Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Antriebsenergie aus Julias allgegenwärtigem Gigaleiter stammte. Die letzten kommerziellen Transatlantikfahrten von Luftschiffen hatten eines Morgens eine halbe Spalte in der Times beansprucht; er hatte das Cybofax über den Küchentisch Eleanor zugeschoben, die bedauernd den Mund verzog. Sie beide hatten sich immer wieder versichert, die Fahrt zu wiederholen, aber dann kamen die Kinder, und sie mußten sich um ihre Gehölze kümmern, die ganze Verantwortung. Alles, was ihnen jetzt noch blieb, war eine heitere Erinnerung.
    Greg hatte sich nie richtig an den Hyperschallverkehr gewöhnt, das zweite Zeitalter der Luftfahrt; zweieinviertel Stunden von Neuseeland nach England; Japan ein Hundert-Minuten-Hüpfer über die matschigen Überreste des Nordpols. Wohin konnte man in einer solchen Welt noch flüchten?
    Jason Whitehurst erhielt nun auf die harte Tour eine Antwort darauf. Die Pegasus hatte über Genua das italienische Festland hinter sich gelassen und über dem Ligurischen Meer Mach acht überschritten. Fünfzehn Minuten später überquerte sie die Meerenge von Gibraltar, ohne langsamer zu werden, umrundete das nordwestliche Afrika und nahm Kurs auf die Kapverden. Die Flugzeit zwischen der Übermittlung der Koordinaten durch Julia und der Ankunft auf der Colonel Maitland betrug siebenundvierzig Minuten.
    »Der Kapitän hat uns gerade Landeerlaubnis erteilt!« rief Pearse.
    »Schön«, sagte Greg. »Bringen Sie uns runter.« Er stand auf, als Pearse ins Mikro sprach. Suzi erhob sich neben ihm. Ihm fiel auf, daß sie die Arme zu Hilfe nahm, um aus dem tiefen Sessel hochzukommen. »Bist du okay?«
    Sie verzog das Gesicht. »Ach Scheiße, ja, ich schaffe es schon.«
    Ihr Hosenbein war zerrissen und fleckig vom Blut; durch den offenen Stoff sah man den blauen Hautverband. Was Jason Whitehurst wohl davon hielt?
    Gregs Gesicht tat immer noch weh, aber er hatte sich im Toilettenspiegel überprüft. Vom Aussehen her war es nicht allzu schlimm. Die Lederjacke hatte einen großen Teil der Glassplitter abgewehrt. Von ihnen dreien war er noch am leichtesten davongekommen. Selbst der Neurohormonkater klang wieder ab. Zwei zusammenlaufende Reihen aus Stroboskoplampen zogen sich über die Oberseite der Colonel Maitland und führten die Pegasus zur vertieften Landefläche. An deren vorderem Ende ragte eine große Blase aus dem Rumpf auf – der Hangar für Jason Whitehursts eigene Maschine, wie Greg vermutete.
    Greg ging nach vorn, als die Pegasus herabsank, und glich dabei die Decksneigung aus. Den Sitz ganz vorne in der Kabine hatten sie in eine horizontale Stellung gebracht. Malcolm lag darauf; er hatte nur noch Jockeyshorts an, und die braune Haut war mit großen Flicken aus Hautversiegelung übersät. Diagnosesonden steckten in Rumpf und Genick. Der Bildschirm des Medimoduls zeigte eine Innenansicht des Körpers; große Sektionen traten in Gelb hervor, und zwei rote Lichtpunkte waren unweit der Wirbelsäule zu erkennen.
    »Wird er wieder?« wollte Greg von Rachel wissen.
    Sie blickte von der LCD-Anzeige des Plasmabeutels auf. »Ja. Nichts Lebenswichtiges wurde gebrochen oder verletzt; nur ein traumatischer Blutverlust. Wir haben ihn allerdings noch rechtzeitig mit dem Plasma versorgt. Vielleicht braucht er Hautverpflanzungen am Rücken, aber ansonsten kommt er wieder in Ordnung.«
    »Gott sei Dank!«
    »Ich hätte nie erwartet, wieder sowas zu machen.«
    »Yeah, das gilt für uns beide«, sagte er.
    Die Pegasus setzte auf und bebte leicht nach.
    Greg arbeitete sich achselzuckend aus seiner Lederjacke. »Pearse, geben Sie mir eine Tokarew mit Schulterhalfter.«
    »Klar.« Der Hardliner ging zu einem der Schränke. »Suzi, möchtest du ein Halfter für deine Browning?«
    »Nee; ich hab sie schon verstaut.«
    Greg sah sie an. Die Pumatasche war im Schacht der Prezda verlorengegangen, und der Anzug war auch nicht übertrieben weit. Er stellte keine Fragen.
    Pearse reichte ihm das Halfter. »Soll ich mitkommen?«
    »Nein«, sagte Greg und schloß die Kletthalterungen des Halfters. »Die Absprache berücksichtigt nur mich und Suzi. Es sollte nicht länger als eine halbe Stunde dauern, höchstens vierzig Minuten. Wir kaufen das Mädchen und bringen sie mit. Danach schaffen wir Malcolm hier schnurstracks in ein ordentliches Krankenhaus.«
    »Wir kaufen das Mädchen«, wiederholte Pearse. »Das klingt so … Gott, ich weiß nicht. Mittelalterlich?«
    »Irgendwas in dieser Richtung.« Greg kontrollierte die Ladung der Tokarew, ehe er die