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Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Mindstar 03 - Die Nano-Blume

Titel: Mindstar 03 - Die Nano-Blume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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und die neue Ausrichtung der Plattformen organisierte.
    »Wie läuft es, Sean?« fragte Julia, als sich der Fahrstuhl abwärts in Bewegung setzte.
    »Ganz gut, in Anbetracht der Umstände. Ich habe einen offiziellen Bioalarm ausgerufen, was, wie ich vermute, dazu beigetragen hat, daß die Strategischen Verteidigungschefs das große Zittern gekriegt haben. Mir verschafft es jedoch die Vollmacht, die Kolonie unter Quarantäne zu stellen, ohne rechtliche Ansprüche zu riskieren. Die Abschaltung der Funkverbindungen überspannt dieses Prinzip jedoch ein bißchen, vergessen Sie das nicht.«
    »Unsere Anwälte können kämpfen, falls irgend jemand Beschwerde erhebt«, erinnerte sie ihn. »Schön. Gut gemacht.«
     
    Falls er sich je im Komplex der südlichen Abschlußwand von New London verirrte, überlegte sich Victor, dann war das Prozessorimplantat das einzige, was ihn davor bewahrte, für den Rest seines Lebens durch das Labyrinth der Korridore zu wandern. Zwischen der Hyde Cavern und dem Dockskrater in der Nabe lagen anderthalb Kilometer Felsgestein, ein Termitennest aus Unterkünften, Büros, Tunnels, Korridoren, hydroponischen Farmen, Fischfarmen, Leichtindustrie und Räumen voller Maschinen, die die Umweltbedingungen aufrechterhielten. Nicht, daß Victor klaustrophobisch gewesen wäre, aber hier gab es so viele glatte Felswände ohne irgendwelche Merkmale und nur sehr wenige Fenster.
    Sean Francis führte die Gruppe ohne jede Verzögerung durch die Sicherheitszentrale. Aber natürlich war er in allem, was er tat, perfekt. Einer der Gründe, warum sich niemand in seiner Gesellschaft ganz wohl fühlte, nicht einmal Julia, und das war schon eine Leistung. Das Besprechungszimmer wies eine Fensterwand auf, durch die man Ausblick in die Hyde Cavern hatte. Dicke Regentropfen liefen am Glas hinunter. Victor sah draußen nicht mehr als einen massiven Schleier aus trostlosem Nebel, von einer schwachen orange-rosa Fluoreszenz eingefärbt.
    Aktive Hologramme schmückten die Wände, illuminierte Landschaften, allesamt aus der Zeit vor der Erwärmung. Ein runder Tisch aus braunem Rauchglas beanspruchte die Mitte des Zimmers; die meisten Möbel bestanden auf New London aus Glas oder Metall. Touristengebiete konnten es sich leisten, Holz zu importieren, aber der Sicherheitsetat bot dafür keinen Spielraum. Suzi und Melvyn standen vor dem Fenster, so daß sich ihre Umrisse vor dem Nebel abzeichneten, und unterhielten sich leise. Greg, Rick und Charlotte saßen auf Stühlen mit Alurahmen am Tisch; zwei Hardliner des Einsatzkommandos, die Victor nicht kannte, saßen auf Stühlen an der Wand.
    Julia setzte die Schutzhaube ihres Bordanzuges ab, damit das Haar wieder frei fallen konnte. Greg gab ihr einen kurzen Kuß auf die Wange.
    »Du hast ihn also gefunden?« fragte sie ihn.
    »Charlottes Kontaktmann, ja; er heißt Sinclair. Wie sich gezeigt hat, ist Royan etwas schwieriger zu fassen.« Greg seufzte. »Ich hatte gehofft, er würde Kontakt zu mir aufnehmen. Er muß wissen, daß ich hier bin; bestimmt hat er inzwischen Überwachungsprogramme in jeden einzelnen Speicherkern auf New London geladen. Ich kenne doch Royan.«
    »Er weiß sicher auch, daß ich hier bin«, sagte Julia. Sie drehte sich um und sah Charlotte lange an.
    Charlotte senkte den Blick und musterte konzentriert die olivgrünen Quadrate auf dem Teppich. Victor hatte beinahe Mitleid mit dem Mädchen; eine kühle Julia Evans konnte einen Menschen wirklich einschüchtern. Aber natürlich konnte Charlotte nicht gewußt haben, daß sie keinen Zugriff auf Datennetze nehmen durfte, auch nicht indirekt durch das Büro von American Express. Diese Unterlassung war ebenso sein Fehler wie ihrer; man hätte sie besser instruieren sollen.
    »Können wir jetzt mit unserem aktuellen Problem anfangen?« fragte Victor. Er rückte einen Stuhl für Julia zurecht.
    Sie wandte sich von Charlotte ab und setzte sich, zeigte ihm dabei ein heimliches verschmitztes Lächeln. »Männerherzen und gefallene Engel«, murmelte sie leise.
    Victor spürte, wie ihm Wärme ins Gesicht kroch.
    »Royan hat einen Roboter benutzt, um Sinclair die Blume zu überbringen«, sagte Greg. »Falls wir ihn suchen, dann irgendwo in den Tunneln und Höhlen der Himmlischen Apostel.«
    »Intuition?« fragte Victor.
    »Eigentlich nicht. Royan hat sich ein paar Tage lang bei den Aposteln aufgehalten, was bedeutet, daß er alles über ihre Organisation gelernt hat, daß er alles erfahren hat, was sie über die von ihnen

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