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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Pixelnummer allmählich leid, und irgendwo außerhalb der Leere dieses von Netzknoten erzeugten Universums preßte sie die Zähne zusammen. Geduld war die eine Eigenschaft, die ihr immer lieb und teuer gewesen war; wie Wasser konnte sie jeden Widerstand erodieren, eine Waffe, auf die sie sich immer verlassen konnte. Inzwischen wollte sie allerdings nur noch, daß dies alles erledigt wurde, beendet, abgeschlossen.
    Da war wieder die Mikrobe, dieselbe schwarze klebrige Kugel, die Kiley eingesammelt hatte. Sah diesmal aber anders aus. Leicht abgeflacht. Und die Beschaffenheit der Oberfläche war seidiger, dessen war sich Julia sicher. Eine zweite, eiförmige Kugel tauchte daneben auf. Sie war sogar noch dunkler. Sie drehten sich langsam unter Julias Wahrnehmungsstandort und boten ihr einen umfassenden Überblick.
    Dahinter war ich die ganze Zeit her, Schneeglöckchen. Bei der Flachen ist die Mineralabsorption verbessert, während bei der Eiförmigen die Effizienz der Wärmeumwandlung um den Faktor fünf gesteigert wurde. Ich habe sie mit der Landkoralle in einer Sandwichanordnung kombiniert. Die Landkoralle dient als grundlegendes organisches Gerüst und überzieht den Asteroiden mit einer Kruste, die ein Skelett bietet, auf dem die Mikroben wachsen können. Die Außenseite trägt eine Schicht aus Wärmeumwandlungsmikroben, um die Nährflüssigkeit des Polypen zu energetisieren – als Ersatz für Photosynthese –, während die anderen Mikroben an der Innenseite das Gestein verschlingen. Ich mußte ein zweites Kapillarennetz einbauen, um die aufgelösten Verbindungen zu den Ausstoßporen zu befördern. Später ergänze ich das Ganze noch um Sammelhülsen und hoffentlich einer Art Filtermechanismus, um in jeder Hülse auch reine Ablagerungen zu erhalten. Gase könnten allerdings problematisch werden. Aber für den Moment reicht es.
    Diese symbiotische Anordnung ist ein bißchen primitiv, nicht wahr? fragte Julia. Irgendwie wäre es ihr wie Kapitulation vorgekommen, ihn vorbehaltlos zu loben.
    Sie ist nur ein Beweis für das Konzept, Schneeglöckchen. Die erste Generation. Ich bin mir nicht mal sicher, ob es draußen im Vakuum funktionieren wird. Vielleicht müssen wir die Asteroiden von innen abnagen. Sobald ich aber die Durchführbarkeit des Verfahrens demonstriert habe, können wir die Forschungsabteilungen mit der Feinarbeit beauftragen. Spitzengenetiker müßten in der Lage sein, all das zu einer einzelnen genetischen Struktur zusammenzuspleißen.
    Die Genforschungsabteilungen von Event Horizon, dachte sie insgeheim. Sie nahm die Anordnung noch mal in Augenschein, und die Implikationen regneten durch ihre Gedanken. Falls Royan recht hatte, falls man die Merkmale der Mikrobe auf diese Art in die Landkorallenzellen übertragen und damit einen einzelnen, an den Weltraum angepaßten Bioware-Organismus erzeugen konnte, dann würden sich wirklich Ströme von Metall in die Weltwirtschaft ergießen. Genug, um die Konsumgesellschaft des Westens auf dem ganzen Globus möglich zu machen. Nette Idee. Nein, nette Theorie, berichtigte sie sich selbst scharf. Sie hatte zu oft miterlebt, wie Träume stagnierten und zur Mittelmäßigkeit herabsanken, als daß sie noch an technisch begründete Utopien geglaubt hätte.
    Ungeachtet seiner ganzen Entschlossenheit war Royan nicht in der wirklichen Welt verwurzelt. Die zentrale Vorstellung war fundiert, aber es erforderte Zeit und Geld, die Zulieferindustrien zu organisieren – die Flotten von Raumschiffen, die man brauchte, um die Metalle und Minerale abzuholen, die Industriemodule, die nötig waren, um sie in Landungskörper aus geschäumtem Stahl umzuwandeln, die zusätzlichen Bergungsflotten, weitere Industrien, die das ganze Material verarbeiteten, die dazu benötigte Energie. Obendrein hatte New London schon mehrere Kubikkilometer Erz in Reserve, und es liefen bereits Projekte, um vier weitere Asteroiden einzufangen. Insgesamt würden nur diese fünf Asteroiden den globalen Bedarf an exotischen Metallen und anderen Rohstoffen für weitere zwanzig Jahre decken.
    Klingt zu gut, um wahr zu sein, sagte sie vorsichtig. Hast du darüber nachgedacht, was alles nötig ist, um es in die Praxis umzusetzen?
    Nichts sonst, sagte er. Die Antwort, die sie von ihm auch erwartet hatte.
    Erkennst du es denn nicht, Schneeglöckchen? Die Asteroidensaatpflanze ist eine lebende Maschine. Die erste ihrer Art. Ich stehe kurz davor, Nanoware zu erzeugen, Schneeglöckchen, die machtvollste Technik, die es

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