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Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma

Titel: Mindstar 02 - Das Mord-Paradigma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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süffisant an. »Die drei gemeinsamen Tage müßten seine Stimme eigentlich in Form gebracht haben.«
    Ein dunkelhäutiger junger Mann in einem purpurnen und schwarzen Versace-Anzug kam ins Büro und legte ein Papier vor Jakki auf den Tisch. Sie las es und stieß ein entzücktes »Oho!« aus. »Nein, so was!« sagte sie.
    Bei der Meldung ging es um eine Schweizer Ministerin und ihren jugendlichen Liebhaber. Danach kam ein Schmiergeldskandal in der Musikbranche zur Sprache.
    Julia nahm einen Schluck Mineralwasser und wurde dann auf ihre Schuhe aufmerksam. Sie waren noch schlammverkrustet von der Turmbaustelle. Sie rieb mit einem Papiertuch daran, während Jakki im Flüsterton davon sprach, daß bestimmte gezielte Fragen nach dem neugeborenen Sohn einer Gräfin gestellt würden; anscheinend war der Graf in der Nacht der Empfängnis nicht zu Hause gewesen.
    Julia lachte in sich hinein. Die Gesellschaft, in der sie sich bewegte, bot den Stoff dieser Sendung, Europas Finanz-, Politik- und Glamour-Elite, snobistisch, angeberisch, korrupt, während sie doch in einem fort versuchte, ein engelhaftes Image zu produzieren. Und sie mußte mit diesen Leuten auf deren Ebene verkehren, der Ebene der Heuchelei, alles Teil des großen Spiels. Deshalb machte es ja auch soviel Spaß zuzusehen, wie Jakki die Schwächen der Leute hervorhob und die Axt an ihre Egos anlegte; eine Art Revanche aus zweiter Hand für all die falsche Höflichkeit, die Julia mimen mußte, das endlose Schmeicheln.
    »Das Großereignis in England war gestern die Vorstellung des Raumgleiters von Event Horizon«, sagte Jakki. »Einfach jeder, der von irgendwelcher Bedeutung war, nahm daran teil, einschließlich Klein- moi.«
    Julia hielt die Luft an. Jakki hatte doch sicherlich nicht vor, den Prinzen für seine Frisur zu verspotten? Doch nicht schon wieder?
    »Und ich kann Ihnen sagen, daß etliche selbsternannte Promis, die außen vor geblieben waren, ziemlich ermüdende Erklärungen abgaben, des Inhalts, ihre Einladungen wären irrtümlich an ihre Ferienhäuser gesendet worden«, schwafelte Jakki boshaft. »Aber lassen wir die unbedeutenden Figuren mal außer acht und widmen uns den interessanten Dingen. Wie es für einen so bedeutsamen und prestigeträchtigen Anlaß auch angemessen ist, konnte er sich der größten Lachnummer des Tages rühmen.« Oh, lieber Gott, es ging doch wieder um den Prinzen! »Die mega-, megareiche Julia Evans hat angeblich dreieinviertel Milliarden Pfund New Sterling in die Entwicklung des schnittigen Fliegers gesteckt, der die Speerspitze des wirtschaftlichen Neuaufbaus von England werden soll.«
    Julia machte ein finsteres Gesicht. Woher hatte Jakki diese Schätzung? Sie kam dem tatsächlichen Wert beunruhigend nahe. Bitte, kein weiteres Leck in der Finanzabteilung!
    Das Bild auf dem Flachbildschirm wechselte zur Vorstellungsfeier und zeigte Julia, wie sie den Prinzen und den Premierminister um die Maschine begleitete.
    »Leider«, fuhr Jakki fort, »müssen diese furchterregenden Entwicklungskosten den Schrank der armen Julia ziemlich entblößt haben. Denn ihre ansonsten beneidenswert schlanke Gestalt war, wie Sie sehen können, in etwas gekleidet, was auf mich wie ein großer Bogen Schokoladenpapier für den Valentinstag wirkt.«
    Die Dornier landete auf der erhöhten Dachplattform mitten auf dem Hauptquartier. Caroline Rothmann hielt einen großen Golfregenschirm über Julia, während sie zur Tür des Treppenhauses hinübergingen. Rachel und Ben marschierten nebenher. Niemand sah sie an. Vielleicht war es ja Zufall. Aber andererseits waren auch alle unglaublich beschäftigt gewesen, als sie aus dem Hecksalon der Schwenkdüsenmaschine gekommen war.
    Sei ehrlich, Mädchen, wies sie sich an, als sie aus dem Salon stapfte.
    Dieses verdammte Miststück!
    Sean Francis, ihr geschäftsführender Assistent, wartete im Gebäude auf sie. Eigentlich mochte sie ihn sehr, obwohl er vielen Leuten mit seiner perfektionistischen Tüchtigkeit auf die Nerven ging. Sie hatte ihn in ihren persönlichen Stab berufen, sobald sie das Unternehmen geerbt hatte.
    Er war vierunddreißig, ein großer dunkelhaariger Mann mit einem Abschluß in technischer Verwaltung. Er hatte gleich nach dem Studium bei Event Horizon angefangen. Sein rascher Aufstieg sprach Bände, was seine Fähigkeiten anbetraf. Greg hatte ihn einmal für Julia überprüft; Seans Loyalität war untadelig.
    Er trug einen Anzug im gleichen konservativen Stil wie alle anderen Datenmischer im

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