Mindstar 03 - Die Nano-Blume
du seßhaft werden könntest?«
»Eleanor!« protestierte Greg.
»Es gibt da jemanden«, räumte Victor abweisend ein.
»Gut, du kannst sie mal zum Abendessen mitbringen. Wir würden sie gern kennenlernen.«
»Du hast mir nie etwas davon erzählt«, sagte Julia.
Victor Tyo sandte Greg eine lautlose, verzweifelte Bitte.
»Setzt euch«, sagte Greg. »Und benehmt euch, ihr beide; hört auf, Victor in Verlegenheit zu bringen.« Er packte Eleanor rasch um die Taille und führte sie zum Sofa.
»Oliver, Anita und Richy sind draußen in den Ställen«, sagte Eleanor. »Ich habe Matthew und Daniella auch hingeschickt. Eine der Stuten hat gerade ein Fohlen bekommen.«
Julia stöhnte. »Sie werden es nur mit nach Wilholm nehmen wollen.«
Greg legte den Arm um Eleanor und genoß das Gefühl, als sie sich an ihn lehnte. »Also, weshalb seid ihr hier?« fragte er.
Julia hatte den Anstand, ein leicht schuldbewußtes Gesicht zu machen. »Royan.«
»Hast du etwas von ihm gehört?« wollte Eleanor wissen.
»Sozusagen.«
Sie reichte Greg eine schmale weiße Schachtel und erzählte ihm von dem unbekannten Mädchen auf dem Newfieldsball.
Die Innenseite der Trompete wirkte erschlafft, und der leichte Haarflaum ringelte sich. Gregs Intuition schlug leicht eine Alarmsaite an. Irgendwas an dieser Blume stimmte ganz und gar nicht, aber er hatte keinen Schimmer, was das sein konnte.
»Und nur diese eine Karte lag dabei?« fragte er.
»Ja.«
Er reichte Eleanor die Schachtel.
»Ich kenne sie nicht«, sagte Eleanor. »Was für eine Sorte ist das?«
Julia warf Victor Tyo einen nervösen, fragenden Blick zu. Der Sicherheitschef zuckte die Achseln.
»Da fängt das eigentliche Problem an«, sagte Julia. »Meine NN-Kerne haben alle Speicherkerne über Botanik durchsucht, auf die sie nur Zugriff erhielten. Nichts. Eine komplette Niete. An und für sich nicht verwunderlich; Hunderte genmanipulierter Varianten sind auf dem Markt, und man kann nicht über alle auf dem laufenden bleiben. Also habe ich die Blume für eine Genprobe ins Labor geschickt, um zu erfahren, ob wir den Ursprung bestimmen können, die Mutterspezies.« Sie holte Luft und drückte die Handflächen zusammen. »Sie ist außerirdisch.«
»Nicht von der Erde?« Greg spürte einen Schuß kalter Angst, der gleich wieder verschwand. Bei seiner Sensitivität nahm es nicht Wunder, daß die Blume eine leichte Woge Xenophobie ausgelöst hatte. Er starrte sie an; die Intuition schrie laut und klar hinaus, wonach Julia ihn als nächstes fragen würde. Eleanor lehnte sich mit ganzem Gewicht an ihn und bedachte Julia mit einem traurigen, anklagenden Blick.
»Das kann nicht sein«, sagte Eleanor. »Sie unterscheidet sich nicht von anderen Blumen.«
Greg spürte, wie ein steifer Widerwille in ihren Gedanken wuchs; sie wollte die ganze Vorstellung von sich weisen.
»Eine Blume ist ein ganz einfacher Organismus«, sagte Julia, und nur der Hauch eines Bebens in der Stimme verriet die ausgeprägte Angst, die Greg zwischen ihren Gedanken erblickte. »Sie lockt Insekten an, um bei der Bestäubung zu helfen, weiter nichts. Natürlich wird eine außerirdische Blume unseren ähnlich sehen.«
»Also gibt es auf ihrem Heimatplaneten auch Bienen, oder?«
»Die einzelnen Arten von Blumen und Tieren müssen nicht wie unsere aussehen, aber mal einen Planeten vorausgesetzt, dessen Klima auch nur entfernt dem der Erde ähnelt, werden sie sicherlich analog beschaffen sein. Die Evolutionsfaktoren sind im ganzen Universum weitgehend konstant, denn die einfachste Lösung gilt überall. Überleg doch nur, wie viele Pflanzen sich seit Entstehung des Lebens auf der Erde entwickelt haben; alles nur Varianten über ein Thema.«
»Was für ein Blödsinn!«
»Bitte, Eleanor«, sagte Julia gequält. »Ich wünschte, du hättest recht, wirklich. Ich wollte, daß die Genetiker völlig auf dem Holzweg sind. Aber die Blume hat nichts an sich, was unserer DNA ähnelt. Die Gegenstücke zu den Chromosomen sind torisch beschaffen und in konzentrischen Schalen angeordnet. Meine Genetiker behaupten, daß die Kugel, die sie formen, heillos komplex ist und eindeutig nicht aus unserem Sonnensystem stammt.«
»Für komplex kann man auch ›hochentwickelt‹ einsetzen«, meinte Victor Tyo. »Die Genetiker schätzen, daß die Evolution auf dem Ursprungsplaneten bis zu ein paar Milliarden Jahre weiter ist als unsere. Die Genkugel ist viel größer als irdische DNA-Stränge.«
Greg konnte damit nichts Rechtes
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