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Minerva - sTdH 1

Minerva - sTdH 1

Titel: Minerva - sTdH 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Chesney
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Boodle und Brooks war es nichts Ungewöhnliches, daß ein
Gentleman an einem einzigen Abend 30 000 oder 40 000 Pfund verlor. Raggett, der
Besitzer von White, blieb die ganze Nacht mit den Spielern auf. Er schickte
seine Dienerschaft zu Bett, damit er selbst in den frühen Morgenstunden die
Teppiche kehren und das achtlos auf dem Boden verstreute Gold an sich nehmen
konnte.
    Sparsamkeit
war nicht mehr in Mode; kein Mensch dachte auch nur einen einzigen Augenblick
an diese Möglichkeit. Man war versessen auf ein Leben in Glanz und Gloria, auch
wenn der Gerichtsvollzieher bereits vor der Tür stand. Die nach dem Tod
fälligen Rechnungen wurden in den vergoldeten Metallsekretär gestopft, um sie
zu vergessen.
    Ein
Großteil der Zeit wurde auch auf Kleidung und Körperpflege verwendet. Beau
Brummell verbrachte jeden Morgen fünf Stunden mit seiner Toilette. Zuerst
badete er in Milch,
Eau de Cologne und Wasser, dann verbrachte er eine Stunde unter den Händen
seines Friseurs, dessen Aufgabe es war, seine dünnen hellbraunen Haare in
kunstvolle Locken zu zupfen, und dann dauerte es weitere zwei Stunden, bis er
sein Jabot in die richtigen Falten gelegt hatte.
    Auch wenn
die sieben Herren, die Minervas Sturz planten, kaum die Creme der Gesellschaft
verkörperten, so verkörperten sie doch ganz sicher alle ihre negativen Eigenschaften.
    Die Truppen
zogen sich gegen Minerva zusammen, die friedlich schlief, unbeeinträchtigt von
schlechten Träumen oder Gedanken an ihre Zukunft.
    Lady Godolphin hatte sich insgeheim
geschworen, dem Pfarrer am nächsten Morgen zu schreiben und ihn zu bitten,
Minerva nach Hause zu holen. Es war ein Jammer, daß das Mädchen so prüde war,
denn sie war wirklich schön. Aber jedes Mädchen, das auch nur halb so gut
aussah wie Minerva und sich in der großen Welt einigermaßen benehmen konnte,
hatte mehr Aussicht, anzukommen. Lady Godolphin hatte eine Schwäche für
Charles Armitage, da sie ihn als wilden jungen Mann gekannt hatte. Sie half ihm
sehr gerne, solange das nicht bedeutete, daß sie zu viel Geld einbüßte.
    Sie hatte
bereits viel in Minervas Garderobe investiert, und die Aussicht, das Geld je
zurückzubekommen, schien gering. Als sie am nächsten Morgen ihren alten Kopf
von dem farbverschmierten Kissen erhob, fiel ihr als erstes Oberst Brian ein.
Das war wenigstens ein Mann! Aber Minerva würde bald herausfinden, daß er
verheiratet war, wenn sie es nicht schon wußte, und würde todsicher den ganzen
Spaß verderben. Deshalb war Ihre Ladyschaft mehr denn je entschlossen, Minerva
eiligst wegzuschicken, als sie angezogen war, eine neue Schicht Schminke über
die alte aufgetragen und eine neue Flachsperücke aufgesetzt hatte, die erst an
diesem Morgen geliefert worden war.
    Den ersten
Hinweis darauf, daß das Leben eine merkwürdige Wendung nahm, erhielt sie, als
sie in der Halle ihren Butler Mice die Diener anweisen sah, Vasen für mehrere
hübsche Blumengebinde zu bringen.
    »Woher
kommen all die Buketten, Mice?« fragte sie. Mice verstand ganz richtig, daß sie
Bukette meinte, verbeugte sich ernst und sagte, sie seien für Miß Armitage.
Miß Armitage sei im Grünen Salon und lese die mitgeschickten Karten.
    »Follikel«,
keuchte Lady Godolphin. »Sie hat gutes Geld ausgegeben, um sie sich selbst zu
schicken.«
    Minerva
erhob sich bei Lady Godolphins Eintritt.
    Sie sah
ganz besonders frisch und hübsch aus in ihrem hochgeschlossenen Batistkleid
unter einer Tunika aus erbsengrünem Musselin. Ihre Haare waren im
›römischen Stil‹ gekämmt: Auf dem Oberkopf waren sie zusammengefaßt, und
um das Gesicht ringelten sich kleine Löckchen.
    In der Hand
hielt sie ein paar Karten. »Von deinen Bewunderern?« fragte Lady Godolphin mit
einem Unterton in der Stimme, dem man anmerkte, daß sie nicht an solche
glaubte. »Laß mich sehen!«
    Minerva gab
sie ihr.
    Lady
Godolphin ging die Karten schnell durch, wobei ihre Augenbrauen vor
Uberraschung unter ihrer Flachsperücke verschwanden. Sie waren offensichtlich
echt.
    »Heiliger
Strohsack!« rief sie aus. »Wen haben wir denn da? Bryce, Blenkonsop, Chumley,
Dubois, Barding, Yarwood und den launischen Mr. Fresne! So eine Gesellschaft!
Gut, gut, gut! Es sieht so aus, als seist du doch angekommen. Aber was für
hohle Quatschköpfe ... wenn auch Chumleys Vermögen und Fresnes Besitz nicht zu
verachten sind.
    Wie kommt
das bloß? Deine Methodistenpredigten waren es bestimmt nicht. Ich hab's! Lord
Sylvester Comfrey. Er gibt den Ton an.«
    »Ich

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