Mindstar 03 - Die Nano-Blume
Eleanor kühl. Sie bannte Julia mit dem Blick. »Sieh dich doch um: vier Kinder, ein fünftes unterwegs, die Erntezeit.«
»Ich weiß«, flüsterte Julia. »Aber … Außerirdische, Eleanor! Das geht über meine und Royans Fähigkeiten, obwohl ich mir bei Gott wünschte, daß es nicht so wäre. Wem kann ich sonst vertrauen? Wem würdet ihr vertrauen? Möchtet ihr, daß diese Außerirdischen zuerst mit den Bewegungen religiöser Fundamentalisten Kontakt aufnehmen? Mit einer der südamerikanischen Diktaturen? Wir müssen ihn finden, schnell und in aller Stille. Greg ist Drüsenpsioniker und zehn von diesen neuen Beutelkünstlern wert, und er hat die passende Ausbildung genossen. Er ist der beste, den es gibt, mein Freund und Royans Freund. Wen sollte ich sonst fragen?«
Greg machte schmale Augen. Julias zwingende Art war schon immer stärker gewesen als jede Psikraft. Und wenn man sie mit Logik kombinierte …
»Nenn mir einen Namen, Greg, jemanden, der besser ist; Himmel, jemand, der so gut wie du ist, würde schon reichen!«
»Woher zum Teufel soll ich jemanden kennen?« schnauzte er. »Ich bin vor sechzehn Jahren aus diesem Spiel ausgestiegen. Victor? Du mußt ganze Speicherkerne voll mit Übersinnlichen haben.«
»Habe ich«, sagte Victor leise. »Und wir haben sie auch gesichtet; deshalb sind wir ja hier. Tut mir leid. Diese modernen Beutelkünstler sind gut, aber sie haben nicht deine Ausbildung, nicht deine Stärke. Mindstar hat die Leute mit den größten Potentialen aufgestöbert. Heute kann jemand mit einem Hauch Begabung ein spezialisiertes Neurohormon einnehmen und sich für eine Art Hexer halten. In vieler Hinsicht sind spezialisierte Neurohormone ein Rückschritt. Und niemand hat je eines entwickelt, das die Intuition stärkt.«
»Ach was!«
»Royan ist irgendwo da draußen, Greg«, sagte Julia. »Verhandelt mit Außerirdischen, hält sie auf Distanz, führt sie herein. Himmel, ich weiß nicht, was! Aber ich muß ihn finden, Greg, bitte.«
Hilflos sah er Eleanor an. Sie tastete nach seiner Hand und drückte sie. Er nahm sie noch fester in den Arm.
»Er ist unser Freund«, sagte Eleanor mit dünner Stimme. Sie klang ganz so, als wollte sie sich selbst überzeugen und würde kläglich scheitern.
»Yeah, das ist er.«
»Du wirst nicht den Hardliner machen, Gregory!« sagte Eleanor mit Bestimmtheit. »Nicht in deinem Alter.«
Er wand sich unter ihrem Blick, wollte Einwände erheben, zumindest dagegen, daß sie das offen sagte. Das Problem war, daß sie völlig recht hatte. Mit zweiundfünfzig war er gegenüber dem heutigen Nachwuchs hoffnungslos im Nachteil. Logik und Intuition waren sich darin einig, leider. Und wenn eines an der ganzen Sache gewiß war, dann, daß es Ärger geben würde. Schon die Methode, mit der Royan Kontakt aufgenommen hatte, bewies das.
Nichts war jemals einfach, nichts jemals unkompliziert. Seine verdammte Lebensgeschichte.
»In dem Punkt gibt es überhaupt kein Problem«, warf Victor aalglatt ein. »Eines der Sonderkommandos der Event-Horizon-Sicherheit steht in konstanter Alarmbereitschaft, um dich zu unterstützen. Mit einem Hyperschallflugzeug können sie in vierzig Minuten jeden Punkt der Erde erreichen. Und natürlich kannst du so viele meiner Hardliner mitnehmen, wie du möchtest. Du brauchst selbst nicht mehr zu tun, als die Fragen zu stellen.«
»Nein«, sagte Greg. »Falls ich überhaupt mitmache, möchte ich, daß mir jemand den Rücken freihält, den ich kenne. Jemand, der zuverlässig ist, der gut ist.«
»Natürlich«, sagte Victor.
»Ich nehme Suzi mit.«
»Was?« Julia setzte sich kerzengerade auf.
Eleanor wurde in seiner Umarmung steif.
Greg unterdrückte ein Lächeln.
»Sie gehört zu den kompetenteren Teksöldnern«, räumte Victor widerwillig ein.
»Yeah«, sagte Greg. »Das sollte sie auch. Ich habe sie schließlich ausgebildet.«
Victor zog eine Braue hoch. »Ich denke, du wirst feststellen, daß sie seit damals ein bißchen gewachsen ist. Ihr Ruf, heißt das.«
»Ich bin sicher, daß Event Horizon ihre Preise zahlen kann«, sagte Greg.
»Ganz gewiß«, pflichtete ihm Julia bei. »Gleich morgen früh holt dich einer unserer Luxusjets ab. Deine Einreise nach Monaco habe ich schon geklärt.«
Eleanors Gesicht wurde hart. Sie spießte Julia mit einem Voodooblick auf.
»Schön«, sagte Greg phlegmatisch. War schon jemals passiert, daß Julia nicht ihren Willen bekommen hatte? »Wir sollten Suzi lieber heute nachmittag aufsuchen.«
»Du
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