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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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einem breiten Gang führte.
    Sean zeigte ein nicht überzeugendes Lächeln. »Hauptsächlich ein Haufen religiöser Spinner, obwohl sich auch ein paar Technikertypen mit ihnen eingelassen haben. Nach ihrem Glaubensbekenntnis ist der Weltraum der Wendepunkt der menschlichen Bestimmung. Keine Details dazu, große Überraschung. Nur allgemeine Floskeln: Der Weltraum ist unsere Rettung, erweitert unseren geistigen Horizont. Der gleiche Scheiß, den die meisten bekloppten Kulte vom Stapel lassen. Der Hauptunterschied besteht darin, daß die Führungsschicht nicht auf Kosten ihrer Anhänger lebt. Nach allem, was man hört, sind sie aufrichtig in ihrem Glauben. Sie leben alle in ungenutzten Tunneln und leeren Vorratshöhlen. Ich würde sie nicht als gefährlich bezeichnen, aber wenn’s nach mir ginge, würde ich am liebsten gleich die Polizei und Sicherheitsteams in die Tunnel schicken, die Leute zusammentreiben und wegschaffen lassen, ja? Ich meine, was passiert in einer echten Notsituation wie einem Druckabfall? Oder einer Epidemie, wie sollten wir sie dann impfen? Ich müßte meine Leute in Gefahr bringen, um ihnen zu helfen. Aber natürlich denken sie darüber einfach nicht nach.«
    »Warum tun Sie es dann nicht?« wollte Greg wissen.
    »Die Polizei fängt schon mal ein paar, aber Julia Evans sagt, wir sollen sie in Ruhe lassen, keine große Schleppnetzaktion durchführen. Dabei ist es ja nicht so, daß wir das Polizeibudget der Kolonie erschöpfen würden.«
    Greg zeigte Suzi ein zufriedenes Grinsen; er hatte gewußt, daß diese Art von Sentimentalität eine von Julias Charakterzügen war. Suzi verdrehte nur die Augen. Das Schlafzimmer war in Rot und Gold dekoriert und mit Möbeln aus Hartholz ausgestattet, die prunkvolle Einlegearbeiten aufwiesen. Bemalte Stoffschirme teilten das Badezimmer und den Whirlpool ab; sie zeigten Waldszenen, schwarze Hintergründe mit hohen, spindeldürren Bäumen und blassen Blättern. Verandatüren in Metallrahmen führten zu einem Balkon mit Eisengeländer, an dessen vorderem Rand eine Reihe Topffarne aufgebaut war.
    Greg stellte die Schultertasche auf dem Bett ab und schob die Verandatür auf. Die Luft in der Hyde Cavern war warm, feucht und ozonreich, und sie roch nach frischen Blüten. Er blickte über ein kleines, tiefes Tal hinweg, am gegenüberliegenden Rand von einem stumpfen, dunklen Massiv blockiert. Eine schmale röhrenförmige Sonne brannte mit blauweißer Heftigkeit vom Himmel, und das grelle Licht versperrte die Aussicht auf alles, was hinter ihr lag. Gregs Blick folgte den Seitenwänden des Tals nach oben, bis sie sich wieder einwärts bogen und dabei an zwei gigantische grüne Wellen erinnerten, die im Begriff standen vornüberzukippen. Wenn er die Augen mit der Hand vor der Röhrensonne abschirmte, konnte er gerade eben die Landschaft direkt über sich erkennen. Zu diesem Zeitpunkt war er bereit für den unmöglichen Anblick. Intellektuell hatte er sich natürlich ohnehin darauf vorbereitet, aber Boden als Himmel war trotzdem ein bestürzender Anblick. Diese ganze physikalische Masse, die herabdrückte. Er wußte nicht recht, wie er den unwillkürlichen phobischen Schauder nennen sollte, der ihm den Rücken hinunterlief, aber es schien, als stünde diese kleine zylindrische Welt im Begriff, sich zusammenzuziehen und ihn in ihrer Mitte zu zerdrücken.
    Er senkte den Blick wieder. Die ersten vier der fünf Kilometer, die ihn von der anderen Abschlußwand trennten, waren eine üppige grüne Parklandschaft. Der Gesteinsboden der Hyde Cavern war zu sanften Wellen geformt worden; silberne Flüsse schlängelten sich durch die Mulden, und niedrige Wasserfälle speisten ruhige Seen. Wäldchen aus jungen Bäumen waren zu sehen, und Alleen aus gelben Kieseln zogen sich wie Schlangen durchs Gras. Die Landschaft war gesprenkelt mit weißen Bauwerken im hellenistischen Stil, jedes im Zentrum eines eigenen Gartens. Sie bildeten den Brennpunkt des gesellschaftlichen Lebens in New London – Theater, Restaurants, Clubs, Pubs, Aufenthaltsräume, Kirchen und zwei Amphitheater für den Sport. Menschen wohnten nicht draußen in der Cavern, dazu war der Platz zu kostbar; statt dessen beherbergte das untere Fünftel der südlichen Abschlußwand die Wohnquartiere, Büros, Leichtindustrie und Hotels.
    Der letzte Kilometer der Hyde Cavern war mit dem Miniaturmeer ausgefüllt, einem Salzwasserband, das sich um den Fuß der nördlichen Abschlußwand herumzog. Die an den Park grenzende Küste war

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