Mindstar 03 - Die Nano-Blume
Julia.
»Keine Antwort, fürchte ich«, sagte Sean Francis.
»Schalten Sie die Sendung auf automatische Wiederholung, bis eine der Fähren in die Flugkontrollzone von New London eindringt.«
»Ja, Ma’am.«
»Nützt nichts«, gab Maria bekannt. »Sie blockieren die Sensoren. Auf diese Entfernung kann ich mich auch nicht durch ihre elektronische Abwehr hindurchbrennen.«
»Na ja, damit ist klar, daß sie keine legalen Geschäfte haben«, meinte Victor in ätzendem Ton.
»Ja, das wäre geregelt«, sagte Julia, aber es behob wirklich einen hartnäckigen Zweifel, den sie noch daran gehegt hatte, Sean Francis den Einsatz der New-London-Verteidigung zu befehlen.
Kapitel vierunddreißig
Julias vorsichtige Gehweise lag an mehr als nur der Schwerkraft, die lediglich ein Drittel des irdischen Wertes betrug. Victor kannte Julia gut genug, um zu erkennen, wie sehr sie durch die beiden nicht identifizierten Raumfähren erschüttert war, die ihnen nach New London folgten. Inzwischen wußte sicher jeder der Hauptbeteiligten, daß sich der Außerirdische auf dem Asteroiden aufhielt. Mit der Isolierung von New London gewann Julia etwas Zeit, aber trotzdem stellte sich die Frage, was die Gegenseite wohl als nächstes unternahm. Der beengte Luftschleusengang aus Titan mündete in den VIP-Empfangsraum; Lärm, Licht, Gerüche und Menschen waren wieder wahrzunehmen. Ein schroffer Übergang nach der Isolation in der Falcon-Kabine. Sean Francis, Lloyd McDonald und drei Hardliner erwarteten die Neuankömmlinge.
»Alles in Ordnung mit Ihnen, Ma’am?« fragte Sean Francis. Er war noch überspannter als sonst, bleich und besorgt.
»Ja, danke, Sean.« Julia reagierte mit einem müden, dünnen Lächeln.
»Wie verhalten sich die Raumfähren zur Zeit?« erkundigte sich Victor bei Lloyd McDonald.
»Die erste hat den Kurs gewechselt, sobald sich unser Zielerfassungsradar durch ihre elektronische Abwehr gebrannt und sie angepeilt hat. Die Maschine ist auf die Umlaufbahn von New London eingeschwenkt und hält fünfeinhalbtausend Kilometer vor uns Position. Außerhalb des Verteidigungsperimeters, wie Ihnen sicher auffällt. Wir haben das Modell als eine Alenia COV-325 identifiziert, die bis zu dreißig Hardliner an Bord haben könnte. Der zweite Raumgleiter hat noch fünfzehntausend Kilometer bis hierher und nähert sich weiter. Und zu allem Überfluß haben sämtliche fünf Verteidigungsallianzen ihre geostationären Plattformen in gelben Alarm versetzt, sobald wir die Alenia als Ziel erfaßt und unsere Waffenplattformen unter Strom gesetzt hatten.«
»Sind irgendwelche Funkmeldungen von den Raumfähren eingetroffen?«
»Keine. Wir überwachen die Kanäle natürlich ständig.«
»Gut. Ich muß erfahren, wer dort an Bord ist. Falls Reiger dazugehört, muß er sofort getötet werden.«
»Schwierig«, meinte Lloyd. »Wir haben keine kinetischen Harpunen; unsere Plattformen sind sämtlich mit Energiewaffen bestückt. Es ist ein echtes Abwehrsystem.«
»War politisch ratsam, hier keine Angriffswaffen zu stationieren«, sagte Julia mit leichtem Bedauern. »Tut mir leid, Victor.«
»Fünfhundert Kilometer hinter dem Verteidigungsperimeter«, überlegte Victor. »Das ist kein großer Spielraum für sie.«
»Wir sind auf die Abwehr feindlicher Angriffe vorbereitet«, sagte Lloyd. »Wenn man außerhalb des Perimeters losballert, knallt man voll in das Gesetz des umgekehrt Quadratischen. Die der COV-325 nächstgelegene Plattform hat noch eine Distanz von eintausend Kilometern; die Laser würden auf diese Entfernung nicht mal Plastik schmelzen.«
»Verschieben Sie doch eine der Plattformen in Reichweite«, entgegnete Victor automatisch.
Lloyd sah Sean an, der nachdenklich nickte. »Könnte klappen, ja?«
»Okay«, sagte Lloyd. »Die Plattformen sind jedoch nicht mit schubstarken Triebwerken ausgestattet. Es wird dauern.«
»Zeit haben wir reichlich«, sagte Victor.
»Solange die da draußen nicht eindringen können«, meinte Julia.
»Das können sie nicht«, sagte Sean. »Unsere Hardware ist die beste, ja?« Er zeigte auf den bereitstehenden Fahrstuhl. »Greg und seine Leute sind in der Sicherheitszentrale. Sie sind gerade zurückgekommen.«
»Haben sie Charlottes Himmlischen Priester gefunden?« fragte Julia.
»Ja, haben sie. Ist allerdings ein komischer alter Kauz. Keine Ahnung, was Sie von ihm halten werden.«
Julia betrat den Fahrstuhl. Die anderen drängten sich rings um sie herein, wobei Lloyd in sein Cybofax sprach
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