß wir den Mörder schnell fassen.«
    »Hat Greg da draußen irgendwas entdeckt?«
    »Etliches, was mehrdeutig ist.«
    »Also war es keiner der Studenten?«
    »Kann ich nicht mit Gewißheit sagen; er befragt sie gerade. In einer Stunde oder so müßten wir es wissen. Aber mal vorausgesetzt, daß es keiner von ihnen war, habe ich die eine oder andere Bitte.«
    »Sicher, schieß los.«
    »Zuerst möchten wir mit Ranasfari über diese Wurmlochtheorien reden, an denen Kitchener für ihn arbeitete. Morgen nachmittag; am Vormittag sind wir beide beschäftigt.«
    Julia lud eine Notiz in die allgemeine Geschäftsdatei ihres Netzknotens. »Er erwartet euch auf Wilholm.«
    »Schön. Zweitens: Verstehe ich das richtig, daß Event Horizon eine biochemische Forschungsabteilung hat?«
    »Ja, natürlich.«
    »Ist dort irgend jemand mit Neurohormonen vertraut?«
    Zugriff auf Dateien der Biochemie-Abteilung, Forschungseinrichtungen: Aktuelle Projekte und Spezialgebiete. Die Liste lief durch ihre Gedanken, ein kühler, langweiliger Strom von Bytes.
    »Ja«, sagte sie. »Wir arbeiten an zwei Projekten. Nach Gregs letztem Fall für uns hat Morgan entschieden, es wäre eine gute Idee, in der Sicherheitsabteilung auch Übersinnliche zu haben. Ich fand ebenfalls, daß wir lieber nicht von äußeren Quellen abhängig sein sollten.«
    »Gut. Auf Launde wurden einige Ampullen mit

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