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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Miß
Armitage? Sie wollen eine gute Partie machen, damit Sie für Ihre Familie sorgen
können. Die Nächstenliebe beginnt zu Hause. Sie dürfen das nicht vergessen. Es
ist bedauerlich, aber wenn Sie einen reichen Verehrer in die Falle locken
wollen, dann müssen Sie sich benehmen wie die anderen Debütantinnen auch. Sie
müssen mit den Männern flirten, sie bezaubern, und vor allem, ihnen gefallen.«
    »Es hat
jetzt keinen Sinn mehr«, sagte Minerva bekümmert. »Ich bin gesellschaftlich
ruiniert.«
    »Aber nicht
doch. Wenn Sie meine Hilfe annehmen wollen, werde ich verbreiten, daß Sie
allen einen großartigen Streich gespielt haben. Sie werden niemals wagen,
zuzugeben, daß sie die Sache nicht durchschaut haben. Ich bin einflußreich
genug, Sie zum Mittelpunkt des allgemeinen Interesses zu machen. Dazu genügt es
schon beinahe, wenn ich Ihnen überhaupt Beachtung schenke.«
    »Sie sind
anmaßend.«
    »Nein. Ich
habe nur gesunden Menschenverstand.«
    »Und was ist, wenn ich Ihre Beachtung
nicht wünsche?« fragte Minerva ziemlich mürrisch.
    »Sie sollte
Sie nicht im geringsten stören, da Sie wissen, daß sie hilfreich ist, aber
nicht ernst gemeint. Denken Sie darüber nach, während ich mir Ihre neuesten
Verehrer vornehme. Da gibt es die Vierer- und die Dreiergruppe. Die vier sind
Bryce, Blenkinsop, Chumley und Dubois. Sie gehören weder zur Welt der Dandys
noch der Lebemänner, weil sie sich von beiden Welten nur die schlechtesten
Seiten herauspicken. Sie sind weder sehr gut, noch sehr schlecht ... mit einer
Ausnahme.«
    »Und die
ist?«
    »Mr. Silas
Dubois. Mit seinem Namen sind mehrere abstoßende
Geschichten verknüpft. Man kann ihm nichts beweisen. Andererseits kann man
auch nichts zu seinen Gunsten sagen,
außer daß er ein Meisterschütze ist, einer der besten in England, glaube ich.
Er schließt sich immer einer Gruppe
schwacher Männer an, die er dann zu Dummheiten anstiftet.
Die anderen drei, nämlich Barding, Yarwood und Fresne, haben den Ehrgeiz,
Dandys zu sein. Es ist überraschend, daß
sie eine einheitliche Front bilden. Normalerweise zanken sie sich ganz fürchterlich.
Was halten Sie nun von meinem anständigen Angebot? Haben Sie es sich überlegt?
Wünschen Sie meine Hilfe?«
    Minerva
hielt ihren Kopf schräg und betrachtete eingehend sein Profil unter ihrem
Hutrand hervor. Sie hatte das Gefühl, daß
es gerade seine makellose Eleganz war, die ihn nicht
vertrauenswürdig machte. Sogar sein Gesicht sah aus wie aus dem Ei gepellt: die
Augen mit den schweren Lidern, die schmale
gerade Nase, der schön geschnittene Mund, das eckige Kinn, das so sauber rasiert
war, daß man auch nicht die allerwinzigste Andeutung eines Bartstoppels sah.
    Seine Haare
waren gelockt und so frisiert, daß sie das Pendant zu seinem schräg sitzenden
Biberhut, dessen Krempe
ebenfalls gelockt war, bildeten. Sein Hemdkragen war nicht
allzu hoch, und sein Jabot sah aus wie eine kunstvolle weiße Steinskulptur.
Seine schmalen Hände, die die Zügel
hielten, steckten in edlen Lederhandschuhen. Das Leben schien für ihn ein
einziges Vergnügen zu sein. Sie hatte das Bedürfnis, ihn zu ärgern, ihn ebenso
aufzuwühlen, wie er sie aufwühlte.
    »Sind Sie
an irgend etwas wirklich interessiert?« fragte sie. »Abgesehen von Ihrer
Kleidung natürlich?«
    Er blickte
sie aus den Augenwinkeln an.
    »Es tut mir
leid, wenn ich Sie mit meiner Kritik getroffen habe«, sagte er. »Offensichtlich
haben Sie den Wunsch, zurückzuschlagen,
und Sie werden mich jetzt ständig beschuldigen, ein Dandy zu sein. Ich kann
nichts Unrechtes darin
sehen, das Beste aus sich zu machen. Wenn ich allerdings mein Gesicht
schminken würde, meine Haare wie die Federn einer Frieslandhenne kämmen, meine
Taille einzwängen und meine Brust ausstopfen würde, wenn ich wie eine
Zibetkatze riechen und im Salon feste Sporen tragen würde, so daß ich wie ein
Schwerverbrecher herumlaufen würde, dann könnte ich einsehen, daß ich mich
ändern muß. Übrigens ist das eine Möglichkeit herauszufinden, ob Barding,
Yarwood und Fresne es ernst meinen.
    Sagen Sie
ihnen, daß Sie Dandys nicht ausstehen können. Heute abend haben Sie Gelegenheit
dazu. Ich nehme an, Sie gehen zum Ball der Gräfin Lieven?«
    »Ja.«
    »Dann
versuchen Sie es. Sie sind meiner Frage wieder ausgewichen. Wünschen Sie meine
Hilfe?«
    Minerva
zögerte. Sie bogen in den Hyde-Park ein. Schräge Sonnenstrahlen funkelten durch
das zarte Grün der Zweige und schimmerten auf dem lackierten Holz der Wagen,
den

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