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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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die Mikroben auf eine Abfallentsorgung zurückgehen? fragte Julia. Falls ein außerirdisches Sternenschiff schon seit längerer Zeit den Jupiter umkreist, müssen das gesamte Ring- und Mondsystem inzwischen kontaminiert sein.
    Nein, ich glaube nicht, daß das die Antwort ist, Schneeglöckchen.
    Warum nicht?
    Ich konnte einige der Ringsequenzen identifizieren. Ich zeige es dir.
    Sie beobachtete, wie sich die schimmernde Purpurkugel drehte. Die Kette entwirrte sich dabei. Es sah aus wie bei einem Zaubertrick, bei dem eine ganze Reihe von Taschentüchern aus einem Hut gezogen wurde, eine Reihe, die einfach kein Ende mehr fand. Die Kette drehte sich spiralförmig um Julias Betrachterstandort, bildete eine fast massive, zylinderförmige Wand, eine Radierung mit einer schwarzen Furche.
    Das ist nur die Außenschale, Schneeglöckchen.
    Lieber Gott! Der Zylinder dehnte sich über und unter ihr aus; kein Ende war in Sicht. Und du dachtest, du könntest das bändigen?
    Alles nur eine Frage der Verarbeitungskapazität. Mit genügend Zeit ist alles lösbar. Das habe ich dir beigebracht, weißt du noch?
    Und was hast du gelöst?
    Unter ihr veränderte sich die Farbe. Fächer aus blassem Licht fielen in den Zylinder, als hätten sich in der Kettenwand Fensterschlitze vor der Morgendämmerung geöffnet. Der Vorgang setzte sich fort und arbeitete sich auf Julia zu. Als er auf gleicher Höhe mit ihr war, erkannte sie, daß es Stücke der Kette selbst waren, die heller wurden. Einzelne Ringstrukturen in diesen Stücken leuchteten auf, wurden durchsichtig; an manchen Stellen waren nur zwanzig oder dreißig von ihnen aufgereiht, an anderen über hundert. Sie waren mit alphanumerischen Codes angefüllt.
    Es ist komisch, meinte Royan. Nur die Außenschale war aktiv.
    Was meinst du damit?
    Die Gene, die den Aufbau der Mikrobe bestimmen, sind alle in der Außenschale enthalten. Der Rest, die inneren Schalen, sind inaktiv. Alles nur gestreckter Raum, Abfallringe, Unsinn.
    Sie dienen keinem Zweck?
    Nein, die inneren Schalen sind nicht Teil der Mikrobe. In dieser Hinsicht ähnelt die genetische Struktur der menschlichen DNA. Neunzig Prozent unserer DNA sind Müll und füllen nur den Raum zwischen den aktiven Genen auf, denjenigen, die uns zu dem machen, was wir sind, die für unsere Haarfarbe und Größe und Blutgruppe sorgen, für jede einzelne Eigenschaft. Unsere aktiven Gene sind allerdings über die ganze DNA-Helix verteilt. Bei der außerirdischen Mikrobe finden wir sie jedoch nur an der Außenseite. Und ich kann mir einfach nicht denken, warum.
    Ist es wichtig?
    Ich bin mir nicht sicher. Es beeinflußt die Mikrobe in keiner Weise.
    Was bedeuten die Sequenzen, die du identifizieren konntest? Wieso beweisen sie, daß die Mikroben nicht zu abgeworfenem Müll gehören?
    Das ist nicht ausgeschlossen, Schneeglöckchen, das habe ich nicht gesagt, nur sehr unwahrscheinlich. Siehst du, ich habe die Sequenzen für einen Mechanismus gefunden, der Minerale aus Gestein abspaltet. Die genetische Mutter-Ader.
    Viele der leuchtenden Ringstrukturen wechselten wieder zur Purpurfarbe zurück; die meisten von denen, die sich nicht daran beteiligten, gehörten zu einem breiten Band des Zylinders oberhalb von Julias Betrachterstandort. Diese da, sagte Royan. Es ähnelt einem osmotischen Prozeß, aber trocken. Die Mikrobenhülle kann für ausgewählte Moleküle porös werden, und allmählich diffundieren diese überall hin. Und diese da … Die leuchtenden Ringe gingen aus, und andere erschienen und ersetzten sie, über die ganze Länge des Zylinders verstreut. Die da kontrollieren den thermalen Absorptionsmechanismus. Die Mikrobe funktioniert durch ein Temperaturgefälle, wobei die eine Seite wärmer ist als die andere. Die perfekte Energieausnutzung in der Umgebung des Weltraums.
    Julia sah schweigend zu, während die identifizierten Ringe vor ihren Augen blinkten wie die irre funkelnde Lichtersäule eines Nachtclubs. Royan leierte derweil stolz und besitzergreifend ihre Funktionen herunter.
    Die Sache ist die, erklärte er. Die Mikrobe lebt im Vakuum, ist perfekt an die Notwendigkeit angepaßt, eine interstellare Reise zu überleben und sich dann auf den Asteroiden und dem interplanetaren Staub eines Sonnensystems zu vermehren. Es ist kein fäkaler Parasit, Schneeglöckchen. Es ist nichts, was man an Bord eines Sternenschiffs hat.
    Zugegeben, aber es muß einen Zusammenhang geben. Könnten die Mikroben auf der Hülle des Sternenschiffs leben?
    Heh, ja, das

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