Mindstar 03 - Die Nano-Blume
gehörte und der laut Berufsbeschreibung als New Londons korporativer Sicherheitschef diente. Greg vermutete, daß sein Verantwortungsbereich noch darüber hinausging, wenn man an die ganze Verwaltungshierarchie dachte. Die Frau hieß Michele Waddington und war die Sekretärin des Gouverneurs. Wieder jemand, den Event Horizon abgeordnet hatte.
»Wir bringen Ihr Team im Sicherheitsquartier unter«, wandte sich Lloyd McDonald an Melvyn. »Meine Leute schaffen Ihre Ausrüstung dort hinunter.«
»Schön«, sagte Melvyn.
»Rechnen Sie mit Schwierigkeiten?« fragte Sean.
»Es könnte welche geben«, räumte Greg ein. »Ich hätte gern, daß Lloyd McDonald hier die Überprüfung von Neuankömmlingen verschärft. Insbesondere suchen wir einen Mann namens Leol Reiger – einen Teksöldner, sehr gefährlich. Und er könnte gerade mal dumm genug sein, uns hierher zu folgen.«
»Für die Überprüfung von Besuchern ist das Einwanderungsamt zuständig«, sagte Sean. »Ich kann aber Sicherheitspersonal des Unternehmens zur Unterstützung abordnen; das liegt im Rahmen meiner Vollmachten.« Er wandte sich an Michele Waddington. »Bereiten Sie bitte das Genehmigungsdokument vor.«
»Ja, Sir.« Sie gab den Befehl ins Cybofax ein.
»Haben Sie ein Profil von Reiger?« fragte Lloyd McDonald.
Greg hielt sein Cybofax hoch und übertrug die Daten in McDonalds Gerät. Der Sicherheitschef warf einen Blick darauf. »Der Flugplan sieht für heute noch drei Flüge vor. Ich sorge dafür, daß die Passagiere isoliert und identifiziert werden, ehe sie die Kolonie betreten dürfen.«
»Falls Reiger wirklich auftaucht, wird er nicht allein sein«, sagte Melvyn. »Achten Sie darauf, daß Ihre Leute bewaffnet sind.«
»Noch was?« fragte Sean.
Greg sah Melvyn an, der den Kopf schüttelte.
»Irgendeine Stelle, wo wir uns umziehen können«, sagte Greg. »Danach machen wir uns gleich auf die Suche.«
»Sicher doch«, sagte Sean. »Ich habe angeordnet, einige Räume in der Gouverneursresidenz für Sie vorzubereiten.«
»Ich bringe mein Team in die Unterkunft und stoße dann zu Ihnen«, sagte Melvyn.
»Klar, aber bringen Sie zwei Ihrer Leute mit«, sagte Greg. »Bewaffnet, wenn auch nicht schwer. Die Tokarews werden reichen.«
»Wird gemacht.«
Greg hob seine Schultertasche auf und folgte Sean in einen runden Fahrstuhl, zusammen mit Charlotte, Suzi, Rick und Michele Waddington. Die Kabine fuhr langsam abwärts, und Gregs Füße verloren fast die Bodenhaftung. Danach nahm die Schwerkraft laufend zu.
Die Türen öffneten sich zu einem weiteren glatten Tunnel, der aus dem gewachsenen Felsen geschnitten war. Zwei fahrende Laufbänder zogen sich in der Mitte hindurch, und zwei breite Bioleuchtstreifen waren an der Decke montiert; sie strahlten heller als sonst üblich. Die Schwerkraft schien normal. Greg blickte den Tunnel entlang und rechnete schon damit, daß sich der Gang nach oben krümmte, über das Blickfeld hinaus, aber statt dessen entdeckte er in etwa achtzig Metern eine Ecke, und als er sich umdrehte, eine weitere in der anderen Richtung. Der Boden war möglicherweise leicht geschwungen; man konnte es nur schwer erkennen.
Sie fuhren mit einem Laufband zur Ecke und dann weiter zur nächsten. Die Anlage erinnerte Greg an die Prezda-Arcologie, wo die Leute ordentlich in bestimmungsgemäße Unterkünfte gesteckt wurden. Die Mentalität eines Bienenschwarms.
Ein Polizist saß hinter einem Metallschreibtisch vor der Tür zur Gouverneursresidenz. Er stand auf und salutierte, als Sean seine Karte vor die Tür hielt.
Der Anblick der Gouverneursresidenz erweckte in Greg gleich wieder Zweifel an der Konformität. Die Innenausstattung schien direkt aus der Villa eines Kolonialhändlers aus dem achtzehnten Jahrhundert zu stammen, eine formal europäische Anlage mit modernen asiatischen und orientalischen Möbeln. Die Zimmer waren geräumig und luftig, hatten hohe Decken und weiße Wände; Säulen und Bögen dominierten die Architektur. Greg fragte sich, was es wohl gekostet hatte, das ganze Holz von der Erde heraufzutransportieren.
Suzi stand auf dem Parkettboden der Eingangshalle und pfiff anerkennend. »Gar nicht übel. Zahlen Sie Miete?«
»Nein, das ist meine offizielle Residenz. Sie gehört zum Job. Der König und die Königin haben schon hier geschlafen, auch der Premier.«
»Kein Scheiß? Und jetzt wir.« Sie stieß Greg verspielt an.
»Erzählen Sie mir von den Himmlischen Aposteln«, bat Greg, als Sean sie die Treppe hinauf zu
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