Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Einsatzkommandos luden durch Luken im hinteren Kegel Ausrüstungskapseln in die Heckladebucht.
    Greg leitete eine geringfügige Neurohormonsekretion ein, während er am Fuß der Einstiegstreppe wartete. Die Intuition hatte zu keinem Thema viel zu sagen; ein widerstrebendes Gefühl von Unausweichlichkeit war das äußerste, was er ihr entlocken konnte. Er ging gewöhnlich davon aus, daß sich diese Fähigkeit ein wenig aus der Zeit lösen konnte, daß sie eine schwache Form der Präkognition war. Das sollte eigentlich bedeuten, daß sich der Tod laut und deutlich bemerkbar gemacht hätte.
    »Irgendwas los?« fragte Suzi. Sie wußte, wie sehr er sich darauf verließ.
    »Nein. Gar nichts.« Er drehte sich zu Charlotte und Fabian um. Der rötlichgelbe Bordanzug sah an dem Mädchen hinreißend aus. »Zeit zu gehen«, sagte er ihr.
    Sie bückte sich und gab Fabian einen langen Kuß.
    Greg bewegte sich unbehaglich; Suzi lachte in sich hinein und ging die Stufen hinauf, wobei sie munter mit der Schultertasche schlenkerte.
    Charlotte löste sich schließlich aus der Umarmung. »Es wird nicht lange dauern«, murmelte sie so leise, daß Greg sie kaum verstand. Sie und Fabian machten den Eindruck, als sollten sie für alle Ewigkeit getrennt werden. Fabian schnipste sich einige Haare aus den Augen. »Komm zu mir zurück«, bat er sie kläglich.
    »Du weißt, daß ich es tue.« Charlotte gab ihm einen abschließenden Kuß auf die Stirn und stieg eilig in die Raumfähre. Greg setzte sich den Schutzhelm auf, eine engsitzende gepolsterte Haube, die ihm bis über die Ohren reichte und dem Schutz vor harten Kanten diente, wenn er in der Schwerelosigkeit war. Er folgte Charlotte die Stufen hinauf; als er zurückblickte, rannte Fabian zum Besatzungsquartier hinüber, gefolgt von einem Hardliner, der ihm als Leibwächter zugeteilt war.
     
    Die Kabine der Anastasia bot vierzig Passagieren Platz. Sie war kompakt, aber nicht beengt. Die Wände waren mit einer Steppdecke aus grauem Polstermaterial überzogen, und selbst das Deck federte leicht, als Greg dem Gang zwischen den Sitzen folgte. Ein Bioleuchtstreifen lief zentral die Decke entlang, und Stoffschlaufen hingen an beiden Seiten, die Greg an die Haltegriffe für stehende Fahrgäste in einem Bus erinnerten. Hinter der Kabine gab es eine Bordküche und zwei kleine Toiletten. Er musterte sie mißtrauisch, denn sie weckten eine Reihe unerwünschter Erinnerungen an schmerzhaft enge Schläuche und Sauglöcher, die zwickten. Am besten wartete er bis New London.
    Es gab hier kein separates Cockpit. Der Pilot saß hinter der eng geschwungenen Frontscheibe und hatte einen Bordanzug der gleichen Art wie Greg an, nur daß seiner silbriggrau war. Er verfügte nicht mal über eine Flugkonsole oder überhaupt irgendwelche Bedienungselemente. Er saß da, die Arme ordentlich über dem Schoß gekreuzt, und hatte die Augen in einer zenähnlichen Kontemplation halb geschlossen. Bunte geometrische Spinnweben liefen über die Frontscheibe. Greg vermutete, daß der Pilot einen Prozessor-Netzknoten hatte und über ein Interface mit der Steuerungs-Ware der Raumfähre verbunden war.
    Greg gefiel diese Vorstellung nicht. Während seiner Zeit in der Armee hatte er Drachenflieger und Microlites geflogen. Das geschah per direkter Körperkontrolle; man verlagerte sein Gewicht, und die Tragfläche ging daraufhin in Querlage. Das war etwas, was man spürte, solide und zuverlässig. Echtes Fliegen.
    Sicherlich war die Raumfähre doch mit irgendeiner manuellen Reserveanlage ausgestattet? Der Pilot würde wahrscheinlich lachen, wenn er ihn fragte; er wirkte jung, in den mittleren Zwanzigern, eine Generation, die weniger ware- gebildet war als ware- süchtig.
    Die Mitglieder des Einsatzkommandos suchten sich lärmend ihre Plätze, wie der Rugbyclub einer Kleinstadt auf dem Weg zum Spiel, alles nur Witze und Gelächter. Zwei Stewards halfen dabei, die Schultertaschen in Schließfächern unter den Sitzen zu verstauen.
    Suzi saß auf einem der Plätze hinter dem Piloten. Greg setzte sich neben sie, wo er durch die mit Graphiken durchzogene Frontscheibe blicken konnte. Er drückte den Aktivierungsschalter auf der Armlehne, und das Sitzpolster schloß sich mit sanftem Griff um seine Beine.
    Charlotte und Melvyn Ambler hatten die Plätze auf der anderen Seite des Zwischengangs genommen, während Rick eine Reihe weiter hinten saß. Der Captain von der Sicherheit beugte sich vor. »Das sind dann alle«, erklärte er dem